Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)
die Uniform eines britischen Soldaten. Aber Gelb? Pfui Deibel.«
»Beruhigt Euch doch, Jacob. Die Seesoldaten sind genauso tapfer wie unsere Einheiten. Ich wünschte sogar manchmal, wir hätten ein paar von den Jungs hier, damit sie an unserer Seite kämpfen. Nicht dieses ganze Mischmasch aus vielen Nationen. Ich sag’s Euch, Jacob, von den Seesoldaten könnten sogar wir noch das ein oder andere lernen. Um Soldat auf einem Schiff zu sein, muss man bestimmte Fähigkeiten mitbringen. Wir müssen da sicher noch ein paar Tricks lernen.«
»Das ist das alte Regiment des Herzogs, Sergeant«, erklärte Hansam. »Machen wir sie nicht schlecht. Außerdem gibt es die gelben Uniformen schon längst nicht mehr. Die tragen jetzt Rot, genau wie wir.«
»Wenn man das hier noch Rot nennen darf«, merkte Steel trocken an.
Er schaute hinüber zu den Männern, die außerhalb einer kleineren Ortschaft am Wegesrand lagerten. Er hatte recht. Monatelang waren sie auf dem Feldzug und hatten oft lange nicht die Gelegenheit, neue Uniformröcke zu bekommen, bisweilen Jahre nicht, sodass die einst scharlachroten Uniformen der Infanterie gelitten hatten. Steels Uniformrock war es nicht besser ergangen. Dennoch, er hatte die beruhigende Gewissheit, dass man seine Männer immer noch klar und deutlich als britische Infanteristen erkennen konnte. Sie hatten eine besondere Art, sich zu bewegen, und ein spezielles Verhältnis zu Frauen und Alkohol, wie manche sagen würden. Unter Steels Befehl standen wahre britische Soldaten.
Vor zwei Jahren hätte er sie noch als Schotten bezeichnet, aber seit der Vereinigung der Parlamente und nach den herben Verlusten in Ramillies und Oudenaarde – von den Gefechten zwischendurch ganz zu schweigen – fehlten die meisten schottischen Kameraden in Farquharsons Reihen. Inzwischen war Steels Einheit so etwas wie ein zusammengewürfelter Haufen, eine Mischung aus Schotten und Leuten aus Nordengland, aus Yorkshire, Somerset und Northumberland. Viele waren ehemalige Landarbeiter aus den mittleren Grafschaften und aus Kent, und dann gab es da natürlich hin und wieder Iren.
Slaughter und die anderen Sergeants taten gut daran, für Zucht und Ordnung in den Reihen zu sorgen. Steel fragte sich, wie es mit dem neuen Kommando laufen würde, denn er fand sich erneut an der Spitze aus zusammengelegten Grenadiereinheiten wieder – an der Spitze des Bataillons, das er in Wijnendale befehligt hatte.
An diesem Oktobermorgen war Steel mit seinem Schicksal zufrieden. Im Geiste hatte er sich bereits einen Plan für die Zukunft zurechtgelegt, auch wenn ihn Sorgen geplagt hatten. Denn er wusste, dass seiner Beförderung nichts mehr im Wege stand, wenn er den bevorstehenden Einsatz erfolgreich zu Ende führte. Der Herzog hatte ihm sein Wort gegeben. Major Steel. Hörte sich gut an. Vielleicht war sogar der Rang des Colonels drin.
Und Henrietta schien es auch nicht schlecht zu gehen. Brüssel stand zwar erneut unter Druck von Marschall Berwick, aber sie war längst in Ostende. Hawkins hatte durch Boten melden lassen, dass sie mit dem Konvoi aufbrechen sollte. Steel würde sie unterwegs treffen. Henrietta war für ihn der größte Anreiz bei diesem Vorhaben. Sobald alles vorüber war und er seine Beförderung in Händen hielt, wären sie fortan zusammen.
Cadogan hatte General Erle gebeten, die Grenadiere mit einem Dutzend flacher Barkassen und Kanalboote auszustatten, die für Ostende zur Verfügung standen. Es handelte sich um einfache Boote, die nur über ein Segel verfügten und notfalls mit Rudergasten bestückt werden konnten. Man hatte den Konvoi in bemerkenswert kurzer Zeit zusammengestellt.
Was für ein außergewöhnlicher Mann dieser Cadogan doch ist, dachte Steel. Man konnte ihm bisweilen zwar vorwerfen, auf Eigennutz bedacht zu sein, doch er war in der Lage, auf Kommando alles Erdenkliche auf die Beine zu stellen.
Die ursprüngliche Besatzung war ausgezahlt worden und hatte die Boote verlassen. Daraufhin hatten englische und holländische Seeleute die Boote von den Häfen, die noch unter alliierter Kontrolle standen, zum vereinbarten Treffpunkt gebracht und noch während der Fahrt umgebaut, sodass aus Lastkähnen Boote entstanden waren, die Soldaten transportieren konnten. Die zuvor auf offener See eingesetzten Barkassen glitten nun über die überfluteten Flächen Flanderns bis zu der Ortschaft Gistel.
Dort wartete Steel mit seinem Bataillon, acht Meilen nordwestlich von der Stelle, an der sie den Sieg im Wald
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