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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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errungen hatten. Der größere Teil von Marlboroughs Streitmacht war derweil in Richtung der französischen Armee weitermarschiert. Der Herzog war fest entschlossen, bei nächster Gelegenheit die offene Feldschlacht zu suchen. Bei Torhout hatte Steel sich mit seinen Männern von der großen Marschsäule abgesetzt und war nach Norden marschiert. Da er bei Wijnendale keine Zeit gehabt hatte, die neuen Offiziere kennenzulernen, holte er dies während des Marsches von Lille nach.
    Die Grenadiere des Bataillons stammten aus insgesamt sechs verschiedenen Regimentern. Vertraut waren Steel natürlich die Schotten, die Lord Orkneys Regiment angehörten. Fünfzig weitere Mann standen unter dem Befehl eines Captains und eines Lieutenants. Den Captain hatte Steel gleich wiedererkannt. Es war Charles Murray, den Steel aus Kindheitstagen kannte. Obwohl Steel gewusst hatte, dass Murray als Offizier unter Marlborough diente, waren sie sich aus unerfindlichen Gründen bislang nie begegnet.
    Doch nun gehörten sie demselben Bataillon an, das trotz der gleichen Dienstgrade unter Steels Befehl stand. Murrays Lieutenant war ein eher unerfahrener Bursche von gerade einmal zwanzig Jahren, der jüngere Sohn aus dem Pfarrhaus aus Perthshire namens Ian Donald. Tom Williams zufolge, der auf dem Marsch nach Norden versucht hatte, sich mit dem jungen Mann anzufreunden, sagte Donald herzlich wenig und blieb gern für sich, obwohl er ansonsten ein netter Kerl zu sein schien. Wann immer sich die Gelegenheit ergab, las Donald in einer abgegriffenen Ausgabe von Thukydides’ Der Peloponnesische Krieg . Murray indes schwor, sein Lieutenant sei ein wahrer Löwe in der Schlacht, sodass Steel es kaum abwarten konnte, diese Verwandlung mit eigenen Augen zu sehen.
    Dann gab es die fremdländischen Kameraden im Bataillon. Als Erste hätte Steel, der Rangfolge zuliebe, gern die Niederländer positioniert. Deren Captain, van Heemskerk, war ein Haudegen mit zotteligem Bart und einer Haut wie Leder. Er mochte gut zehn Jahre älter sein als Steel und wirkte ein wenig verstimmt, dass man ihn bei der Vergabe des Kommandos übergangen hatte. Seine Männer waren allesamt erfahrene Kämpfer, allerdings nicht so alt wie der Captain. Steel beschloss, diese Soldaten im Gefecht an der rechten Seite zu haben. Eine Ehre, die einen Mann wie van Heemskerk vielleicht ein wenig besänftigen würde.
    Die Preußen sahen wieder einmal so aus, als wären sie soeben frisch vom Paradeplatz gekommen. Steel stand vor einem kleinen Problem, denn er fragte sich, wie er den eigenartigen Gleichschritt der Preußen bei einem Sturmlauf mit der langsameren Schrittfolge der eigenen Männer in Einklang bringen sollte. Die Preußen wurden von einem schmalen jungen Mann befehligt, der einen gewachsten Schnurrbart trug. Sein Name war Emsdorf, und Steel musste gleich an jenen armen preußischen Offizier denken, mit dem er in Blenheim Seite an Seite gekämpft hatte und der auf dem Schlachtfeld von den Franzosen niedergemacht worden war. Damals hatte Steel gelernt, dass die Preußen offenbar selten an die Option eines Rückzugs dachten.
    Die Hannoveraner hielt Steel für nicht so verlässlich. Ein seltsamer Haufen, dachte er. Der Offizier schien so etwas wie ein Lebemann zu sein. Zu guter Letzt hatte Steel es mit den Dänen zu tun, die von einem schlaksigen jungen, strohblonden Mann angeführt wurden. Obwohl man viel Gutes von den dänischen Soldaten gehört hatte, glaubte Steel nicht, dass die Grenadiere aus demselben Holz geschnitzt waren wie beispielsweise die Niederländer unter van Heemskerk.
    Das also waren die Soldaten, die Steel fortan als schlagkräftige Truppe führen sollte. Den Männern wurde einiges abverlangt – dass sie sich auf dem Schlachtfeld bewährt hatten, bezweifelte niemand, aber nun sollten sie von Booten aus kämpfen, auf schwankenden Decks in einem überfluteten Landstrich. Andererseits spiegelte Steels Bataillon die Zusammensetzung von Marlboroughs Armee wider. Steel war sich darüber im Klaren, dass es für den Herzog oft schwierig gewesen sein musste, die einzelnen Truppenbewegungen der Gefechte aufeinander abzustimmen. Steel machte sich Mut, indem er sich sagte, er habe es gewiss mit erfahrenen Kämpfern zu tun, mit einer Art Elitetruppe.
    »Ob es Euch gefällt oder nicht, Jacob«, sagte er zu Slaughter, »wir müssen aus den Männern eine einzige Kampfeinheit machen, die obendrein noch von Booten aus kämpfen soll. Da wir gerade davon sprechen – ich denke, es ist an

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