Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)
ihre Brüste unter der Spitze. Ein herrliches Geschöpf. Ein Jammer, dass sie so verdorben war.«
Steel nickte mit zusammengepressten Lippen.
»Ich legte ihr eine Hand auf den Mund und weckte sie. Stellt Euch vor, wie entsetzt sie mich anstarrte mit ihren grünen, weit aufgerissenen Augen. Natürlich versuchte die Hure, mich zu beißen, aber das gewöhnte ich ihr rasch ab. Schließlich knebelte ich sie mit einem ihrer Seidenstrümpfe und band ihr die Hände auf dem Rücken zusammen. Mein Gott, wie sie sich zur Wehr setzte! Aber nach einigen gezielten Stichen mit meinem Messer hörte sie auch damit auf. Und dann, müsst Ihr wissen, verwandelte sich ihr Augenausdruck: Ihr Zorn wich purem Entsetzen. Sie hatte Angst, Steel. Und das, ich gebe es ungern zu, machte mich zum glücklichsten Mann auf Erden, zumindest für den Augenblick.«
Er verstummte kurz, fuhr dann mit einem Glimmen in den Augen fort: »Ich wollte, dass sie weiß, was Furcht bedeutet. Deshalb ließ ich sie ein paar Stunden lang so sitzen. Natürlich redete ich die ganze Zeit auf sie ein. Ich erzählte ihr, was ich alles mit ihr anstellen würde, wie ich sie umbringen würde. Bis ins kleinste Detail. Ab und zu versetzte ich ihr einen kleinen Schnitt mit dem Messer. Nur ganz klein. An irgendeiner Stelle, die mir gerade so in den Sinn kam. Am Arm oder am Oberschenkel. Kleine, dünne Schnitte. Aber ich glaube, es waren meine Worte, die sie am meisten mitgenommen haben, nicht so sehr die Schnittwunden und all das Blut. Interessant, findet Ihr nicht, dass kleine Wunden dann doch so stark bluten? Einmal dachte ich, sie würde in Ohnmacht fallen. Das ließ ich natürlich nicht zu. Es geht doch nichts über einen Krug mit kaltem Wasser, um ein Mädchen aufzuwecken, nicht wahr? Also fuhr ich fort mit meinen Beschreibungen, und ihre Augen wurden immer größer und größer.«
Er lachte leise bei diesen Erinnerungen. »Schließlich zitterte sie am ganzen Leib vor Entsetzen. Inzwischen brach der Morgen an, daher nahm ich ihren zweiten Seidenstrumpf und wickelte ihn ihr um den schönen Hals. Und dann zog ich fest und lange, und … dann war sie fort. Ausgelöscht. Um ganz sicherzugehen, schnitt ich ihr die Kehle durch, von einem Ohr zum anderen. Da hatte ich das hier schon an mich genommen.«
Erneut hielt er die Kette mit dem Anhänger hoch, ehe er den Schmuck in seiner Westentasche verschwinden ließ. Steel musste erst einmal durchatmen nach diesem Bericht. Rasch nahm er einen Schluck Wein. »Gut gemacht, Simpson. Aber sagt, warum seid Ihr jetzt hier? Hat der Herzog keine Verwendung mehr für seine Spione?«
»Leider kennt man mein Gesicht in gewissen Kreisen. Meine Tarnung ist aufgeflogen, mein Lieber. Gabriel ist übrigens im Fluss gelandet. Das war die Handschrift des Kaisers. Aber es gibt noch andere in Paris, die mich kennen. Deshalb bin ich nach Leffinge gekommen. Ich musste Frankreich auf einem Boot verlassen. Das war der einzige Weg, mein guter Junge. Überall Soldaten. Also landete ich letzten Endes an der Küste in Ostende. Glaubt mir, ich stank drei Tage lange nach Fisch.« Er roch an seinem Mantel. »Ist es immer noch so schlimm?«
Steel lachte und schüttelte den Kopf. »Nein, Simpson, Ihr stinkt gewiss nicht mehr. Zumindest nicht nach Fisch.«
Der Spion lächelte und fuhr fort: »Als ich erfuhr, dass der Konvoi auf dem Weg nach Lille war, sorgte ich dafür, dass ich mit an Bord konnte. Und als eine Reisegruppe sich nach Leffinge absetzte, fuhr ich mit. Wie mir das gelang, wollt Ihr wissen? Nun, ich hatte einen der Matrosen ins Herz geschlossen. Zufällig gehörte er zu der Mannschaft, die nach Leffinge segelte.« Er zog die Stirn in Falten. »Ihr seht also, dass ich an die Front zurückkehrte. Nun bin ich wieder Soldat, mein Guter. Ich marschiere zum Lärm der Geschütze. Der Lillibulero ist wieder meine Hymne, und Mars ist mein Schutzpatron. Es fiel mir schwer, mich in Leffinge als Kämpfer zurückzuhalten.«
»Stimmt es denn, dass der Ort belagert wird? Seid Ihr sicher?«
»So sicher wie ich weiß, dass der König von Frankreich ein Esel ist. Daran gibt es nichts zu rütteln. Wie sollte man einen Mann sonst nennen, der das Friedensangebot des Herzogs, das Ihr nach Paris gebracht habt, auf Anraten seiner Generäle ausschlug? Das war ein schwerer Fehler. Den Tag wird er noch bereuen. Er ist alt geworden, Steel. Den Thron verdient er längst nicht mehr.«
Steel war mit seinen Gedanken immer noch in Leffinge. »Die Angreifer, die Ihr dort gesehen
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