Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)
Halt.
Abermals stoben Flammen aus den Mündungen der französischen Gewehre. Vier Mann in Steels Nähe wurden getroffen. Es war ein Wagnis, aber wenn sie es schafften, gehörte ihnen der Ufergürtel. Und dann hätten sie genug Zeit, in die Stadt zu gelangen.
Wie vereinbart, lösten sich die Preußen rasch aus der zweiten Reihe und fächerten sich beiderseits von Steels Kompanie auf. Jetzt standen zwei Kompanien drei Glieder tief. Er hoffte, dass die Feuerkraft ausreichte.
»Die ersten Züge, bereitmachen. Anlegen! Feuer!«
Ein Drittel der Musketen krachten und feuerten ihre Bleikugeln auf die Franzosen; sechs davon trafen.
Hansam übernahm den Befehl. »Zweite Züge, anlegen! Feuer!«
Weitere dreißig Gewehre spien Flammen, und sieben Franzosen gingen während des Nachladens zu Boden. Der Widerhall war noch nicht verklungen, als bereits der dritte Zug feuerte und weitere weiß uniformierte Infanteristen tötete. Schon feuerten wieder die ersten Züge. Und so ging es weiter. Die Franzosen gaben gemeinsam ihre Salve ab, doch inzwischen waren ihre Reihen arg gelichtet. Etwa dreißig Gegner lagen tot oder verwundet im nassen Gras, darunter auch Sergeants und Offiziere. Diejenigen, die noch in den drei Gliedern ausgeharrt hatten, wurden unsicher.
Erneut wogte das Peloton-Feuer entlang der britischen und preußischen Reihen, und die Gegenwehr der Franzosen wurde schwächer. Steel sah, dass mindestens zwei Gegner das Weite suchten. Das war die Wende. Zwei Mann genügten. Binnen kurzer Zeit folgten andere nach, und bald strömte das Bataillon über den Ufergürtel, um sich in Sicherheit zu bringen. Einige Offiziere versuchten noch, Ordnung in die Reihen zu bringen, um eine Gegenoffensive einzuleiten, doch dafür war es zu spät. Die meisten Offiziere hatten längst selbst die Flucht ergriffen.
Steel wandte sich den Grenadieren zu. »Feuer einstellen! Stehen bleiben.« Die meisten dieser Jungs waren erpicht darauf, dem Feind mit dem Bajonett nachzusetzen. Es war die Aussicht auf Ruhm, die die Männer beflügelte, aber Steel musste dieses Verlangen unterbinden. Deshalb rief er: »Nein, diesmal nicht, Jungs! Bald habt ihr Zeit, euren Sieg abzurunden. Folgt mir nach! In die Stadt!«
Die Grenadiere machten kehrt und stapften in die Richtung, in der die Boote lagen. Steel eilte gerade an die Spitze seiner Kompanie, als er einen harten Schlag gegen den linken Arm erhielt, wie von einem Hammer. Er wusste sofort, was passiert war, drehte sich halb und hielt sich die Schulter. Er spürte das Blut und fluchte. Die Wunde mochte zwei Zoll über der alten Verletzung sein, die er in Oudenaarde davongetragen hatte, und war offensichtlich nicht so schlimm. Durch den Pulverdampf hindurch erahnte er die Gestalt eines französischen Offiziers, der die noch qualmende Muskete in der Hand hielt. Doch der Mann rannte fort, ehe Steel Zeit fand, Vergeltung zu üben.
Slaughter eilte zu ihm. »Seid Ihr getroffen, Sir?«
»Ja. Der verdammte Feigling hat mich von hinten angeschossen. Rannte fort, verflucht.«
»Haben eben keine Manieren, diese Franzmänner, so ist’s doch, was, Sir? Aber lasst mich mal sehen.« Vorsichtig nahm sich Slaughter der verletzten Schulter an und entfernte den Uniformstoff, der blutgetränkt war. »Hattet Glück, Sir. Ein glatter Durchschuss, knapp unterm Knochen. Hässliches Loch allerdings. Die Ränder sehen nicht gut aus.«
Steel biss die Zähne zusammen. »Ist nah an der Verletzung von Oudenaarde, Sergeant.«
Slaughter zerriss das Hemd eines gefallenen Kameraden und legte einen notdürftigen Verband an, ehe Steel sich an die Spitze der Kompanie schleppte, die sich für den Abmarsch formiert hatte. Jetzt wandte er sich den Männern voll zu, schob den Degen in die Scheide und schwenkte seinen Hut über seinem Kopf. »Mir nach, Männer. In die Stadt!«
Im Eiltempo nahmen sie die Anhöhe in Richtung der Straße, die Steel bei der Landung entdeckt hatte. Aus Leibeskräften schrie er: »Heda, ihr da oben! In der Stadt. Feuer einstellen! Wir sind Briten! Nicht schießen!«
Er hörte Jubelrufe hinter den Straßensperren und entdecke kurz darauf einige der Verteidiger, graue und rote Uniformen zumeist. Offensichtlich hatten sie das Gefecht weiter unten am Ufer verfolgt, und als die Grenadiere die behelfsmäßigen Barrikaden aus Möbelstücken, Fässern und Treibgut erreichten, räumten einige Männer ein paar Gegenstände zur Seite, sodass Steels Leute durch einen Spalt im Bollwerk in die Stadt klettern konnten.
Man
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