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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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empfing die Grenadiere mit lautem Jubel und vielen Schulterklopfern. Kurz darauf stand Steel vor einem Sergeant der englischen Infanterie, dessen Gesicht deutliche Spuren vom Schießpulver aufwies.
    »Bei Gott, Sir. Das tut gut, Euch zu sehen. Wo sind die anderen?«
    »Ich fürchte, Ihr müsst fürs Erste mit uns vorliebnehmen, Sergeant. Aber besser als nichts, oder? Weitere Truppen sind auf dem Weg hierher. Wo ist Euer Offizier?«
    Der Sergeant deutete nach rechts. »Major Kidd steht zwei Straßen weiter, Sir. Und der befehlshabende Offizier ist auf dem Marktplatz, Captain.«
    Steel beschloss, sich auf den Weg zum Kommandanten in Leffinge zu machen, und folgte mit seiner halben Kompanie dem Verlauf der Straße. Überall waren die Schäden der Belagerung zu sehen. Die Straße war übersät von Schutt: Backsteine, Dachschindeln, Holzbalken und Habseligkeiten aus den Häusern. Tote Soldaten oder Zivilisten lagen halb unter den Trümmern begraben. Steel wähnte sich wieder in Ostende, aber er hoffte, dass Henrietta nicht allzu entsetzt war und nicht zu sehr unter den Erinnerungen an den Kampf um Ostende litt.
    Sie erreichten den Rathausplatz und blickten auf ein höllisches Szenario: Auf der einen Seite des Platzes hatte man die Leichen nebeneinandergelegt, Männer, Frauen und Kinder. Gegenüber, auf der anderen Seite, lagen die Verwundeten. Einige der Frauen gaben sich Mühe, die Verletzten zu versorgen, aber Steel sah gleich, dass sie unter den gegebenen Umständen nur wenig ausrichten konnten. Weiter links standen einige Offiziere in grauen und roten Uniformröcken zusammen und berieten sich. Steel eilte über den Platz und stellte sich bei den Männern vor.
    »Captain Steel. Wem von Euch darf ich Bericht erstatten, Gentlemen?«
    Einer der Rotröcke schaute auf. Er war ein gut aussehender junger Mann ungefähr in Steels Alter, mit ansprechenden Gesichtszügen und rabenschwarzem Haar, das er – wie Steel – am Hinterkopf zusammengebunden hatte. Doch bei diesem Offizier war die Art der Haartracht keine Angewohnheit, sondern entsprach den Gepflogenheiten der Dragoner.
    »Ich habe hier das Kommando. Ich bin Major Maclean aus Hays Dragonern. Ihr seid sehr willkommen, Captain Steel. Ihr seid die Vorhut?«
    »Sozusagen, Sir. Ich befehlige ein unabhängiges, zusammengelegtes Bataillon von Grenadieren. Wir waren in Gistel, als wir erfuhren, in welcher Bedrängnis Ihr Euch befindet, Major. Daher gehören wir streng genommen nicht zu dem Entsatz, aber ich bin sicher, dass die Verstärkung bald hier eintreffen wird.«
    Der Major zog die Stirn in Falten. »Ja, besser ein paar Mann Verstärkung als überhaupt keine. Wie viele Soldaten bringt Ihr mit?«
    »Insgesamt dreihundert Musketen, Sir, Verluste mit eingerechnet. Alles Grenadiere.«
    Noch während sie sprachen, flog eine Kanonenkugel kreischend über die Köpfe der Offiziere hinweg und grub sich mit entsetzlichem Krachen in ein Fachwerkgebäude unmittelbar am Rathausplatz. Ein Großteil des ersten Stockwerks stürzte ein, Außenmauern und Fenster barsten. Instinktiv duckten die Offiziere sich, doch Steel und Maclean führten ihr Gespräch trotzdem weiter.
    »Ich möchte Euch bitten, Eure Truppe aufzuteilen, Captain. Mit der Hälfte Eurer Männer begebt Ihr Euch auf die linke Flanke, zu dem Abschnitt, von dem Ihr kommt. Die übrigen Grenadiere beziehen im Süden Aufstellung. Denn dort planen die Franzosen offensichtlich ihren Hauptvorstoß.« Erst jetzt gewahrte er Steels Verletzung. »Ihr wurdet getroffen. Ist es schlimm?«
    »Nein, Sir. Ich lebe noch.«
    »Also gut. Teilt Eure Truppe nach Belieben ein, Captain. Und viel Erfolg.« Damit wandte er sich wieder dem niederländischen Offizier zu, mit dem er sich zuvor unterhalten hatte.
    Einerseits war Steel beeindruckt von der Gelassenheit des Majors, andererseits verwirrte ihn das offensichtliche Desinteresse des Mannes. Er sprach den preußischen Captain an, der neben ihm stand. »Captain Emsdorf, Ihr geht mit Eurer Kompanie und den Dänen und Niederländern an den östlichen Stadtrand, genau zu der Stelle, an der unser Uferabschnitt liegt. Ich werde mit dem Rest des Bataillons an der südlichen Seite der Stadt kämpfen. Viel Erfolg.«
    Der Preuße nickte und eilte davon. Steel war im Begriff, die drei anderen Kompanien zusammenzustellen, als sich über das dumpfe Donnern der Geschütze weitere Schüsse legten, die durch die Nacht peitschten.
    »Was war das, zum Teufel?«
    Die Offiziere starrten in die Richtung, aus der das

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