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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Staubaufwirbelungen unterscheiden, und er verstand es wie kein Zweiter, die Zeichen des Krieges zu deuten.
    Fluchend machte er auf dem Absatz kehrt und begab sich auf kürzestem Weg zurück zu dem Boten.
    »Habt Dank. Bedaure, wenn ich an Euren Worten gezweifelt habe, Lieutenant. Ja, ich sehe, was Ihr meint. Überbringt General Biron eine Nachricht. Sagt ihm, er braucht sich keine Sorgen zu machen. Er möge die Streitmacht voraus mit aller gebotenen Eile angreifen. Ich selbst werde die Kavallerie als Entsatz auf unseren linken Flügel dirigieren. Wartet einen Augenblick.« Er blickte hinüber zu der Gruppe Offiziere. »Puységur.«
    Vendômes Stabschef trat vor.
    »Puységur, begleitet diesen jungen Offizier. Ihr werdet unverzüglich zu General Biron reiten. Richtet ihm aus, er möge für den Augenblick dort warten, wo er jetzt ist. Wir verfügen hier noch über zu wenig Kavallerie für eine sofortige Verstärkung. Er muss auf die Reiter warten, ehe er sich weiter vorwagt. Und sagt ihm vor allem, er soll ruhig zulassen, dass der große General Marlbrook mit so vielen Kräften herüberkommt, wie er mag.«
    Sowohl der Stabschef als auch der Lieutenant wirkten verblüfft.
    Doch Vendôme fuhr bereits fort. »Kein Grund zur Beunruhigung, meine Herren. Das alles ist Teil meines Plans, um den Feind in eine Falle zu locken. Und nun macht Euch auf den Weg.«
    Er wandte sich an seinen Privatsekretär. »Du Capistron, lasst dem Herzog von Burgund eine Nachricht zukommen. Er soll die Infanterie des gesamten linken Flügels unmittelbar hinter meinen Vorstoß mit der Kavallerie bringen.«
    Der Marschall trat wieder an den Klapptisch und nahm noch einen Schluck von dem Wein, den er hatte stehen lassen. Dann bückte er sich, streichelte einen der Pointer und beglückwünschte sich selbst zu diesem raschen Entschluss. Denn Marlborough hatte einen Fehler gemacht, endlich einmal. Sollte es Vendôme jetzt gelingen, ungehindert vorzurücken, würde er einen Großteil der Alliierten auf der falschen Seite der Schelde in die Enge treiben. Marlborough würde von einer Übermacht festgenagelt werden und als natürliches Hindernis den Fluss im Rücken haben. So würde es Vendôme zumindest gelingen, die feindlichen Verbände über die Pontonbrücken oder gar ins Wasser zu treiben. Dafür brauchten seine Generäle nur gemeinsam an einem Strang zu ziehen. War das zu viel verlangt? Von dem Herzog von Burgund, diesem elenden Narren?
    Eine schwarze Schmeißfliege hatte sich auf ein Stück des Brotes auf dem Teller niedergelassen. Vendôme griff nach einer großen Kelle aus Zinn und erschlug das Insekt damit. Ja, die Vorhut der Alliierten würde er genauso erledigen wie diese lästige Fliege. Und dann, ehe Marlbrook in der Lage wäre, seine Linien zu verstärken, wäre Vendôme Herr über den Fluss und die Brückenköpfe dort. Der große britische General würde zurückgetrieben, worauf ein dankbarer König Ludwig seinen stets treuen Marschall belohnen würde. Vergeben wären alle Zwistigkeiten.
    Vendôme wandte sich der kleinen Gruppe Offiziere zu. »Kommt, meine Herren. Chevalier, wenn Ihr erlaubt. D’Evreux. Ihr alle, ich bitte Euch. Dies ist nicht der Zeitpunkt für ein Mahl oder Plaudereien. Die Mahlzeit ist beendet. Kommt. Wir haben noch viel zu tun und müssen eine Schlacht gewinnen.«
***
    Auf einem Schlachtfeld gibt es keinen atemberaubenderen Anblick als eine vorrückende Brigade Kavallerie in Höchstform, dachte Steel. Er war dankbar für diese Art der Ablenkung. Da die französischen Geschützmannschaften sich auf ihre Ziele eingeschossen hatten, mussten Steels Männer weitaus mehr einstecken als in den Stunden des Wartens zuvor. Viel zu lange harrten sie nun schon auf diesem Hügel aus, zur Untätigkeit verdammt, und mussten mit dem quälenden Druck zurechtkommen. Jetzt indes, als die Kanonenkugeln zu einer tatsächlichen, greifbaren Bedrohung wurden, bot sich den Männern die Möglichkeit, sich von dem Geschehen ablenken zu lassen.
    Steel, Slaughter, Hansam und Williams und all die anderen, die in der Lage waren, sich einen geeigneten Aussichtspunkt zu suchen, beobachteten, wie sich vom linken Flügel der Alliierten Reihe um Reihe elegant trabender Kavalleriepferde löste und über die Ebene preschte. Die Reiter begannen zunächst in langsamem Trott, ehe sie vor den Augen der Feinde in einen Kanter und schließlich in Galopp verfielen. Der Boden vibrierte, während die Kavallerie sich unaufhaltsam der rechten Flanke der Franzosen

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