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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Blöße in dem Spiegel zur Geltung kam, der am Fußende an der Wand lehnte. Jetzt konnte Steel Henrietta sehen. Er murmelte irgendetwas in sich hinein.
    Sie war zweifelsohne das schönste Geschöpf, das er je erblickt hatte, und besaß einen Zauber, bei dem er alles zu vergessen schien – fürwahr, sie vermochte seine Leidenschaft in einer Weise zu erregen, dass ihm die Sinne schwanden. Doch nun schaute er weg.
    Er stand vor dem bodenlangen Spiegel im besten Schlafgemach einer kleinen Schänke in der Stadt Menen und versuchte die ganze Zeit, mit einer Hand sein Halstuch zu binden. Den anderen Arm trug er nach wie vor in einer Schlinge. Die Schlacht war zwar schon beinahe einen Monat her, aber die Kraft kehrte nur langsam in seinen Arm zurück, und die Sehnen waren noch nicht wieder ganz verheilt. Jetzt fluchte er ein wenig lauter. »Verdammt. Liebling, könntest du mir bitte helfen? Ich fühle mich wie ein Krüppel, der sich nicht mal selbst das Halstuch binden kann.«
    Henrietta stützte sich auf das Kopfende des Bettes und streckte sich wie eine Katze, sodass sich die Haut ihres blassen Körpers spannte und die vollen, runden Brüste zur Geltung kamen. Zufrieden lächelte sie ihrem Spiegelbild zu, blieb in dieser verführerischen Pose und sagte in sinnlichem Tonfall:. »Jack, ich finde immer noch, dass du uns eine Unterkunft hättest suchen können, die ein bisschen weniger von diesem … bäuerlichen Charme hat. Ich meine, sieh dir doch nur diese Kammer hier an! Hast du je solche Vorhänge und Bettvorhänge gesehen? Einfacher Kattunstoff. Und dann der Fußboden! Blanke Dielen, Jack!«
    Steel gab vor, die Beurteilung der Unterkunft überhört zu haben, und mühte sich weiter mit dem Halstuch ab. Doch Henrietta setzte nach, da es ihr missfiel, mit ihrer Meinung ignoriert zu werden. »Hörst du mir überhaupt zu, Jack? Oder siehst du mich gar nicht? Kannst du mich sehen, Jack?«
    Steel, der sich vom Anblick seiner Frau nicht beeinträchtigen lassen wollte, musste sich eingestehen, dass es Henrietta letzten Endes doch gelungen war, ihn abzulenken. »Ja, ich sehe dich, Liebling. Aber ich wünschte, ich würde dich nicht sehen, zumindest im Augenblick nicht. Ich muss nämlich gleich zum Oberbefehlshaber. Und das weißt du.«
    Während er sich bewusst machte, wie schwer es ihm fiel, den Blick von seiner schönen Frau zu wenden, wurde ihm deutlich, dass Henrietta einen wunden Punkt getroffen hatte. Denn Steel hatte in der Stadt keine andere Unterkunft finden können als diese schlichten Räumlichkeiten in einem kleinen Wirtshaus, die selbstverständlich nicht Henriettas Standard entsprachen. Zumal sie an die Annehmlichkeiten der üppig ausgestatteten Suite in Brüssel gewöhnt war, die sie sich ausgeguckt hatte und für die Steel seither die Miete begleichen musste, obwohl er fast die ganze Zeit auf dem Feldzug gewesen war.
    Henrietta lachte, stieg leichtfüßig aus dem Bett und kam langsam auf Steel zu, wobei sie sich bei jedem Schritt in den Hüften wiegte und sich der Wirkung ihrer Reize sehr genau bewusst war. Sie wusste, dass sie eine schöne Frau war. Vielleicht sogar die schönste Dame am Hofe von St. James’s und gewiss im Augenblick die schönste Frau in Flandern.
    Grazil stellte sie sich auf die Zehenspitzen, als sie die Hand nach dem Halstuch ausstreckte, wobei sie ihr Gesicht bewusst nah an das Steels brachte. Ihr nackter Körper rieb über Steels Uniformstoff. Als sie Steels Kopf ein wenig zu sich zog, blickte er auf ihren schön geschwungenen Hals. Sie duftete nach Lavendel und Moschus und ganz entfernt nach Schweiß. Eine Mischung, die ihn um den Verstand zu bringen drohte, und beinahe wäre er diesen Reizen erlegen.
    Im Grunde seines Herzens wusste er, dass es nicht richtig gewesen war, seine Frau hierherkommen zu lassen. Es ging ihm dabei nicht nur um Henriettas Sicherheit, sondern auch darum, dass in Augenblicken wie diesem die Versuchung größer zu sein schien als das Pflichtgefühl.
    Zunächst war Steel nicht einverstanden gewesen, als Henrietta ihn gebeten hatte, von Brüssel nach Menen kommen zu dürfen. Menen lag unweit der Front, erschien ihm letzten Endes aber doch relativ sicher, da die Stadt befestigt und obendrein von der alliierten Armee umschlossen war. Doch Henrietta hatte so lange gebettelt, bis er schließlich nachgegeben hatte; er war bestimmt nicht der erste Mann, der dem Charme dieser Frau erlegen war.
    Und hier war sie nun, in ihrer ganzen Blöße. Und Steel ließ sich wieder mal

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