Stefan Bonner und Anne Weiss
Feinfühligkeit und geistiger Reife auf Ihre Seite zu ziehen: Sätze wie »Hey, du, isch, fikifiki?« können zwar größere Missverständ nisse verhindern, machen sich aber beim Objekt der Begierde nicht so gut.
Wenn wir uns bei der Partnerwahl nicht allzu doof verhalten, ist das für uns persönlich ein kleiner, schmalziger Schritt ins Glück, aber ein großer Schritt für die nächste Generation. Denn Liebe und Sex sind hilfreich bei der Verbreitung der eigenen Gene. Mit dem richtigen Partner können wir auch endlich Kinder bekommen – und darauf hat Deutschland ja nur gewartet.
Also doch ein großes Happyend? Mitnichten.
Wenn die Blagen erst mal Sauerstoff geschnuppert haben, setzt der Ärger ja erst richtig ein. Dumme, die erziehen, sind schlimmer als Dumme, die gar keine Kinder kriegen. Und blöde Eltern, die ihr Handwerk nicht verstehen, gibt es in der Generation Doof leider mehr als genug.
KAPITEL 6
Erziehung – So leicht, dass sie sogar in Milch schwimmt
»Wenn man Frau von der Leyen hört, gewinnt man den Eindruck, dass der Bundesadler dem nächst von einem Storch ersetzt werden soll.«
Guido Westerwelle
Er macht zwar einen recht ausgeglichenen Eindruck, aber Gün-ther Jauch, Journalist, Schwiegermutter-Liebling und vierfa-cher Vater, hat seinen Eltern offenbar nicht nur Freude bereitet. »Ich war ein schwer erziehbares Kind, und es war keine witzige Zeit«, gestand er Maybrit Illner im ZDF.
Der clevere Moderator ist kein Einzelfall. Heute ist jedes Kind, das etwas auf sich hält, schwer erziehbar – vor allem sind es die Kinder der Generation Doof. In Schulen und Kindergärten wimmelt es nur so von kleinen Kotzbrocken, Konzentrationskatastro-phen, Konsumkids und Krawallmachern.
Ein aufmüpfiges Kind ist kein Stein des Anstoßes mehr – im Gegenteil. Wer mit seinem Kind richtig Furore machen will, der sollte für das Balg ein Syndrom erfinden, über das sogar Fachartikel verfasst werden können.
Sie finden das albern? Von der Realität ist es leider nicht all-zu weit entfernt. Neben einer Vielzahl von Syndromen wie ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom) gibt es noch einen weiteren Grund dafür, dass Kinder verzogen, aufmüpfig oder nervig sind – ihre Eltern. Die sind uns ja aus der eigenen Kindheit noch bestens bekannt als Nervensägen, Besserwisser und Hüter des schlechte Geschmacks. Hätten sie allerdings zum Wohle der Menschheit und zum persönlichen Schutz vor Geschlechtskrankheiten stets auf Kondome zurückgegriffen, dann gäbe es uns nicht. Heute sind wir die Eltern – die Generation Doof. Wir stehen in der Pflicht und verwechseln dabei Erziehung nur allzu schnell mit Kinderverzie hung.
Doch bevor man Eltern wird und jemanden erziehen kann, muss man das Erziehungsobjekt erst mal in die Welt setzen. Das scheint heute alles andere als einfach zu sein – und es hat nichts mit Geburtsschmerzen zu tun. Das Übel beginnt bereits vor der ersten Presswehe: Die Generation Doof konnte sich noch nie besonders gut entscheiden. Solider Ausbildungsberuf oder Studium? Und wenn Studium, dann welches Fach? Liebe oder Solistenda-sein? Kind oder lieber kinderlos? Letztere Entscheidung ist besonders heikel. Denn das Zeitfenster fürs Kinderkriegen ist zumindest beim weiblichen Teil der Bevölkerung vergleichsweise klein. Eine schnelle Entscheidung ist gefragt, sonst entscheidet die Biologie.
Viele scheinen sich davor zu scheuen, ein Kind zu bekommen, denn seit Mitte der neunziger Jahre gibt es in Deutschland deutlich mehr kinderlose Paare als Familien. Inzwischen entscheiden sich fast jeder vierte Mann und jede siebte Frau für ein Leben ohne Kinder.
Warum fällt uns die Entscheidung für ein Kind so schwer? Denn eigentlich liegen uns die kleinen Schreihälse doch allen am Herzen. Vielen Frauen treten Tränen in die Augen, wenn sie im Fernsehen eine Werbung für Windeln sehen. Sie feiern zwar nicht den »Tag der Familie« am 15. Mai, nehmen ihn aber durchaus zur Kenntnis. Und wie oft sieht man in der Straßenbahn jemanden mit dem Baby schäkern, das die Frau gegenüber auf dem Schoß hält? Geradezu reflexartig wandert unser Blick in den Kinderwagen, der am Nachbartisch im Café steht. Und selbst hartgesottene Staatsan wältinnen verspüren ein eigenartiges Ziehen im Herzen, wenn sie an einem Geschäft für Babymoden vorbeikommen. Doch wenn es darum geht, sich für ein Kind zu entscheiden und sein Leben dar auf einzustellen, dann fallen uns tausend gute Gründe ein, warum es gerade jetzt nicht
Weitere Kostenlose Bücher