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Stefan Bonner und Anne Weiss

Stefan Bonner und Anne Weiss

Titel: Stefan Bonner und Anne Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Generation Doof
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Lehrstellenbewerber. Von ihnen fand aber nur knapp die Hälfte einen Ausbildungsplatz. Mindestens ebenso viele müssen ihre Kreativität spielen lassen: Sie absolvieren Praktika, jobben für Min destlöhne oder melden sich arbeitslos. Und rund 50 000 Jugendliche gelten schlicht als unvermittelbar und fallen durch jedes Raster.
»Die Jobsuche ist katastrophal«, beklagt sich Ziggimu75 in einem Internetforum. »Die Stellen, die ich haben will, krieg ich nicht – nicht ausreichend qualifiziert, schreiben sie immer wieder. Ich muss jetzt nehmen, was kommt.« Ziggimu75 hat Politologie studiert, mit einem Doktortitel abgeschlossen und ist inzwischen so frustriert, dass er aus lauter Verzweiflung auch bei Penny an der Kasse arbeiten würde.
Aber geteiltes Leid ist halbes Leid. Das ist einer der Gründe, warum sich so viele Menschen in Internetforen tummeln. Und so ist auch Ziggimu75 nicht allein auf elektronischer Flur: »Habe mei ne Ausbildung fertig und hab jetzt echt keinen Plan, WAS ich ma-chen soll«, klagt der ausgebildete Koch DSchneider ratlos in einem Forum zu Berufsfragen. Myrdhin, Tontechniker und Fantasy-Fan, steckt allem Anschein nach ähnlich tief in der Professionspatsche: »Den Job, den ich will, gibt es einfach nicht!!!« Und Lifthrael, angehender Historiker, stimmt in das Klagelied ein: »Kenne das Problem. Was mich nach dem Studium erwartet, ist im Moment ein großes, schwarzes Loch.« Wenn es gar nicht mehr weiterzugehen scheint, rückt die Sinnfrage in den Vordergrund, so wie es bei dem mehrfach ausgebildeten Betriebswirt Neon80 offenbar der Fall ist: »Hab ich diese ganze Kacke jetzt nur gelernt und durchgemacht, um arbeitslos zu werden!?!?!«
Peter Karst sind solche Probleme nur allzu vertraut. Er hat lange Jahre als Dozent an einer Fachhochschule gearbeitet. Die Leiden der Generation Doof beim Berufseinstieg hat er vielfach miterlebt – und auch er macht den schleichenden Kontaktverlust mit der Wirklichkeit für die Schwierigkeiten verantwortlich. »Ich habe Studenten, die sind Ende zwanzig, machen bald ihren Abschluss und freuen sich zu Recht auf den Beruf«, erzählt er. »Die meisten glauben, gleich groß durchstarten zu können. Aber so funktioniert das nicht. Die leben auf einer Insel der Seligen!«
Woran liegt es, dass Tausende junger Menschen beim Andock-manöver an den Beruf von potenziellen Arbeitgebern wie Fremd-körper abgestoßen werden?
Die einfache Erklärung wäre, dass es tatsächlich zu wenige Stellen für die vielen Bewerber gibt. Doch das stimmt wohl kaum. Selbst in den vergangenen Jahren, als die deutsche Konjunktur noch im Stimmungstief steckte, suchten etliche Branchen händeringend nach Personal – und Jürgen Rüttgers forderte »Kinder statt Inder«, um des Informatikermangels in der IT-Branche irgendwie Herr zu werden. Dass nun neben Jobs, die eine hohe Qualifikation erfordern, auch vermehrt Stellen in Ausbildungsberufen wie Bäcker oder Metzger unbesetzt bleiben, lässt vor allem eines vermuten: Das Problem liegt nicht allein auf Seiten der Arbeitgeber, sondern vor allem auch auf Seiten der Bewerber.
»Die Wissenslücken bei vielen jungen Menschen sind eklatant«, berichtet Peter Sorgens aus seiner Erfahrung. Er arbeitet in einem Berufsinformationszentrum und geht jeden Tag mit der Generation Doof auf Tuchfühlung. »Noch schlimmer ist allerdings, dass die meisten überhaupt keine Vorstellung von dem Beruf haben, den sie ausüben wollen. Und das gilt quer durch die Bank, unabhängig vom Bildungsgrad.«
Viele von uns starten völlig unbeleckt in den Beruf und haben entweder utopische Vorstellungen von Luxus und Erfolg oder gar keinen Plan von dem, was sie als Arbeitnehmer oder Selbstständige erwartet. Vor allem die Ansprüche der frisch gebackenen Akademi ker sind hoch, und ihre Bereitschaft, sich nach dem lernintensiven Studium noch mehr Wissen anzueignen, gering.
»Die Studenten sind sich zwar durchaus der steigenden Anfor derungen nach mehr Kenntnissen, Fähigkeiten und Kompetenzen bewusst, sie fordern deren Vermittlung folgerichtig auch von den Universitäten. Ihr eigenes Verhalten spiegelt dies aber nicht wider«, sagt Continental-Personalvorstand Heinz-Gerhard Wente. Das heißt, die angehenden Akademiker zeigen zu wenig Engagement. Ebenfalls bedenklich findet Wente, dass sich die Zahl der Studentinnen und Studenten ohne Praktikum in den vergangenen vier Jahren verdoppelt hat. Jeder Dritte kann keine Praxiserfahrung vorweisen – ein Fakt, der dank der ständigen

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