Stefan Bonner und Anne Weiss
die Entscheidung für einen bestimmten Berufenorm schwer, und wenn wir uns dann endlich entschieden haben und bei unserer Wunschkarriere an klopfen, kann es sein, dass niemand öffnet.
»Das Leben ist schön, und wenn es grad’ mal nicht schön ist, dann mach ich’s mir schön. Und wenn es dann immer noch nicht schön ist, dann red’ ich’s mir schön.« Farin Urlaub
Was ist los mit der Generation Doof? Die Berufsausbildung oder den Studienabschluss als Zeugnis ihrer vermeintlichen Allwissen-heit im Rücken, glauben viele, dass die Welt nur auf sie gewartet hat. Woher kommt so viel feiste Ego-Energie? Warum stolpert so mancher ohne Plan durchs Leben, stellt aber dennoch höchste An-sprüche?
Sagen wir es doch einmal, wie es ist: Viele kommen erst gar nicht in die Verlegenheit, sich selbst und ihr Können in Frage zu stellen, weil sie fest davon überzeugt sind, für etwas Großes bestimmt zu sein – oder zumindest ein anständiges Leben mit Wohl-standsbauch und jeder Menge technischer Spielereien verdient zu haben. Zumindest teilweise ist die Schuld dafür bei einer Art von permanenter Gehirnwäsche zu suchen, der die Generation Doof jahrzehntelang ausgesetzt war. Das haben viele von uns am eigenen Leib erfahren.
Es begann damit, dass unsere Eltern bei uns schon im Klein-kindalter allerhand Talente und Sonderbegabungen ausmachten:
»Peter, guck mal, der Junge hat einen Purzelbaum gemacht!«
»Toll, Monika, er wird bestimmt mal Leichtathlet!«
»Komm, wir melden ihn zum Kinderbodenturnen an!«
Hatten wir aus Versehen mal die Patschehändchen an Vaters Klavier gelegt, gab es in der nächsten Woche garantiert Klavierun-terricht. Allzu Neugierige wurden mit der kompletten Was-ist-Was Reihe ruhiggestellt, und wer in der Kirche den Text als Jesuskind fehlerfrei aufsagen konnte, galt als künftiger Nachfolger von James Dean.
In der Schule ging es mit dem Lob nahtlos weiter. Wir seien die kommende Elite, beschwor man uns. Wir seien die Eltern, Bundeskanzler, Starreporter und Industriekapitäne von morgen, kurz, uns gehöre die Zukunft. Vielleicht war das nur eine Finte, um uns zum Lernen zu bringen – aber der Schuss ging leider nach hinten los, denn wir hörten lieber laut Musik, statt zu büffeln.
Unsere Eltern hatten teilweise noch in der Klosterschule oder auf dem altsprachlichen Gymnasium gelernt und ordentlich unter der Knute der Autoritäten gelitten. Das sollte bei den eigenen Kindern anders werden, darum wurden wir mit Lob gepudert. Doch von einem Extrem ins andere führen nur Einbahnstraßen. Auch zu viel Laissez-faire kann schadhaft sein, jedenfalls in Kombination mit einem zuckersüßen Verziehungsstil.
Wer als eines der vielen gefühlten Einzelkinder der Generation Doof im Mittelpunkt des Interesses stand, dort als Ein-Kind-Show ständig beklatscht wurde, von den Eltern immer wieder Lob für sein Talent bekam und mit dem Chemiebaukasten Papas Bier in Zaubertrank verwandelte, der hält womöglich eine rasante Karriere in einem Pharmakonzern für einen Spaziergang – vorausgesetzt, er hat nie einen Blick auf die berufliche Wirklichkeit geworfen.
»Wenn Arbeit was Geiles wäre, würden die Bonzen sie für sich behalten.« Graffito Wir steigen mit Seifenblasen im Kopf ins Berufleben ein, und die Realitätsdusche folgt auf dem Fuß. Wir rechnen mit einem ordentlichen Empfang, sprich: einem tollen Job, einem Spitzengehalt, Pa mela Anderson als Sekretärin und George Clooney als Chef. In der Folge wollen wir einen Star ehelichen, in eine stattliche Villa einziehen und einen fetten Wagen für Spritztouren in der Freizeit zur Verfügung haben.
Wir hoffen, dass das Leben wie das gleichnamige Spiel des Lebens abläuft, das wir als Kinder so gerne gespielt haben: Auf der Packung standen die verheißungsvollen Worte: »Mach dein Glück – Erfolg und Reichtum warten auf dich!« Richtig verlieren konnte man dabei nicht. Jeder bekam am Start erst mal ein Cabrio, in der Folge automatisch einen Lebenspartner, Kinder, einen tollen Job, ein noch tolleres Haus und am Ende rollte jeder Spieler glücklich in den Rententeich. Keiner war arbeitslos, keiner war pleite, kei ner war unfruchtbar – und wie erfolgreich man war, entschied sich über das Casino-Rad.
Die Wirklichkeit funktioniert anders – aber das müssen viele Berufseinsteiger aus der Generation Doof erst einmal lernen. Am besten lassen sich die vielfach enttäuschten Erwartungen in harten Fakten ausdrücken, nämlich in barer Münze: Zum Beispiel bei To bias
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