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Stefan Bonner und Anne Weiss

Stefan Bonner und Anne Weiss

Titel: Stefan Bonner und Anne Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Generation Doof
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damit wohl vor dem Ruin durch einen Nichtskönner-aber-alles-Besserwisser der Generation Doof gerettet.
    Man kann nur vermuten, dass es bei Siemens, BenQ, Airbus oder der Telekom ähnlich gelaufen sein muss, kurz: bei vielen der Unternehmen, bei denen Fehlentscheidungen im Management et-lichen Menschen den Job gekostet haben – obwohl auch hier einige Mitarbeiter bereits früh vor falschen Entwicklungen gewarnt hatten.
    »Ja nee, sicherlich klar,
Alles Roger, alles wunderbar.
Ja nee, nix ist klar,
Wer ist Roger? Wer verdammt noch mal?«
    Sportfreunde Stiller Doofe Chefs trauen sich offenbar nur selten, Informationen von ih ren Untergebenen zu erbitten, weil sie sich keine Blöße geben wollen. Schaden könnte es allerdings nicht, auch als Boss öfter auf den Rat von anderen zu hören: Eine Umfrage des INDat-Report unter den dreißig führenden Insolvenzkanzleien hat ergeben, dass der Grund für die meisten Pleiten Managementfehler sind. Oft mangelt es am kaufmännischen Know-how oder an der Führungskompetenz.
    Abseits des öffentlichen Interesses vollziehen sich die gleichen Pannen auch bei Kleinunternehmen und Mittelständlern – was besonders schmerzt, da diese bekanntlich von jeher das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden. Täglich melden Unternehmer Konkurs an, weil sie das Einmaleins der Betriebswirtschaft nicht beherrschen. Eine fatale Entwicklung, denn unser Land ist auf eine neue Existenzgründergeneration angewiesen, die Arbeitsplätze schafft, um die Lücke zu füllen, die alteingesessene Unternehmen reißen, wenn sie sich mit fliegenden Fahnen nach Fernost verabschieden. Auf die Generation Doof ist dabei nicht zu hoffen, denn Innovation ist für uns ein Fremdwort.
    Aber was ist der Grund für den Mangel an Führungspotenzial und Wissen? Ist er allein auf eine schlechte Ausbildung zurück-zuführen? Unter Experten gilt der Führungsnachwuchs als nicht sonderlich eifrig, und die Gründe dafür scheinen in der Lebensein stellung zu liegen.
    »Bei der Karriere und beim Sex zählt für mich nur eines: Oben sein ist einfach geil!«
    Oliver Pocher Aufgewachsen im Wohlstand scheuen viele Angehörige der Gene ration Doof das Risiko. Sie verwalten lieber, statt echten Unter-nehmergeist zu zeigen und neue Ideen auf den Weg zu bringen. In diesem Sinne kann man die Massenentlassungen in vielen Firmen auch als reine Fantasielosigkeit der Manager deuten: Entlassung statt Innovation. Gesundschrumpfen statt Erneuern.
    Als »Freizeitoptimierer« bezeichnet der Personalberater Her mann Sendele diesen neuen Schlag von Führungskräften, die sich am liebsten um teure Hobbys kümmern und die Zeit nach Feier abend verbessern, anstatt ihres Jobs zu walten und ihr Unternehmen für die Zukunft zu rüsten. »Es gibt in dieser Generation viele, ge rade im Mittelmanagement, die das tun, was sie tun müssen – aber keinen Schlag mehr«, sagt er. »Anders als die Vorgängergeneratio nen sind sie in materieller Sicherheit aufgewachsen.« Verständlich, dass das Sicherheitsbedürfnis besonders groß ist, wenn der eigene Wohlstand das Wichtigste ist – vor allem, wenn man sich selbst unsicher ist, was man tun muss, um das Unternehmen nach vorn zu bringen. »Beruflich sind sehr viele nur mittlere Güteklasse«, erklärt Sendele – da möchte man sich natürlich ungern mit riskanten Entscheidungen zu weit aus dem Fenster lehnen. Wenn die Generation Doof im Chefsessel sitzt, dann steht sie im Grunde genommen noch immer am Anfang. Die Zweifel und die Verwirrung, die uns bereits den Berufseinstieg versalzen haben, lassen uns das ganze weitere Berufsleben lang nicht los. Der doofe Chef ist letztlich genauso hilflos wie der dämliche Praktikant oder der unauffällige Durchschnittsbüroschläfer der Generation Doof-schließlich weiß keiner von beiden genau, wo es hingehen soll, und beide müssen ihr Halbwissen ständig kaschieren. Sie würden es sich lieber im Wohlstand bequem machen, als anspruchsvolle Aufgaben zu übernehmen.
    Natürlich ist die Arbeitswelt kein reines Lager von Versagern, sonst würde in Deutschland das blanke Chaos herrschen. Noch sitzen Ältere fest im Sattel, die gerne bestimmen, wo es hingehen soll. Auch die machen Fehler. Doch in der Generation Doof gibt es noch mehr Nichtskönner-aber-alles-Besserwisser, noch mehr Blender und Schaumschläger. Die Frage ist, wie sich deren Präsenz mit zunehmender Verweildauer im Job auswirken wird: Gibt es in Zukunft eine breite Arbeitnehmerschaft, die mit ihrem Halbwissen

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