Stefan Bonner und Anne Weiss
mit dem Bekenntnis, dass Charlotte selbst findet, ihr aufregendstes Körperteil sei die Klitoris. Roger Willem sen antwortet darauf ganz ungeniert: »Du Sau!« Während die Zeit voranschreitet, versuchen sich die Spieler gegenseitig beim Tabu bruch zu überbieten. Charlotte geht mit Roger Willemsen gemeinsam aufs Klöchen, derselbe steckt unter großem Gejohle seiner Spielgefährten den Fuß in die Keramik und erzählt vor laufenden Kameras in aller Ausführlichkeit ein erhebendes Poposex-Erlebnis, bei dem eine wertvolle alte Kredenz und eine Kerze tragende Rollen spielten. Mit seiner Anekdote kann er jedoch Charlotte nicht zufrieden stellen. »Ich bin sehr enttäuscht von deiner Anal-Geschich te«, mault sie. »Weil ich meinte natürlich, ob du schon mal was in deinem Arsch hattest.« Und als ob das als Erklärung nicht ausrei chen würde, präzisiert Charlotte: »Deinen blöden Schwanz innem blöden Arsch. Nee, ich will wissen, ob jemand schon mal in deinem Arsch war.« Später zollt sie seiner Offenheit dennoch Respekt: »Der Roger, der ist total super da drin, diese ganze Pornoscheiße so rumzuphilosophieren.«
Schamhafter verhält sich da schon Kim Fisher – wie passend, schließlich wird sie ja auch aufgefordert, über ihr Schamhaar zu sprechen: »… ein bisschen rechts weg, links weg, oben weg und … also … kurz.« Mehr Einsatz wird dem etwas träge wirkenden Ferris MC abverlangt. Nach dem Klamottentausch mit Roger Willemsen sieht er auf einmal aus wie ein hoffnungsfroher Banklehrling, und es macht ihm offenbar nicht das Geringste aus, das Knie der Sänge-rin Mieze zu küssen. Als Bonustrack bringt er obendrein noch seine Wunschvorstellungen von freier Liebe zu Gehör: »In jedem Land ‘ne Olle, die ich poppen kann, das kann auch ‘ne Art von Liebe sein, die mich erfüllt.«
Der Liebesthese des melancholischen Musikers zufolge steht Geld an oberster Stelle der Prioritätenliste, Gefühle sind zweitran gig: »Wenn sie mich nur wegen meines Geldes liebt und ich das Geld habe, und ich aber sie liebe, weil sie sie ist und auch weil sie mein Geld liebt, ist mir das scheißegal, Hauptsache, wir könn’ bis ans Ende meines Lebens glücklich werden und fertig aus. Und zum Schluss sterb ich allein.«
Alles klar?
Eindeutig sind sie, die insgesamt vier Videos zu dieser Sendung, und sie spalteten die YouTube-Community. Über mangelndes Interesse kann sich Charlotte Roche nicht beklagen, die mit der Sendung wirklich etwas geleistet hat: »Es ist so wahnsinnig schwer, sich Scheiße auszudenken für Leute.«
Und so wird sie sich vermutlich über die positiven Kommentare amüsiert haben, die die YouTube-Besucher abgaben.
Schniatzel freut sich übers C-Promi-Flaschendrehen: »haha kranker scheiß alle sehr sympatisch, da möchte man doch glatt mitmachen.«
»Ich find das absolut geil«, pflichtet royalicecream bei.
Makeuppoint hat sich offenbar den Jargon der Pilotfolge abge-schaut: »Man sollte sie durchbumsen.«
90tage weist auf eine Möglichkeit für Folge zwei hin: »Niveau-los hin oder her, das ist einfach lustig. Solange die da nicht auf den Teppich kacken. Sowas hat doch jeder schon gemacht, und Promi nente dabei zu sehen ist einfach super. Schade, dass das Fernsehen jeden gefakten Scheiß zeigt, aber nicht sowas echtes.«
Jonathanstock fasst noch mal zusammen: »ich find das voll die nette runde, man möchte sich gerne dazusetzen und mitmachen, gute Idee!«
Und Nonkeynes entwickelt eigene Sexfantasien: »Nachdem ich das gesehen habe, bin ich nun nicht mehr sicher, ob ich mir den richtigen Beruf ausgewählt habe. Mir würde Flaschendrehen und ab zu mal eine lecken besser gefallen. Wenn ich dabei gewesen wäre, hätte ich als Pflicht alle Damen geknallt (auch anal). Na ja, aber diese Art von Unterhaltung gibt es ja schon (›nur‹ noch nicht für unter 18-Jährige).«
Trotz all der positiven Kommentare der YouTube-Kleinbuchsta- ben-Fetischisten hat es bis heute keine weitere Folge der Sendung gegeben. Doch gerade die letzten beiden Beiträge zeigen: Wir wol-len mit den Promis gleichziehen und sind es gewöhnt, deutlich zu sagen, wonach uns der Sinn steht. Sex verliert dabei an Bedeutung, er wird zu einer weiteren netten Freizeitbeschäftigung, die etwa so unerotisch ist wie Freeclimbing oder Klöppeln.
Welches Tabu soll man noch brechen, wenn keins mehr da ist? Wir reden selbstverständlich über alles und erfahren in den Me dien alles über unbekannte oder neuartige sexuelle Spielarten. Bei Talkshow-Themen
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