Stefan George - Karlauf, T: Stefan George
machte sich in den fünfziger Jahren als Herausgeber der Werke Hofmannsthals einen Namen. Er starb 1966 in Genf.
- Ludwig Thormaehlen , 1889 geboren, wandelte zunächst auf den Spuren seines Vaters, der die Kunstgewerbeschule in Magdeburg, später Köln leitete, und studierte Kunstwissenschaft in Berlin, München, Freiburg und Bonn. Über seinen Jugendfreund Wilhelm Andreae stieß er in Berlin zum Kreis um Vallentin und Wolters und lernte dort im Februar 1909 George kennen, der in ihm sofort einen Landsmann begrüßte (die Familie stammte aus Bad Kreuznach). Nach Abschluss seines Studiums setzte Thormaehlen auf eine Doppelexistenz: als wissenschaftliche Hilfskraft an der Nationalgalerie und als ein mit Porträts von George und seinen Freunden dilettierender Bildhauer – was er beides ein Leben lang blieb. Die Beziehung zu George, die sich nach einem kurzen Höhenflug 1911/12 auf mittlerer Flamme kontinuierlich weiterentwickelte, erlangte 1914 zusätzliche Bedeutung, als sich Thormaehlen im Dachgeschoss des Hinterhauses Neue Ansbacher Straße 18 ein kleines Atelier einrichtete, das so genannte Pompeianum,
in dem sich George besonders wohl fühlte und wo er gern Besucher empfing; 1927 wurde das Atelier an den Kurfürstendamm verlegt. 1933 gehörte Thormaehlen, der bei Gundolf, Morwitz und Boehringer nie besonders beliebt gewesen war, zu den eifrigsten Befürwortern des neuen Staates. Sechs Jahre nach seinem Tod, 1962, erschienen seine teilweise recht maliziösen, sein eigenes Künstlertum stark stilisierenden Erinnerungen.
- Hans Brasch , 1892 als Sohn eines Richters in Berlin geboren, war 1910 mit Morwitz bekannt geworden und wurde von diesem im Herbst 1911 George vorgestellt. Brasch studierte Maschinenbau an der TH Charlottenburg. »Wenn George in den folgenden jahren in Berlin war, durfte ich alle paar wochen einige stunden zu ihm kommen. Ich hatte, wie Morwitz mir sagte, bestanden … Stets war ich allein mit ihm, wie überhaupt sein zusammensein mit nahen menschen ein zweisames war.« 66 Anfang März 1914 lud ihn George für zehn Tage nach München ein, Ende des Monats verbrachten sie eine weitere gemeinsame Woche in Camogli an der italienischen Riviera. Nach dem Krieg ließ sich »die geweihte nähe« nicht wiederherstellen: »Seine hoheit hatte eine härte bekommen, die früher nicht da war.« 1920 zog Brasch nach Dresden, heiratete, habilitierte sich, nahm eine Stelle in Hamburg an, hielt parallel dazu Vorlesungen in Berlin und emigrierte 1933 über England und Ägypten nach Melbourne, wo er bei einem Verkehrsunfall 1950 ums Leben kam.
- Ernst Glöckner , der älteste von allen, wurde 1885 in Weilburg an der Lahn als Sohn eines Bäckers geboren. Ähnlich wie bei Thormaehlen fühlte sich George auch bei ihm an die Heimat erinnert: »Merkwürdig, wie ähnlich Sie dem Typ unserer Gegend sind«. 67 Während seines Studiums in Bonn hatte Glöckner 1906 den etwa gleichaltrigen Ernst Bertram kennengelernt und mit ihm einen Bund fürs Leben geschlossen. Zwei Jahre später schrieb Bertram einen begeisterten Artikel über George und kam daraufhin über seinen früheren Geliebten Saladin Schmitt, einen entfernten Vetter Georges, mit diesem in Kontakt. Als George am 3. April 1913 Bertram
in München besuchen wollte und bei ihm klingelte, öffnete Glöckner. Am nächsten Tag berichtete dieser an Bertram nach Rom:
Und nun habe ich den einen Wunsch, ich hätte nie diesen Menschen kennen gelernt. Was ich an dem Abend tat, entzog sich meiner Selbstkontrolle, ich handelte wie im Schlaf, unter seinem Willen stehend, willenlos … Ich war Spielzeug in seinen Händen, ich liebte und haßte zugleich – und sah alles, ihn und mich … Er war bös und flammte mit den Augen, daß ich es auf den Zufall hätte ankommen lassen, ihm zu begegnen. Er sagte, es wäre meine Pflicht gewesen, zu ihm zu kommen, da er mich aufgefordert hätte. Ich sagte ihm von meiner Scheu. »Die muß man überwinden, wenn man mich kennen lernen darf. Aber Ihr alle seid willenlos, mimosenhaft zart, Ihr Jungens …« Ich mußte vorlesen. Mein Sträuben half mir nichts. »Sie müssen können«, und sein Blick quälte mich. Ich suchte in meinem Schreibtisch, aufgeregt, kopflos. »Ein junger Dichter, der nicht weiß, wo er seine Verse hat«, kam es fast höhnisch. »Nehmen Sie sich doch Ruhe.« Das ergebnislose Suchen verwirrte mich gänzlich … Die Dämmerung war in dem Zimmer stark geworden, es war beinahe schon dunkel. Seine Augen glühten noch; er ergriff
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