Steh dir nicht im Weg
erleben insgesamt mehr Wohlbefinden. Ihre Erklärungsmuster sind den negativen Denkmustern, die wir bisher beschrieben haben, genau entgegengesetzt. Ein Misserfolg wird als einmaliges Ereignis betrachtet, und es wird ihm kein größerer Geltungsbereich eingeräumt als nötig. Außerdem haben sie großes Zutrauen zu sich und ihren Fähigkeiten.
Für die Personen aus den vorherigen Beispielen würde das Folgendes bedeuten: Herr X vor der verschlossenen Bahnschranke würde sich vermutlich gar keine Gedanken darüber machen, wie häufig die Schranke zu ist, wenn er sie passieren will, sondern einfach darauf warten, dass sie sich wieder öffnet. Frau Y würde es bedauern, diesmal den Stoff verschnitten zu haben und sich frohgemut an den nächsten Versuch machen. Und der Verkäufer Z würde sich sagen: »Der Einstieg in das Gespräch war wirklich nicht besonders, das muss ich beim nächsten Mal anders machen. Aber der Kunde war auch gar nicht gut drauf. Wer ist denn der Nächste auf meiner Liste?«
Konstruktiv denkende Menschen schließen nicht aus einem negativen Einzelereignis, dass das der Anfang vom Ende war. Sie sprechen sich auch nicht ihre eigenen Fähigkeiten ab, sondern sehen ein, dass sie in diesem bestimmten, klar umrissenen Fall einen Fehler gemacht, etwas nicht gewusst oder versäumt haben. Sie suchen die Schuld für ein Missgeschick oder einen Misserfolg nicht automatisch und ausschließlich bei sich, sondern auch bei anderen Beteiligten oder machen die ungünstige Situation dafür verantwortlich. Und sie gehen davon aus, dass der nächste Versuch besser wird.
Das ist vielleicht der wichtigste Unterschied zu Menschen mit negativen Denkmustern, die eine unendliche Kette negativer Ereignisse vor sich sehen: Konstruktive Denkmuster erhalten die Handlungsfähigkeit |78| ! Und da sie sich nicht selbst die Schuld für alles in die Schuhe schieben, bleibt ihr Selbstwertgefühl auch dann intakt, wenn sie einen Rückschlag erleiden. So können sie Misserfolge verkraften, denn ihr Vertrauen in sich selbst ist ungebrochen – sie wissen, dass sie es eines Tages schaffen werden!
Das heißt natürlich nicht, dass derjenige die besten Denkmuster hat, der nie die Verantwortung für seine Fehler übernimmt, weil er die Schuld überall anders sucht, nur nicht bei sich. Ein Mensch, der sich so verhält, kann leider nichts dazulernen, weshalb man auch nicht von einem konstruktiven Denkmuster sprechen kann. Dahinter steckt vermutlich eher Überheblichkeit, die oft genug große Angst oder Unsicherheit verbergen soll.
Bei konstruktiven Denkmustern geht es also nicht darum, einfach nur die Schuld für Schiefgegangenes abzuschieben. Es geht vielmehr darum zu erkennen, dass man in vielen Fällen nicht die alleinige Ursache eines Misserfolges ist, sondern dass dabei viele Faktoren eine Rolle spielen können. Und selbst wenn es einmal so sein sollte, dass man einen Fehlschlag ganz allein sich selbst zuzuschreiben hat, wird ein konstruktiv denkender Mensch sich nicht als ganze Person infrage stellen, sondern in der Lage sein zu sagen: »In dieser Situation habe ich alles falsch gemacht. Das mache ich garantiert nicht wieder! Daraus habe ich etwas gelernt.« Während jemand mit negativen Denkmustern die
Schuld
ganz automatisch bei sich selbst sucht und findet – ganz egal was passiert ist –, wird sich jemand mit konstruktiven Denkmustern daranmachen, die
Ursachen
für einen Fehlschlag zu ergründen – und dabei eben manchmal auch auf sein eigenes Verhalten stoßen.
Positive Denkmuster und der Umgang mit Erfolgen
Positive Denkmuster lassen sich auch daran erkennen, wie jemand mit Erfolgen oder erfreulichen Ereignissen umgeht. Ein Mensch mit positiven Denkmustern motiviert sich durch die Erwartung, dass |79| sein Erfolg anhalten wird. Dinge, die ihm gelingen, schreibt er voll und ganz sich selbst zu. Ein Anfänger im Skifahren, der mit positiven Denkmustern gesegnet ist, wird sich beim ersten schönen Bogen, der ihm gelingt, sagen: »Ich hab’s raus! Ich schaffe eben alles im Leben, was ich will!« Dieser Glaube ermutigt ihn natürlich weiter zu trainieren, selbst wenn er nach der nächsten Kurve stürzen sollte. Sein Denkmuster hält ihn handlungsfähig.
Das mag nicht unbedingt eine realistische Sichtweise sein, aber sie ist auf jeden Fall hilfreich. Und darauf kommt es im Leben vermutlich mehr an, als auf einen Realismus, mit dem man dann aufgibt. Wer bei Erfolgen und erwünschten Ereignissen seinen eigenen Anteil
Weitere Kostenlose Bücher