Steh dir nicht im Weg
einfach weil man sich so sehr an den Gedanken gewöhnt hat. Nehmen wir als Beispiel die Angst vor einem Vortrag: »Ich bin bestimmt so aufgeregt, dass ich gar nicht klar denken kann!« Darin steckt die Annahme, dass man nicht klar denken könne, wenn man aufgeregt sei. Prüflinge in egal welchen Examen, Prüfungen oder Klausuren beweisen jedoch täglich das Gegenteil.
Auch der Mieter, der eigentlich mit seinem Vermieter sprechen will, impliziert mit seinem ängstlichen und aggressiven Gedanken »Er sitzt am längeren Hebel, da habe ich eh keine Chance«, dass es auf jeden Fall eine unangenehme Auseinandersetzung geben wird. Er setzt dabei voraus, dass das Gespräch auf einen Kampf hinausläuft, bei dem man eine »Hebelwirkung« braucht, um der Stärkere zu sein. Das ist jedoch noch gar nicht gesagt: Es gibt jede Menge Vermieter, die großen Wert auf ein gutes Verhältnis zu ihren Mietern legen und grundsätzlich sehr entgegenkommend sind, wenn man ihnen ihrerseits freundlich (und nicht auf Streit gebürstet) begegnet.
Der Umgang mit der Frage »Könnte man die Dinge auch ganz anders sehen?« ist vielleicht am schwierigsten. Denn in vielen Menschen sträubt sich innerlich alles dagegen, sich die Welt und ihre Mitmenschen auf gänzlich andere Art zu erklären, als sie das bislang immer gemacht haben. Schließlich geht von einem fest gefügten Erklärungsmuster, von einem unerschütterlichen Weltbild eine identitätsstiftende Wirkung aus: »So bin ich und so ist die Welt – basta!«
Man kann seinen Blickwinkel leichter erweitern, indem man versucht, sich in eine andere Person hineinzuversetzen: »Wie würde meine beste Freundin/mein Vater/meine sehr selbstbewusste Kollegin diese Situation interpretieren? Wie würde das jemand sehen, der sehr streitsüchtig ist? Wie jemand, der ein großes Harmoniebedürfnis |105| hat?« Sich intensiv in jemand anderen hineinzuversetzen führt dazu, dass man sein gewohntes Denkmuster verlassen kann. Dadurch eröffnen sich neue Sichtweisen. Und es tut gut sich klarzu machen, dass die eigene Sichtweise immer nur eine von vielen möglichen ist – und dass jede andere Sichtweise neue Wege im Umgang mit einer Situation ermöglicht.
Um Ihren negativen Gedanken wirkungsvoll die Glaubwürdigkeit zu entziehen, sollten Sie für jeden negativen Gedanken mindestens drei Gegenargumente finden, die so formuliert sind, dass Sie sie wirklich annehmen können. Übertreibungen und Grandiosität bringen Sie hier nicht weiter. Wenn Sie sich davon abhalten Bewerbungen zu schreiben, weil der negative Gedanke lautet: »Ich finde eh keinen Job«, dann wäre die Äußerung »Mir stehen alle Jobs offen« vermutlich kein glaubwürdiges Gegenargument. Folgende Aussagen hingegen schon:
Es gibt auf jeden Fall offene Stellen, auch wenn sich viele darum bewerben.
Ich besitze eine gute Ausbildung.
Ich habe etliche Jahre Berufserfahrung.
Wenn ich lange genug dranbleibe, steigen sicherlich meine Chancen.
Um den negativen Gedanken wirklich auszuhebeln, muss ein Argument realistisch und glaubwürdig sein – ist es das nicht, gibt es eher der negativen Stimme wieder Nahrung. Zerbrechen Sie sich in diesem Stadium der Arbeit an Ihren negativen Gedankenmustern noch nicht den Kopf darüber, dass Ihre Gegenargumente bisher rein von der Verstandesebene herkommen und Ihre Gefühle nach wie vor negativ und pessimistisch sind. Das wird sich erst ändern, wenn Sie das automatisierte negative Muster durchbrechen – und damit beginnen Sie ja gerade erst. Sie haben jetzt aber schon einen wesentlichen Schritt getan, indem Sie die negativen Gedanken ans Licht befördert haben.
|106| Checkliste: Wie Sie die negativen Gedanken logisch überprüfen
Sie brauchen Ihre Liste mit den negativen Gedanken, einen Stapel Papier und einen Stift.
Schreiben Sie bitte wörtlich jeden einzelnen negativen Gedanken, den Sie auf Ihrer Liste haben, auf ein eigenes Blatt Papier.
Darunter notieren Sie bitte alle jeweiligen Gegenargumente, die diesen Gedanken entkräften.
Achten Sie darauf, dass die Gegenargumente für Sie glaubwürdig und realistisch sind.
Um Gegenargumente zu finden, stellen Sie sich bitte immer wieder folgende Fragen:
– Stimmt die Aussage, die mich behindert, so überhaupt?
– Welche Gegenbeweise zu dieser Aussage gibt es?
– Habe ich nicht schon Erfahrungen gemacht, die gegen diesen Gedanken sprechen?
– Könnte man die Dinge auch ganz anders interpretieren?
– Stimmen denn die Schlussfolgerungen, die in dem Gedanken
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