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Steh dir nicht im Weg

Titel: Steh dir nicht im Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dehner , Ulrich Dehner
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neutralisieren
    Sie kennen nun, bezogen auf ein bestimmtes Problem oder auf eine Angst oder Unbehagen verursachende Situation, Ihre blockierenden, entmutigenden Gedanken. Zu diesen Gedanken haben Sie bereits einige Gegenargumente gefunden und aufgeschrieben. Das genügt jedoch nicht: Um im nächsten Schritt diese Gedanken außer Kraft zu setzen, sollten Sie sich einen Gesprächspartner suchen, zu dem Sie Vertrauen haben. Das kann Ihr Lebenspartner oder ein guter Freund oder Kollege sein, es muss jedoch nicht unbedingt jemand sein, der Sie gut kennt. Sie sollten dennoch offen über das, was Sie bearbeiten möchten, mit diesem Menschen sprechen können.
    Sie können sich Ihre negativen Gedanken vorstellen als eine innere Stimme, die zu Ihnen spricht. Eine innere Stimme, die immer da ist, an die man also gewöhnt ist, ist jedoch nicht so leicht zum Schweigen zu bringen. Deshalb ist es hilfreich, wenn man sie nach außen verlagert. Der Gesprächspartner, den Sie sich gewählt haben, soll genau diese Funktion übernehmen. Er soll die äußere Stimme sein, die wiedergibt, was Ihnen die innere Stimme bisher immer suggeriert hat. Er wird Ihnen laut präsentieren, was sich bisher nur in Ihrem Kopf abgespielt hat. Ihre Aufgabe ist es, jeden negativen Gedanken mit den Gegenargumenten zu beantworten, die Sie zuvor gefunden und notiert haben. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, wenn Sie Ihre Gegenargumente zunächst einmal vom Blatt ablesen müssen.

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|114| Wie Sie die negativen Gedanken im Gespräch widerlegen
    Dazu nun ein Beispiel: Nehmen wir an, Ihr Problem sei ein Vortrag, den Sie demnächst halten sollen. Die hinderlichen Gedanken dabei sind:
Ich komme bestimmt aus dem Konzept.
Ich bin eine schlechte Rednerin.
Alle sehen mich an und ich fühle mich hässlich.
    Die Gegenargumente, die Sie dazu aufgeschrieben haben, lauten:
Wenn ich im Familienkreis Reden gehalten habe, habe ich noch nie den roten Faden verloren.
Jeder gute Redner macht sich einen Spickzettel, also werde ich im Notfall den Faden auch wieder finden.
Jeder Zuhörer verzeiht es einem Redner, wenn der sagt:
»Jetzt habe ich doch glatt den Faden verloren!« und in sein Manuskript schaut. (alle zum ersten Gedanken)
Ich habe im Freundeskreis sogar schon einmal eine Rede aus dem Stegreif gehalten.
Wenn ich bisher etwas gesagt habe, hat das immer viel Anklang gefunden.
In Diskussionen werde ich immer als sehr überzeugend erlebt.
Ein Vortrag, der nicht perfekt ist, macht sympathisch, denn das ist menschlich. (alle zum zweiten Gedanken)
Alle schauen mich an, weil es sie interessiert, was ich zu sagen habe – und nicht, um mein Aussehen zu bewerten.
Entscheidend ist, was ich zu sagen habe – es ist schließlich kein Schönheitswettbewerb!
Ich werde etwas anziehen, von dem ich weiß, dass es mir gut steht und worin ich mich wohl fühle.
Bisher ist auch noch niemand schreiend davon gelaufen, wenn ich den Raum betreten habe. (alle zum dritten Gedanken)
    |115| Ihr Gesprächspartner, ausgerüstet mit einer Liste Ihrer hemmenden Gedanken, fängt die Übung nun etwa folgendermaßen an: »Ich habe gehört, du sollst einen Vortrag halten? Ausgerechnet du? Du verlierst doch sowieso gleich den roten Faden!« Darauf antworten Sie mit den jeweiligen Gegenargumenten, und wie gesagt, zur Not lesen Sie sie ab.
    Ihr Partner macht daraufhin weiter: »Aber trotzdem – du kannst doch gar nicht reden! Du warst doch noch nie eine gute Rednerin!«
    Wenn Sie das beantwortet haben, führt Ihr Gesprächspartner auch noch den dritten Gedanken ins Feld: »Du musst nach vorn auf das Podium, da fällt jedem auf, dass du unmöglich aussiehst. So hässlich kann man doch keinen Vortrag halten!« Und auch diesen Gedanken widerlegen Sie mit Ihren Gegenargumenten.
    Vielleicht merken Sie jetzt beim Lesen schon, dass diese kleine Übung gar nicht so harmlos ist, wie sie zunächst einmal klingt. Da Ihre eigene innere Stimme ja auch keineswegs neutral zu Ihnen spricht, sondern eine abwertende ironische oder sarkastische Qualität hat, darf Ihr Gesprächspartner die negativen Gedanken nicht einfach mechanisch und ausdruckslos ablesen. Das würde bei Ihnen gefühlsmäßig eine zu geringe Reaktion auslösen. Ihr Gesprächspartner muss genauso provokativ und gemein sein, wie es Ihre innere Stimme ist, und das ist gar nicht so leicht. Und die Gemeinheit sollte im Laufe der Übung noch gesteigert werden: Die ganze Abschätzigkeit der negativen Gedanken soll deutlich zum Ausdruck

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