Steh dir nicht im Weg
Gedankenmuster aktiviert. Um die alten Skriptglaubenssätze zu aktivieren, brauchen das keineswegs wirklich schwierige Sachen zu sein: Die alten Muster greifen auch, wenn man eigentlich kein Problem mit einer Aufgabe haben müsste. Zum Glück haben sich Menschen mit dieser Einschärfung meistens aber auch irgendwelche Gebiete erarbeitet, wo sie sich sicher fühlen. So bezieht sich ihr »Schaff’s nicht« vielleicht auf den beruflichen Erfolg, aber sie sind sehr gut in irgendeiner Sportart. Oder sie behindern sich mit ihren Glaubenssätzen selbst, was den Umgang mit einem Computer oder Technik generell betrifft, doch sie wissen einfach, dass es ihnen leicht fällt, Sprachen zu lernen – und dann fällt es ihnen auch leicht.
Wenn jemand sich dafür entscheidet, gegen die Einschärfung anzukämpfen, so ist er trotzdem nicht frei davon. Man kämpft zwar und erringt dabei auch äußere Erfolge, doch im Grunde bleibt die Einschärfung bestehen, denn man fühlt den inneren Zwang, permanent zu beweisen, dass man es doch schafft. Man orientiert sein Leben also genauso stark an der Einschärfung wie jemand, der sie ohne Widerstand annimmt. Menschen, die unter dauerndem Erfolgsdruck stehen, die mit nichts, was sie erreicht haben, zufrieden zu sein scheinen und keinen Erfolg wirklich genießen können, leiden meist unter einem »Schaff’s nicht«-Skript, das die eigentliche Triebfeder all ihrer Anstrengungen ist.
|182| Beim kleinsten Misserfolg lebt dieser alte Skriptglaube wieder auf, um danach umso entschiedener wieder bekämpft zu werden. Und da es niemals einen endgültigen Beweis dafür gibt, dass sie es doch schaffen, wird jede Hürde, die sie genommen haben, nur zur Ausgangsbasis für die nächst höhere. Statt den Erfolg zu genießen, leben diese Erfolgsgetriebenen in der ständigen Sorge, dass irgendwann einmal herauskommt, dass sie »eigentlich gar nicht können, was sie so erfolgreich tun«. Begleitet wird das von automatisierten negativen Gedanken, die sich etwa so äußern:
Ich muss das schaffen, sonst halten mich alle für einen Versager.
Wenn ich das nicht hinkriege, wird jeder mich verachten.
Ich werde beweisen, dass ich das packe, koste es, was es wolle.
Wenn ich nicht…schaffe, ist das eine Katastrophe/das Ende.
Hoffentlich merkt keiner, dass ich das eigentlich gar nicht kann / gar nicht qualifiziert genug bin.
Ein Misserfolg in dieser Sache wäre das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann.
Sei nicht
Die zerstörerischste Botschaft, die ein Kind bekommen kann, lautet »Sei nicht«. Vermittelt wird diese Botschaft natürlich in erster Linie durch schwere Misshandlungen, aber das ist nicht das Einzige, wodurch ein Kind zu dem Skriptglauben kommen kann, es wäre besser nicht auf der Welt. Eine Klientin, deren Mutter bei ihrer Geburt starb, nahm die ganze »Schuld« für dieses Unglück auf sich und verinnerlichte, dass sie besser nie hätte geboren werden dürfen.
Auch wenn es emotional vernachlässigt wird und sich niemand interessiert, spürt das Kind, dass man es gar nicht haben will und es nur stört und lästig ist. Oder wenn Eltern dem Kind immer wieder vermitteln, dass es durch seine bloße Existenz jede Menge Probleme erzeugt hat und man ohne das Kind viel besser dran wäre: »Wenn du nicht wärst, hätte ich niemals diesen Mann/diese Frau |183| geheiratet; hätte ich mein Studium abschließen können; hätte ich Karriere gemacht; hätte ich ein ganz anderes, ein schönes Leben geführt …«. Solche Äußerungen erlebt das Kind als grundlegende Ablehnung.
Damit wird dem Kind die Schuld an jedem Unglück gegeben, mit dem die Eltern zu kämpfen haben – und implizit auch die Schuld daran, dass es auf die Welt gekommen ist. So, als ob das Kind selbst in bösartiger Weise entschieden hätte, allein durch seine Geburt das Leben dieser armen Menschen zur Hölle zu machen. Ein Kind verarbeitet die oben beschriebenen Botschaften in der Tat so, dass es sich selbst die Schuld dafür gibt, zum falschen Zeitpunkt bei den falschen Menschen auf die Welt gekommen zu sein.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass diese Botschaften auf ein Kind massive Auswirkungen haben, die bis zur Selbstmordgefährdung reichen können, denn die psychischen Schmerzen, die dadurch ausgelöst werden, sind fast unerträglich. Wer als Erwachsener unter einer »Sei nicht«-Einschärfung leidet, hat möglicherweise mit Depressionen zu kämpfen. Selbstmorde und Selbstmordversuche können auf das Konto dieser Einschärfung gehen, und
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