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Steh dir nicht im Weg

Titel: Steh dir nicht im Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dehner , Ulrich Dehner
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intelligenten Menschen zu finden. Als sie noch Kinder waren, wurden ihre Intelligenz und ihr analytisches Denkvermögen von vielen Eltern als Bedrohung empfunden. Denn wo bleiben Autorität und Überlegenheitsgefühl, wenn das Kind klüger ist als man selbst? Wenn das Kind mehr versteht als Mutter oder Vater, wird es kurzerhand dafür bestraft, meist mit Entzug der Aufmerksamkeit – |189| und da das Kind so gescheit ist, hat es sehr schnell raus, dass die Eltern viel liebevoller und zugewandter sind – oder zumindest nicht so unangenehm –, wenn es mit seiner Intelligenz hinterm Berg hält.
    Bei
allen
Einschärfungen, die Eltern ihren Kindern mitgeben, gilt, was hier einmal explizit gesagt werden soll: Die Eltern handeln in aller Regel nicht in böser Absicht! Die vergleichsweise wenigen Fälle, wo Eltern tatsächlich in sadistischer Weise ihre Kinder körperlich und psychisch quälen, sollen nicht Gegenstand dieses Buches sein. Hier geht es um alle eigentlich liebevollen Eltern, die sich so verhalten, wie sie es eben tun, weil sie nicht anders können! Sie haben es selbst nicht anders gelernt, leiden unter eigenen seelischen Nöten, schlagen sich mit den Anforderungen des Alltags herum und glauben, so das Beste für ihr Kind zu erreichen. Sie wissen gar nicht – können es oft auch gar nicht wissen –, was sie mit ihren Botschaften anrichten, und geben sich in der Regel große Mühe, ihr Kind zu einem Menschen zu erziehen, der gut durch das Leben kommt. Es geht hier also nicht darum, Eltern zu Schuldigen zu machen, es sollen nur die Mechanismen aufgezeigt werden, wie Menschen zu ihren automatisierten negativen Denkmustern kommen.
    Manche Eltern haben schlicht Angst davor, ihre Kinder zu verlieren, wenn sie merken, dass die Kinder sich in einer ganz anderen geistigen Welt bewegen als sie selbst. Sie fürchten, nicht mithalten zu können und für das Kind keine Rolle zu spielen. Also tun sie alles dafür, sich und das Kind auf einer Ebene zu halten. Das könnte eine unsichere Mutter sein, die ihre Daseinsberechtigung daraus bezieht, für ihr Kind zu sorgen.
    Oder es handelt sich um einen Vater, der nie die Position erreicht hat, die er irgendwann einmal angestrebt hat, der sich darum insgeheim als Versager fühlt. Der aber intelligent genug ist, um zu merken, dass sein Kind, der einzige Mensch, der zu ihm aufschaut, ihm intellektuell überlegen ist! Wenn dann noch ein paar entsprechende Wesensmerkmale hinzukommen, wird dieser Vater, statt stolz zu sein auf seinen Sprössling, das Kind entmutigen, es lächerlich machen und ihm mit hämischer Freude kindliche Denkfehler nachweisen |190| . Er wird sich dann am umgänglichsten zeigen, wenn er dem Kind die Welt erklären kann. Das Kind begreift schnell: Je dümmer die Fragen, desto besser die Stimmung. Es wird dadurch natürlich sehr verunsichert bezüglich seiner eigenen Denkfähigkeiten. Im schlechtesten Fall hat es sich das Selberdenken irgendwann ganz abgewöhnt und reagiert mit Verwirrung auf intellektuelle Anforderungen.
    Als Erwachsener hat ein Mensch mit der »Denk nicht«-Einschärfung es immer dann besonders schwer, wenn er etwas Neues lernen oder sich einer neuen Aufgabe widmen soll. Da ihm die innere Erlaubnis fehlt, auf sein eigenes Denken zu vertrauen, schaltet er sein logisches Denkvermögen ab und bringt sich mit folgenden Gedanken in Unsicherheit und Verwirrung:
Wie ging das noch mal?
Ich kann mir einfach nicht merken, wie ich das machen muss.
Bestimmt mache ich alles verkehrt.
Ich habe keine Ahnung mehr, wie das funktioniert.
Ich bin aber auch zu blöd.
Ich habe das wahrscheinlich mal wieder nicht richtig verstanden.
Ich glaube, ich habe mir die Anweisung ganz falsch aufgeschrieben.
    Wenn man sich mit einer Reihe solcher Gedanken gänzlich in Panik gebracht hat, bittet man schließlich aus Verzweiflung zum x-ten Mal um Erklärung oder Anleitung und erhält dann auch von der Umgebung die Bestätigung, dass man wohl ziemlich dumm ist. Das unterminiert das Vertrauen in die eigene Denkfähigkeit noch weiter, und vor lauter Angst vor weiteren Fehlern kommt gar kein klarer Gedanke mehr zustande.

    Beispiel: Genau diese Erfahrungen hatte eine junge Frau gemacht, die als Auszubildende in einem mittelständischen Betrieb arbeitete und kurz davor war, ihre Stelle zu verlieren. Sie stellte immer wieder |191| die gleichen Fragen, die ihr Meister ihr schon oft beantwortet hatte, und ging allen ziemlich auf die Nerven. Zusätzlich zur Arbeit an ihren

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