Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Steh dir nicht im Weg

Titel: Steh dir nicht im Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dehner , Ulrich Dehner
Vom Netzwerk:
schon auf den nahen Feierabend, denn er hat sich mit alten Freunden zu einem gemütlichen Essen verabredet. Da kommt ein Kollege und bittet ihn dringend, ihm eine wichtige Arbeit abzunehmen, die heute noch fertig werden muss und die er allein nicht mehr schafft.
    Insgeheim ärgert sich Herr Gefällig, denn er hat am Vormittag ganz genau mitbekommen, dass der Kollege zuerst sehr lange privat mit einem Freund telefoniert hat und anschließend noch viel Zeit damit vertrödelt hat, im Internet nach genau dem Wagentyp zu suchen, den dieser Freund sich offenbar neu zugelegt hat. Trotzdem fühlt sich Herr Gefällig verpflichtet, der Bitte Folge zu leisten. Er bringt es einfach nicht über sich abzulehnen, sondern ruft stattdessen seine Freunde an, um zu sagen, dass er, wenn überhaupt, erst sehr viel später kommen wird.
    Herr Gefällig macht sich also an die Arbeit, doch er hat keine innere Ruhe dabei, denn der Ärger, den er empfindet, lässt ihn nicht los. Er spürt ganz deutlich, dass er zwar am liebsten Nein gesagt hätte, doch dass ihm die innere Erlaubnis fehlt, das auch zu tun. Schließlich geht er frustriert nach Hause, schon längst nicht mehr in der Stimmung auf einen gemütlichen Abend mit Freunden. Nehmen wir an, er hat von der Check-your-Mind-Methode gehört und hält das jetzt für genau den richtigen Zeitpunkt, um sie auszuprobieren. Also macht er Folgendes:
    Er überlegt sich zunächst sehr gründlich, mit welchen negativen Gedanken er verhindert, dass er die ungerechtfertigte Bitte ablehnt. Auf ein Blatt Papier schreibt er:
Es wäre gemein, den Kollegen hängen zu lassen.
Kollegen sollten sich immer gegenseitig unterstützen.
Er wäre stinksauer auf mich, wenn ich Nein gesagt hätte.
Er hätte wahrscheinlich nie mehr ein Wort mit mir geredet.
|226| Was denken die Kollegen über mich, wenn ich plötzlich so unfreundlich bin?
Es wäre egoistisch von mir, auf meinem Vergnügen zu bestehen, die Arbeit geht vor.

    Schon während er diese Gedanken niederschreibt, dämmert ihm, dass das »Unglück« des Kollegen ein selbst verschuldetes ist, für das aber er den Preis bezahlt. Es fällt ihm nicht allzu schwer, hieb- und stichfeste Gegenargumente zu seinen negativen Gedanken zu entwickeln. Einige davon lauten:
Ich lasse ihn nicht hängen, sondern Fakt ist, dass er sich am Morgen entschieden hat, jetzt mit seinem Freund zu telefonieren und die wesentliche Arbeit am Abend zu machen.
Ich habe ein Recht auf Feierabend, genau wie jeder andere auch.
Ich muss nicht jedes Mal einspringen, wenn jemand lieber seine Zeit verbummelt.
Vielleicht ist er ein paar Tage sauer auf mich, aber das vergeht auch wieder, damit kann ich leben.
Die Wahrscheinlichkeit, dass er nie mehr mit mir spricht, ist äußerst gering.
Ich bin nicht der einzige Kollege, den er hat.
Ich bin nicht auf der Welt, um es jedem recht zu machen.
Ich tue ihm im Grunde genommen keinen wirklichen Gefallen, wenn ich diesen Arbeitsstil unterstütze.
    Herr Gefällig bittet seine Frau, mit ihm in den Disput einzusteigen und argumentiert so lange gegen seine negativen Gedanken, bis er ganz deutlich spürt, wie sich seine Einschätzung der Situation und damit seine Gefühle verändern. Nun ist ihm völlig klar, dass er selbstverständlich die Erlaubnis besitzt, auch einmal Nein zu sagen, wenn man versucht, seine Gutmütigkeit auszunutzen. Bei den nächsten Gelegenheiten braucht er noch nicht einmal mehr die Mitwirkung seiner Frau, sondern schafft es, mit mentalem Training |227| wirksam gegen seine negativen Gedanken vorzugehen und sich so die nötige innere Erlaubnis zu verschaffen, das zu tun, was er wirklich will.

    Wie gesagt, ganz direkt können Sie mit der Check-your-Mind-Methode nicht an Einschärfungen und Antreibern arbeiten. Sich einfach quasi eine »Generalerlaubnis« auszustellen, hält die negativen Gedanken nicht in Schach. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass die Kenntnis der obigen Konzepte aus der Transaktionsanalyse von Eric Berne trotzdem sehr hilfreich ist. Denn wenn man das Konzept kennt, wird einem schneller klar, dass sich da mal wieder die Einschärfung »Schaff’s nicht« oder der »Sei perfekt«-Antreiber äußert, und dann hat man die passenden Gegenargumente aus früheren Bearbeitungen des gleichen Themas schon zur Hand. Man weiß bereits, welche innere Erlaubnis man braucht und wie man sich darin unterstützen kann, sie sich selbst zu geben. Wenn man es zum Beispiel in das mentale Training einbaut, dass man sich sehr bewusst die fehlende

Weitere Kostenlose Bücher