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Steh zu dir

Steh zu dir

Titel: Steh zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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Vielleicht ist es Angst. Vielleicht weiß ich insgeheim, dass ich es nicht kann.« Sie runzelte die Stirn und schaute Stevie verzweifelt an.
    »Du kannst es«, versicherte Stevie. »Es braucht nur Zeit. Alle sagen, der Anfang sei am schwersten. Irgendwann platzt der Knoten.« In der Woche vorher hatte Stevie ihr geholfen, sämtliche Kleiderschränke aufzuräumen, den Garten neu zu gestalten und die Garage zu entrümpeln.
    Am Vortag hatte sie die Badezimmerschränke aufgeräumt, statt an dem Buch zu arbeiten. Carole fand alle erdenklichen Ausreden und Entschuldigungen. Seit Monaten ging das jetzt so. »Vielleicht brauchst du eine Pause«, schlug Stevie vor, und Carole stöhnte erneut.
    »Mein ganzes Leben ist eine Pause. Früher oder später muss ich wieder arbeiten. Mike dreht mir den Hals um, wenn ich noch ein einziges Drehbuch ablehne.«
    Mike Appelsohn war Produzent und seit zweiunddreißig Jahren ihr Agent. Er hatte sie entdeckt, als sie gerade achtzehn wurde. Es schien Lichtjahre her zu sein, dass sie eine Farmerstochter aus Mississippi gewesen war, mit langem blonden Haar und großen grünen Augen. Auf seine Einladung hin war sie damals mehr aus Neugier nach Hollywood gekommen. Aber Mike Appelsohn hatte sie zu dem gemacht, was sie heute war. Er und die Tatsache, dass sie wirklich talentiert war. Ihr Leinwanddebüt hatte alle von den Stühlen gerissen. Der Rest war Geschichte. Ihre Geschichte. Sie war weltweit eine der berühmtesten Schauspielerinnen und erfolgreicher, als sie es sich je erträumt hatte. Warum also musste sie unbedingt ein Buch schreiben? Wieder und wieder stellte sie sich diese Frage. Aber ebenso wie Stevie kannte sie die Antwort. Carole war auf der Suche nach einem Teil von sich, den sie lange verdrängt hatte. Aber jetzt wollte und musste sie ihn finden, oder sie würde den Rest des Lebens auf der Stelle treten.
    Ihr letzter Geburtstag hatte ihr zu schaffen gemacht. Fünfzig zu werden, war für sie ein Markstein, insbesondere jetzt, wo sie allein war. Das konnte sie nicht leugnen. Sie hatte sich entschieden, alle Teile von sich zu einem Ganzen zu verweben, wie sie es noch nie zuvor getan hatte. Sie wollte, dass ihr Leben einen Sinn ergab, wenn vielleicht auch nicht für andere, so doch für sie selbst. Deshalb musste sie an den Anfang zurückkehren und mit sich ins Reine kommen.
    So vieles war ihr zufällig widerfahren, vor allem in den ersten Jahren. Zumindest schien es so. Gutes und Schlechtes, aber vor allem Gutes. Was ihre Karriere anbelangte, aber auch mit ihren Kindern. Sie wollte nicht, dass ihr Leben ein einziger Zufall war. So oft waren ihre Entscheidungen nur Reaktionen auf die Umstände oder auf andere Menschen gewesen, jedoch nicht aus ihr heraus und aktiv gefällt. Und jetzt schien es ihr plötzlich wichtig zu wissen, ob sie die richtigen Entscheidungen getroffen hatte. Und dann? Immerzu fragte sie sich, was für einen Unterschied das machte. Die Vergangenheit konnte sie nicht ändern. Aber vielleicht würde sie für den Rest ihres Lebens einen anderen Weg einschlagen. Darauf kam es ihr an. Ohne Sean an ihrer Seite schien es wichtiger geworden zu sein, Entscheidungen zu treffen und nicht einfach nur abzuwarten, was passierte. Was wollte sie? Sie wollte ein Buch schreiben. Das war alles, was sie wusste. Danach würde sich der Rest vielleicht ergeben. Möglicherweise hatte sie dann ein besseres Gefühl dafür, welche Rollen sie annehmen, was sie in dieser Welt bewirken und für welche Ziele sie sich einsetzen wollte. Wer sie für den Rest ihres Lebens sein wollte. Ihre Kinder waren erwachsen. Jetzt war sie an der Reihe.
    Stevie verschwand kurz und kam mit einer Tasse Tee zurück. Koffeinfreier Vanilletee. Stevie bestellte ihn für Carole bei Mariage Frères in Paris. Carole war während ihrer Zeit in Paris geradezu süchtig danach geworden. Heute noch war es ihr Lieblingstee. Dankbar nahm sie die Tasse entgegen. Allein der Duft hatte jedes Mal etwas Tröstliches. Nachdenklich führte Carole die Tasse an die Lippen und nippte daran. »Vielleicht hast du recht«, sagte sie und sah die Frau an, die jetzt schon seit Jahren ihre Begleiterin war.
    »Womit habe ich recht?«, fragte Stevie und ließ sich mit ihren langen Beinen auf dem bequemen Polstersessel nieder. Sie und Carole verbrachten viel Zeit in diesem Raum, schmiedeten Pläne und besprachen alles Mögliche. Carole war immer offen für Stevies Meinung. In den meisten Fällen war der Rat ihrer Assistentin stichhaltig und von

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