Steh zu dir
ich genauso gut meinen Hintern in Bewegung setzen. Der Zeitpunkt ist ideal.« Sie hatte während der ganzen Rückfahrt darüber nachgedacht. Und seit sie sich dazu entschieden hatte, fühlte sie sich besser.
Stevie nickte und verkniff sich weitere Kommentare. Außerdem hielt sie es für gut, dass Carole von hier fort kam und an einen Ort flog, den sie liebte.
»Ich glaube, ich bin jetzt so weit, dass ich zurückkehren kann«, sagte Carole leise und mit nachdenklichem Blick.
»Du kannst mir ein Zimmer im Ritz reservieren. Sean mochte es nicht, aber ich habe es immer geliebt.“
»Wie lange wirst du bleiben?«
»Keine Ahnung. Buch das Zimmer sicherheitshalber für zwei Wochen. Ich will Paris als Stützpunkt nutzen und von dort aus auf jeden Fall nach Prag reisen. Und in Budapest war ich auch noch nie. Ich werde ein bisschen durch Paris spazieren und abwarten, wozu ich Lust bekomme. Vielleicht inspiriert es mich ja, etwas Neues zu sehen. Und wenn ich früher wieder nach Hause will, ist das auch kein Problem. Auf dem Rückweg werde ich ein paar Tage in London bleiben, um Chloe zu sehen. Dann ist bald Thanksgiving, und vielleicht möchte sie mit mir gemeinsam zurückfliegen.«
Stevie lächelte und notierte sich rasch ein paar Punkte. »Es wird schön sein, Paris wiederzusehen«, fuhr Carole fort. »Ich war so lange nicht mehr da. Nur kurz mit Sean, und einmal mit dir, um das Haus zu verkaufen.« Plötzlich wurde sie verlegen. Sie hatte gar nicht darüber nachgedacht, ob Stevie vielleicht gern mitkäme.
»Du weißt, wie gern ich dich dabeihabe«, fügte sie schnell hinzu. »Aber das hier muss ich allein hinter mich bringen. Wenn du dabei bist, würde ich die ganze Zeit mit dir reden. Ich bin auf der Suche und weiß nicht einmal, wonach. Vermutlich nach mir selbst.« Sie war fest davon überzeugt, dass die Antworten zu ihrer Zukunft und dem Buch in ihrer Vergangenheit lagen.
Stevie lächelte ihre Arbeitgeberin überrascht an. »Das ist gut. Ich mache mir nur ein bisschen Sorgen, wenn du allein unterwegs bist.« Carole war darin nicht sehr geübt.
»Ich mir auch«, gestand Carole. »Weil ich unglaublich faul bin. Du hast mich verwöhnt. Ich hasse es, mich mit Portieren herumzuschlagen und mir selbst einen Tee zu bestellen. Aber vielleicht tut mir gerade das ganz gut. Und wie hart kann das Leben im Ritz schon sein?“
»Und wenn du nach Osteuropa fliegst? Möchtest du, dass dich jemand begleitet? Ich könnte über den Sicherheitsdienst vom Ritz jemanden für dich engagieren.« Im Laufe der Jahre war Carole hin und wieder bedroht worden, in letzter Zeit allerdings nicht mehr. In nahezu jedem Land erkannten die Menschen sie. Und selbst wenn nicht – sie war eine wunderschöne Frau, die allein reiste. Und wenn sie nun krank wurde? Carole brachte stets die Mutter in Stevie zum Vorschein. Stevie liebte es, Carole zu beschützen und auf sie achtzugeben. Es war ihre Mission im Leben und im Job.
»Ich brauche keinen Leibwächter. Ich komme allein zurecht. Wie Katherine Hepburn zu sagen pflegte: ›Immer schön nach unten schauen und Blickkontakt vermeiden‹.« Sobald sich Carole daran hielt, erkannten die Menschen sie weitaus seltener. Dieser alte Hollywood-Trick funktionierte erstaunlich gut.
»Solltest du deine Meinung ändern, kann ich jederzeit kommen«, bot Stevie an, und Carole lächelte. Sie wusste genau, dass es ihrer Assistentin nicht um die Reise ging. Stevie war ehrlich besorgt, und das rührte Carole. Wie immer versuchte Stevie, vermeintliche Probleme bereits im Vorfeld auszuräumen.
»Ich verspreche anzurufen, falls ich in Schwierigkeiten gerate, mich einsam fühle oder durchdrehe«, versicherte Carole. »Wer weiß, vielleicht bin ich ja schon nach ein paar Tagen wieder hier. Es ist schön, einfach loszufahren, ohne feste Pläne und Termine zu haben.« So oft hatte sie irgendwo hinfliegen müssen, um einen Film zu drehen oder zu bewerben. Dass sie nur zu ihrem Vergnügen verreiste, kam selten vor, und deshalb hielt Stevie es auch für eine gute Idee.
»Ich werde mein Handy nie ausschalten. Du kannst mich jederzeit erreichen, auch nachts und beim Sport. Falls nötig, steige ich ins nächste Flugzeug«, versprach Stevie.
Carole dachte nicht im Traum daran, Stevie nachts anzurufen. In all den Jahren hatten sie beide gewisse Grenzen gewahrt. Dazu gehörte auch, das Privatleben der anderen zu respektieren – ein Grund, warum ihre Zusammenarbeit schon so lange gut funktionierte. »Ich werde die
Weitere Kostenlose Bücher