Steh zu dir
Mensch, der du in Mississippi gewesen sein musstest.
Du bist auf einer Farm aufgewachsen und sprachst mit Südstaatenakzent. Ich liebte selbst den. Mike sorgte jedoch dafür, dass du ihn ablegtest. Ich habe das immer bedauert. Er war Teil deines Wesens. Jedenfalls habe ich mich Hals über Kopf in dich verliebt – und du dich in mich.
Während der Dreharbeiten bin ich so oft wie möglich hingeflogen, um dich zu sehen. Wir füllten schon bald sämtliche Titelblätter. Wall-Street-Wunderkind umwirbt Hollywoods heißesten Star. Du warst ein absoluter Hammer.«
Er lächelte Carole an. »Das bist du heute noch. Ich war das jedoch nicht gewohnt. Irgendwie konnte ich mich wohl nie so recht an deine Berühmtheit gewöhnen. Ich wachte morgens auf und musste mich zwicken. Es war unvorstellbar, aber ich war tatsächlich mit Carole Barber zusammen. Wie sollte das zu überbieten sein? Sechs Monate nachdem wir uns kennengelernt haben, heirateten wir. Du hattest den Film gerade abgedreht. Anfangs fandest du, du seiest zu jung zum Heiraten, und vielleicht warst du das auch. Letztlich habe ich dich überredet. Aber du warst ehrlich zu mir und sagtest, dass du deine Karriere nicht aufgeben würdest. Du hattest eine tolle Zeit, hast viele Filme gedreht. Und ich war an deiner Seite und hatte noch nie so viel Spaß am Leben wie damals.« Jason schwieg für einen Moment. Dann fuhr er fort: »Mike flog uns in einer Privatmaschine übers Wochenende nach Las Vegas, und dort haben wir geheiratet. Er war unser Trauzeuge, gemeinsam mit einer damaligen Freundin von dir. Sie war deine Mitbewohnerin, aber ich kann mich absolut nicht mehr an ihren Namen erinnern. Du warst die schönste Braut, die ich je gesehen habe. Du hast dir für die Trauung ein Kleid von einem Film ausgeliehen, der in den 1930er Jahren spielte, und sahst darin aus wie eine Königin. Die Flitterwochen verbrachten wir in Mexiko. Zwei ganze Wochen sind wir in Acapulco geblieben, dann mussten wir beide wieder zurück an die Arbeit. Du hast damals pro Jahr drei Filme gedreht. Das ist eine Menge. Du warst die weltweit angesagteste Schauspielerin – und meine Frau. Ständig wurde in der Presse über uns berichtet. Das mussten wir erst mal verdauen. Viele kommen dadurch sicher ins Trudeln, du jedoch nicht. Du hast jede Minute genossen. Und wer könnte dir daraus einen Vorwurf machen? Du warst der Liebling der ganzen Welt, die begehrenswerteste Frau auf diesem Planeten … und du gehörtest zu mir. Die meiste Zeit warst du an den Drehorten, und dazwischen lebten wir in New York. Wir hatten ein wunderschönes Apartment an der Park Avenue und haben auch über Kinder gesprochen. Aber zunächst war dazu keine Zeit. Kaum war ein Film abgedreht, folgte der nächste. Doch dann war Anthony unterwegs. Wir waren damals zwei Jahre verheiratet, und es kam ein bisschen überraschend. Du hast während der Schwangerschaft sechs Monate pausiert. Drei Wochen nach der Geburt bist du wieder an die Arbeit gegangen. Du hast einen Film in England gedreht und Anthony samt Kindermädchen mitgenommen. Fünf Monate bist du dort geblieben, und ich habe euch alle paar Wochen besucht. Es war schon ein verrücktes Leben, aber deine Karriere war an einem Punkt, an dem du nicht zurückschrauben konntest. Ich habe das absolut verstanden. Als Chloe unterwegs war, hast du wieder ein paar Monate pausiert. Anthony war zu dem Zeitpunkt drei. Wie all die anderen Moms bist du mit ihm in den Park und auf den Spielplatz gegangen. Ich habe auch diese Zeit sehr genossen.« Seine Augen funkelten, während er das erzählte, und Carole fragte sich wieder einmal, warum sie damals nicht kürzergetreten hatte. Ihm schien das weitaus weniger unverständlich zu sein als ihr. Aber das lag vielleicht daran, dass ihr momentan die Karriere nicht mehr wichtig war.
»Ein Jahr nach Chloes Geburt, Anthony war damals fünf, wurdest du wieder schwanger. Dieses Mal war es ein echter Unfall, den wir beide erst einmal verdauen mussten.
Ich baute gerade meine Firma auf und arbeitete wie verrückt, und du bist von einem Drehort zum nächsten durch die ganze Welt gereist. Eigentlich waren wir glücklich mit unseren beiden Kindern und wollten nicht noch mehr, entschieden uns aber, die Sache durchzuziehen. Aber kaum hatten wir angefangen, uns auf dieses dritte Kind zu freuen, da erlittest du eine Fehlgeburt. Du hast beim Dreh in Afrika bei einem Stunt mitgewirkt – was im Nachhinein betrachtet völlig verrückt war – und daraufhin das Kind
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