Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steh zu dir

Steh zu dir

Titel: Steh zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
Vom Netzwerk:
verloren. Das hat dich sehr mitgenommen, aber die Produktionsfirma hatte einen echten Knebelvertrag mit dir abgeschlossen, und du musstest schon zwei Wochen später wieder vor der Kamera stehen. Es war wie ein Karussell, das nie stillstand. Zwei Jahre danach hast du deinen ersten Oscar gewonnen. Der Druck wurde dadurch nur noch größer. Irgendetwas muss damals passiert sein, nicht mit dir, sondern mit mir. Du warst gerade mal dreißig, als du den Oscar bekamst. Ich dagegen ging auf die Vierzig zu. Und obwohl ich es mir selbst niemals eingestanden hätte, setzte es mir zu, dass meine Frau erfolgreicher war als ich. Du verdientest ein Vermögen und warst in der ganzen Welt bekannt. Und ich war es wohl leid, ständig von der Presse belagert zu werden, Thema der Klatschspalten zu sein und jedes Mal alle Blicke nur auf dich gerichtet zu sehen, wenn wir gemeinsam einen Raum betraten. Nie ging es um mich, sondern ständig nur um dich. Das nagt am Ego eines Mannes. Damals wünschte ich mir immer mehr ein normales Leben – eine Frau, zwei Kinder, ein Haus in Connecticut, den Sommer über nach Maine. Stattdessen flog ich quer durch die Welt, um dich zu sehen. Entweder hatte ich unsere Kinder dabei, oder sie waren bei dir. Wenn du ohne sie unterwegs warst, fehlten sie dir. Ich wollte, dass du diesen Job an den Nagel hängst, hatte aber nicht den Mut, dir das zu sagen. Stattdessen machte ich dir Vorwürfe, und wir stritten immer häufiger. Wir sahen uns kaum, und wenn, gingen wir sofort aufeinander los. Dann bekamst du den zweiten Oscar, und bei mir muss endgültig eine Klappe gefallen sein. Mir wurde klar, dass du nie mit der Schauspielerei aufhören würdest, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Dann hattest du auch noch bei einem Film unterschrieben, für den du acht Monate nach Paris ziehen musstest. Ich war enttäuscht und wütend. Das hätte ich dir sagen sollen, aber ich verstand ja damals selbst nicht, was mit mir los war. Du warst zu sehr beschäftigt, um es zu merken, und ich sagte kein Wort. Du hast deine Filme gedreht, versucht, die Kinder so viel wie möglich um dich zu haben, kamst nach Hause, um mich zu sehen, wann immer sich eine Drehpause ergab. Nur leider hatte das Jahr nicht genug Tage, damit du dich um all das kümmern konntest, was dir wichtig war: deine Kinder, die Karriere und um mich. Vielleicht hättest du sogar gekündigt, wenn ich dich darum gebeten hätte. Aber ich habe nicht gefragt.« Jason sah Carole bedauernd an. Er hatte Jahre gebraucht, bis ihm all das im Nachhinein klarwurde.
    Mit gedrückter Miene fuhr er fort. Carole beobachtete ihn aufmerksam, während er erzählte. Sie wollte ihn nicht unterbrechen. »Ich fing an zu trinken und auf Partys zu gehen. Dabei habe ich mehr als einmal über die Stränge geschlagen. Ein paar Mal tauchte ich deshalb in den Klatschspalten auf, aber du hast dich nie beklagt. Du hast mich lediglich darauf angesprochen, was eigentlich los sei. Ich habe dir geantwortet, das sei alles nichts Ernstes, was auch stimmte. Daraufhin hast du dich bemüht, häufiger nach Hause zu kommen, aber sobald die Dreharbeiten in Paris begannen, hingst du dort fest. Ihr habt an sechs Tagen in der Woche gedreht. Anthony war acht und ging dort zur Schule. Chloe hatte einen Teilzeitplatz im Kindergarten und war ansonsten bei dir, zusammen mit der Nanny. Ich begann, mich aufzuführen wie ein Junggeselle – genauer gesagt wie ein Trottel.« Er wirkte verlegen, aber Carole lächelte ihn an.
    »Klingt so, als wären wir beide jung und dumm gewesen«, sagte sie. »Es ist bestimmt deprimierend, mit jemandem verheiratet zu sein, der nie da ist.«
    Er nickte, dankbar für ihre Antwort. »Es war hart. Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass ich dich hätte bitten müssen, mit der Schauspielerei aufzuhören oder sie zumindest einzuschränken. Aber mit zwei Oscars in der Tasche ging es mit deiner Karriere immer weiter bergauf. Ich fand, dass ich nicht das Recht dazu hatte, dir das zu nehmen. Stattdessen habe ich unsere Ehe vermasselt und es im Nachhinein immer bedauert.«
    Carole hörte schweigend zu. Sie schätzte seine Ehrlichkeit, vor allem, was seine Gefühle anging. Was er ihr erzählte, weckte keinerlei Erinnerungen. Wie bei Stevie hörte es sich für sie an wie die Geschichte eines anderen Menschen. Natürlich fragte sie sich, warum sie damals nicht von selbst darauf gekommen war, weniger zu arbeiten und sich um ihre Ehe zu kümmern. Aber so, wie Jason es beschrieb, musste

Weitere Kostenlose Bücher