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Steh zu dir

Steh zu dir

Titel: Steh zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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betrat ein Mann das Zimmer. Carole erkannte ihn ihm sofort den großen, eleganten Franzosen wieder, der ihr die Rosen geschenkt hatte. Seinen Namen hatte sie erneut vergessen.
    Anthony erstarrte förmlich, während der Franzose ihm lächelnd zunickte. Carole stellte fest, dass Anthony den Mann kannte. Der Blick ihres Sohnes wurde eisig, und sein Körper versteifte sich. Zweifellos war er nicht erfreut, diesen Mann hier zu sehen. Der Franzose hatte ihr gesagt, er sei ein Freund der Familie und kenne ihre Kinder. Carole erschrak jedoch über Anthonys Reaktion.
    »Hallo, Anthony«, sagte Matthieu leise. »Es ist lange her.«
    »Was willst du hier?«, fragte Anthony unfreundlich. Er hatte diesen Mann seit seiner Kindheit nicht mehr gesehen. Beschützend stellte er sich neben seine Mutter, während Carole verständnislos von einem zum anderen blickte.
    »Ich will deine Mutter besuchen. Ich war schon ein paar Mal hier.« Carole spürte die eisige Atmosphäre im Zimmer und konnte sie sich absolut nicht erklären.
    »Erinnert sie sich an dich?«, fragte Anthony kühl.
    »Nein«, erwiderte Matthieu. Dafür erinnerte sich Anthony umso besser daran, wie viele Tränen dieser Mann seine Mutter gekostet hatte. Seit fünfzehn Jahren hatte er ihn nicht mehr gesehen, und doch kam es ihm so vor, als sei es gestern gewesen. Er wusste noch, wie verzweifelt Carole damals war, als sie ihm und Chloe sagte, dass sie Paris verlassen würden. Anthony hatte den Anblick seiner in Tränen aufgelösten Mutter nie vergessen.
    Anfangs hatte Anthony Matthieu gemocht, sehr sogar. Er hatte viele Stunden seiner Freizeit mit ihm verbracht. Aber dann brachte dieser Mann seine Mutter zum Weinen – und nicht nur einmal. Monatelang hatte sie sich damals gequält. Anthony war froh gewesen, als sie schließlich von Paris fortgingen. Aber in L. A. war es nicht besser gewesen. Es hatte lange gedauert, bis er seine Mutter wieder lachen sah. Er wusste noch, dass sie damals das Haus verkauft hatte und sie nie wieder hierherkamen. Seine Freunde hatte er zurücklassen müssen. Aber all das spielte keine Rolle. Entscheidend war nur, wie unglücklich dieser Mann seine Mutter gemacht hatte. Und Anthony war sicher, wenn sie ihr Gedächtnis nicht verloren hätte, wären all die alten Gefühle sofort wieder hochgekommen.
    Matthieus Auftreten vermittelte den Eindruck, als könne er tun, was er wolle. Er zögerte nie und erwartete, dass die Menschen auf ihn hörten und taten, was er wünschte. Das hatte Anthony schon als Kind irritiert. Als er einmal frech zu seiner Mutter gewesen war, hatte Matthieu ihn in sein Zimmer geschickt. Anthony hatte damals seine Mutter angeschrien, dass Matthieu nicht sein Vater sei, und dieser hatte sich später bei ihm entschuldigt. Aber die Autorität, die Matthieu ausstrahlte, spürte Anthony jetzt sofort wieder. Als hätte dieser Mann das Recht dazu, hier zu sein.
    Aber er gehörte nicht hierher. Und Carole hatte nicht die geringste Idee, wer er war.
    »Ich bleibe nur kurz«, sagte Matthieu höflich, während Anthony seine Mutter noch einmal umarmte und Matthieu einen warnenden Blick zuwarf. Er wollte, dass er aus dem Zimmer und vor allem aus dem Leben seiner Mutter verschwand – und zwar endgültig.
    »Bis bald, Mom«, sagte Anthony. »Pass auf dich auf. Ich rufe dich von New York aus an.« Die letzten Worte murmelte er mit Blick auf Matthieu. Anthony hasste es, Carole mit ihm allein zu lassen. Zum Glück war die ganze Zeit eine Schwester im Zimmer. Dennoch befürchtete Anthony, dass Matthieu alte Wunden aufreißen könnte. Und seine Mutter war momentan besonders verletzlich.
    Nachdem Anthony gegangen war, sah Carole ihren Besucher fragend an. »Mein Sohn hat sich an dich erinnert«, sagte sie und beobachtete ihn aufmerksam. Anthonys Abneigung war unverkennbar gewesen. »Warum kann er dich nicht leiden?« Sie war darauf angewiesen, dass andere ihr all das erklärten, was sie eigentlich selbst wissen sollte. Vor allem musste sie sich darauf verlassen können, dass sie ihr die Wahrheit sagten, so wie Jason. Sie hatte ihn für seine Ehrlichkeit bewundert, gerade weil sie spürte, dass es ihm nicht leichtgefallen war. Dieser Mann hier war zurückhaltender. Sie glaubte nicht, dass er seine Gefühle genauso offen vor ihr ausbreiten würde. Er wirkte so, als sei er auf der Hut. Ihr war auch nicht entgangen, wie die Schwestern auf ihn reagierten. Ganz offensichtlich wussten sie, wer er war.
    »Als ich ihn das letzte Mal sah, war er ein kleiner

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