Steh zu dir
gewinnbringend für dich angelegt habe, und in Finanzdingen fragst du mich auch heute noch um Rat. Auf sonderbare Weise lieben wir einander. Ich werde immer für dich da sein. Und mein Gefühl sagt mir, dass es umgekehrt genauso ist. Mehr wird nie mehr zwischen uns sein, aber ich habe wunderbare Erinnerungen an dich. Wir hatten eine schöne Zeit miteinander, und ich möchte keinen Moment davon missen. Dass ich dich so verletzt habe, werde ich bis in alle Ewigkeit bedauern. Aber es wurde mir doppelt heimgezahlt, und das hatte ich auch verdient.«
Carole war tief gerührt über dieses umfassende Geständnis. »Ich hoffe, du wirst mir eines Tages ganz vergeben können. Zum Teil hast du das sicher schon getan. Unsere Freundschaft ist sehr harmonisch, vor allem dank dir. Du hast ein großes Herz und bist eine wunderbare Mutter.
Allein dafür bin ich dir dankbar.« Dann schwieg Jason, während Carole ihn mitfühlend ansah.
»Du hast eine Menge mitgemacht«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Danke, dass du mir das alles erzählt hast. Tut mir leid, dass ich es nicht verstanden habe, dir die Ehefrau zu sein, die du dir gewünscht hast. Wenn man jung ist, macht man wohl viele dumme Dinge.« Nachdem sie ihm zugehört hatte, fühlte sie sich ein wenig alt. Zwei Stunden hatte dieses Gespräch gedauert. Jetzt war Carole müde, aber es gab auch viel zum Nachdenken. Nichts von seinen Worten hatte ihre Erinnerung wachgerüttelt, dennoch hatte sie das starke Gefühl, er habe versucht, alles fair und objektiv zu schildern. Die Einzige, die bei dieser Geschichte nicht gut wegkam, war dieses russische Model, aber sie schien es auch nicht anders verdient zu haben. Natalya war eine gefährliche Frau.
Carole dagegen war immer ehrlich und liebevoll ihm gegenüber gewesen. Das hatte er ihr deutlich zu verstehen gegeben. Sie hatte sich lediglich vorzuwerfen, dass sie zu viel gearbeitet hatte und zu häufig unterwegs gewesen war.
»Ich bin so froh, dass du noch am Leben bist, Carole«, sagte Jason zärtlich beim Abschied. »Dich zu verlieren, hätte den Kindern und mir das Herz gebrochen. Jetzt hoffe ich nur, dass deine Erinnerungen zurückkehren. Aber selbst wenn nicht, wir alle lieben dich.«
»Ich weiß«, sagte sie leise. Sie spürte es ganz deutlich. »Ich liebe dich auch«, fügte sie zärtlich hinzu. Er beugte sich hinunter und küsste sie auf die Wange. Dann ging er.
Jason hatte ihrem Leben etwas hinzugefügt – nicht nur Erinnerungen und Informationen über die Vergangenheit, sondern eine besondere, zärtliche Freundschaft.
10
Nach dem Thanksgiving-Wochenende verkündeten Jason und Anthony, dass sie zurück nach New York mussten. Chloe verspürte ebenfalls das Bedürfnis, sich wieder an die Arbeit zu machen. Außerdem hatte Jake schon ein paar Mal angerufen. Carole hatte sich so weit erholt, dass sie außer Gefahr war. Die anderen konnten nichts mehr für sie tun, von nun an war der Genesungsprozess eine Frage der Zeit.
An Weihnachten würden die Kinder nach Los Angeles kommen. Bis dahin war noch ein ganzer Monat Zeit und Carole sicher so weit wiederhergestellt, dass sie aus dem Krankenhaus entlassen werden und nach Hause fliegen konnte. Sie lud Jason ein, die Feiertage mit ihnen gemeinsam zu verbringen, und er nahm dankbar an. Es mochte zwar eine ungewöhnliche Vereinbarung sein, aber irgendwie fühlten sie sich wieder als Familie. Über Neujahr wollte er mit den Kindern nach St.Barths fliegen und schlug Carole vor, sie zu begleiten. Die Ärzte rieten ihr jedoch ab. Es wäre zu anstrengend. Sie musste erst in ihr Leben zurückfinden und sich körperlich erholen. Alles, was sie tat, war harte Arbeit. In L.A. würde sie deshalb zunächst zu Hause bleiben. Allerdings wollte sie die Kinder nicht um die gemeinsame Reise mit dem Vater bringen. Alle hatten in letzter Zeit viel durchgestanden, und ein Urlaub würde ihnen sicher guttun.
An seinem letzten Abend in Paris verbrachte Jason eine Stunde allein mit Carole. Er sagte, dass es sicher zu früh sei, um darüber zu sprechen, dass er sich aber fragte, ob Carole ihm, wenn sie wieder ganz gesund war, vielleicht eine zweite Chance gäbe. Carole zögerte. Sie wusste nichts mehr von ihrer gemeinsamen Vergangenheit, dennoch fühlte sie sich Jason zugeneigt. Während der letzten Wochen hatte sie erlebt, was für ein wunderbarer Mann er war, und sie war dankbar dafür, wie er sich um sie gekümmert hatte. Aber mehr empfand sie nicht für ihn, und sie bezweifelte, dass es eine Frage der
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