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Steh zu dir

Steh zu dir

Titel: Steh zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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habe zweieinhalb Jahre meines Lebens mit dir verschwendet und wahrscheinlich fünf weitere, um darüber hinwegzukommen. Das ist eine Menge Zeit, wenn es um einen Mann geht, der nicht bereit ist, seine Frau zu verlassen.« Sie überlegte kurz und fragte dann: »Wo ist sie jetzt?«
    »Sie starb vor einem Jahr. Sie war die letzten drei Jahre ihres Lebens schwer krank. Ich war froh, dass ich bei ihr war. Das war ich ihr schuldig. Letztlich waren wir sechsundvierzig Jahre verheiratet. Es war vielleicht nicht die Ehe, die ich mir vorgestellt oder erhofft hatte, als ich mit einundzwanzig heiratete, aber es war nun mal unsere.
    Aber wir waren Freunde. Über dich hat sie kein Wort mehr verloren. Sie hat die Sache verstanden, wenn sie mir wohl auch nicht verziehen hat. Ihr war klar, dass ich dich auf eine Weise geliebt habe, wie es mir bei ihr nie möglich war. Sie war eine kalte Person, aber anständig und ehrlich.«
    Er war bei ihr geblieben, so wie Carole es sich am Ende gedacht hatte. Und selbst er sagte, dass sie das Richtige getan hatte. Jetzt kannte sie die Antworten, für die sie ihre Reise nach Paris gemacht hatte. Für Matthieu wäre sie nie mehr als die Geliebte gewesen. Er hätte seine Frau nicht verlassen. Das musste sie damals gespürt haben, als sie von Paris fortging. Aber jetzt wusste sie, dass ihr Gefühl sie nicht getrogen und sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    An vieles erinnerte sie sich wieder, an Ereignisse, vor allem aber an Gefühle. Sie konnte die Enttäuschung und Verzweiflung regelrecht schmecken, die sie damals verspürte, als sie endlich aufgab und ihn verließ. Er hätte sie und ihre Karriere beinahe zerstört. Sogar ihre Kinder hatte er enttäuscht. Wie auch immer seine Absichten anfangs gewesen sein mochten und wie sehr er sie liebte, er hatte sich ihr gegenüber nicht ehrenhaft verhalten. Jason war zumindest offen und ehrlich gewesen. Er ließ sich scheiden und heiratete eine andere Frau. Das hatte Matthieu nicht getan.
    »Bist du immer noch in der Regierung?«, fragte sie.
    »Das war ich bis vor zehn Jahren. Dann zog ich mich aus der Politik zurück und ging wieder in die Kanzlei meiner Familie. Ich arbeite mit zweien meiner Brüder zusammen.«
    »Du warst einer der mächtigsten Männer Frankreichs. Du hast so ziemlich alles kontrolliert und das sehr genossen.«
    »Ja, das stimmt.« Zumindest heute war er ihr gegenüber ehrlich. Es tat zwar weh, aber es bestätigte ihre Entscheidung. Sie wusste nur zu gut, wie sehr sie damals gelitten hatte. »Macht ist wie eine Droge. Schwer aufzugeben. Ich war süchtig danach. Dir war ich jedoch noch mehr verfallen. Es brachte mich fast um, als du weggingst. Trotzdem hätte ich weder meinen Job noch Arlette aufgeben können.«
    »Ich habe nie verlangt, dass du deinen Job aufgibst. Das war nicht der Punkt. Aber ich wollte, dass du dich scheiden lässt.«
    »Ich konnte es nicht«, sagte er mit gesenktem Kopf. Dann sah er sie wieder an. »Ich hatte nicht den Mut dazu.« Das war ein riesiges Eingeständnis, und Carole sagte für einen langen Moment nichts.
    »Deshalb verließ ich dich.«
    Als er antwortete, war seine Stimme nur ein Flüstern.
    »Und du hast das Richtige getan.« Sie nickte.
    Dann saßen sie noch für eine ganze Weile schweigend zusammen. Carole hatte die Augen geschlossen und schlief schließlich ein. Seit langem hatte sie ihren Frieden gefunden. Matthieu betrachtete sie liebevoll. Dann stand er auf und ging leise aus dem Zimmer.

12
    In der Nacht wachte Carole auf. Sie hatte lange geschlafen und fühlte sich besser. Matthieus Besuch fiel ihr wieder ein. Sie rechnete es ihm hoch an, dass er ehrlich gewesen war. Von ihm zu erfahren, dass sie damals richtig gehandelt hatte, war ein befreiendes Geschenk. Sie hatte sich gefragt, was wohl geschehen wäre, wenn sie geblieben wäre – wenn sie länger gewartet hätte. Und nun hatte er ihr bestätigt, dass es keinen Unterschied gemacht hätte.
    In ihrem Zimmer hielt sich jetzt Tag und Nacht eine Schwester auf, und vor der Tür standen zwei Wachleute – dank des Wirbels, den Matthieu veranstaltet hatte. Carole hatte Jason und die Kinder angerufen, um ihnen von dem Überfall zu erzählen. Sie versicherte ihnen, dass es ihr gut gehe und sie noch einmal Glück gehabt habe. Jason hatte sofort angeboten, wieder nach Paris zu kommen. Aber sie beruhigte ihn mit den Worten, dass die Polizei die Situation unter Kontrolle habe. Alle waren entsetzt, dass jemand versucht hatte, sie umzubringen.

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