Steh zu dir
Anthony warnte sie auch erneut vor Matthieu. Er drohte damit, vorbeizukommen, um sie persönlich zu beschützen. Aber sie versicherte ihm, dass alles in Ordnung sei.
Jetzt lag sie mitten in der Nacht im Bett und dachte nach. Über den Terroristen, Matthieu und das, was sie miteinander erlebt hatten … Je länger sie grübelte, desto unruhiger wurde sie.
Schließlich rief sie Stevie im Hotel an. Carole hatte ein schlechtes Gewissen, sie mitten in der Nacht zu stören, aber sie brauchte jetzt unbedingt eine vertraute Stimme. Stevie hatte geschlafen.
»Was macht deine Erkältung?«, fragte Carole.
»Es geht mir schon besser, aber noch nicht richtig gut«, antwortete Stevie. »Warum bist du wach?«
Carole erzählte ihr, was passiert war.
» Wie bitte? Willst du mich auf den Arm nehmen? Wo zum Teufel war der Sicherheitsmensch?« Stevie war genauso entsetzt wie Caroles Familie und fand es schier unglaublich.
»Er war zum Mittagessen. Und seine Ablösung ist nicht aufgetaucht.« Carole seufzte tief, legte sich wieder hin und machte sich erneut bewusst, wie viel Glück sie gehabt hatte. Bei der Erinnerung an den Überfall bekam sie sofort eine Gänsehaut. Sie war froh, dass Matthieu kurz danach im Zimmer gestanden hatte.
»Ich komme sofort zu dir. Sie können mir eine Liege in dein Zimmer stellen. Ich werde dich nicht länger allein lassen.«
»Sei nicht albern. Du bist krank. Und mir ist nichts passiert. Matthieu war hier und hat einen ziemlichen Aufstand veranstaltet. Er muss immer noch viel Einfluss haben. Der Krankenhausleiter kam angesaust und katzbuckelte vor ihm. Aber ich hatte wirklich Todesangst.«
»Kein Wunder.«
Die Polizisten wollten am nächsten Tag wiederkommen, weil sie einen Bericht vom Tathergang brauchten. Sie hatten Carole direkt nach dem Überfall nicht noch mehr aufregen wollen. Und da der Angreifer hinter Schloss und Riegel saß, war sie außer Gefahr.
»Ich habe ihn kurz vor dem Attentat im Tunnel gesehen«, sagte Carole und klang immer noch erschüttert. Daraufhin entschied Stevie, das Thema zu wechseln, und fragte nach Matthieu.
»Hat der geheimnisvolle Mann mehr Licht auf deine Vergangenheit geworfen?«, fragte sie gespannt.
»Ja. Ich erinnere mich wieder an vieles. Auch was den Jungen mit dem Messer angeht.« Carole kam sofort wieder auf den Überfall zu sprechen. »Er hat in dem Wagen neben mir gesessen und lief fort. Offenbar hatten die Selbstmordattentäter ihm angekündigt, dass er sterben musste.
Aber dazu war er wohl noch nicht bereit.«
»Mensch, ich kann es kaum erwarten, dass wir wieder zu Hause sind.«
»Geht mir genauso.« Carole seufzte. »Das war ein Höllentrip. Aber ich glaube, ich habe Antworten auf meine Fragen erhalten. Wenn ich jemals wieder weiß, wie man einen Computer bedient, werde ich dieses Buch schreiben. Ich denke, ich bin so weit. Außerdem kann ich jetzt eine Menge hinzufügen.«
»Könntest du beim nächsten Mal vielleicht ein Kochbuch schreiben? Oder ein Kinderbuch? Es gefällt mir nicht, wie sich die Recherche für dein derzeitiges Projekt entwickelt.« Carole lachte.
»Hast du mit Alan gesprochen?«, fragte sie dann. Es tat gut, jemanden zu haben, mit dem man mitten in der Nacht reden konnte. Allein deshalb vermisste sie Sean. Tatsächlich begann sie sich an solche Dinge zu erinnern. Stevie hatte ihr einiges über ihn erzählt, und stückweise fiel Carole der Rest wieder ein.
»Er sagt, dass er mich vermisst«, antwortete Stevie. »Angeblich schmachtet er nach meinem Essen – er leidet wohl ebenfalls unter Gedächtnisverlust. Was gibt’s denn da zu vermissen? Essen zum Mitnehmen vom Chinesen oder Sandwiches vom Delikatessenladen? In den vier Jahren habe ich ihm nicht eine anständige Mahlzeit gekocht.«
»Ich kann ihn verstehen. Mir hast du heute auch gefehlt.«
»Morgen komme ich vorbei. Und ich werde im Krankenhaus schlafen.«
»Mich überfällt niemand mehr«, beruhigte Carole sie.
»Die anderen Attentäter haben sich schließlich selbst in die Luft gejagt.«
»Das ist mir egal. Ich bleibe trotzdem.«
»Und ich wäre lieber im Ritz als im Pitié Salpêtrière. Du hast zweifellos den besseren Zimmerservice.«
»Egal«, widersprach Stevie energisch. »Ich ziehe bei dir ein. Und die sollen ja nicht wagen, mir das zu verbieten. Wenn sie nicht in der Lage sind, während der Mittagspause einen Sicherheitsmann vor deine Tür zu stellen, brauchst du einen Wachhund.«
»Ich glaube, Matthieu hat das bereits in die Hand genommen. Heute Nacht
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