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Steh zu dir

Steh zu dir

Titel: Steh zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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wimmelt es auf dem Flur von Wachleuten.«
    »Mir flößt er auch Respekt ein«, gestand Stevie. »Er wirkt sehr cool.«
    »Das ist er auch.« Daran konnte sich Carole erinnern.
    »Aber mir gegenüber war er nie so. Er war verheiratet und hat mich ständig vertröstet, wenn es um seine anstehende Scheidung ging. Wir haben heute darüber gesprochen.
    Zweieinhalb Jahre lang haben wir zusammengelebt. Als er sich dann immer noch nicht scheiden ließ, habe ich ihn verlassen.«
    »Eine ähnliche Geschichte ist mir auch schon passiert.
    Diese Beziehungen sind immer schwierig. Die Männer ringen sich letztendlich nie dazu durch, sich scheiden zu lassen. Auf so etwas würde ich nicht mehr eingehen. Alan ist zwar manchmal ein Mistkerl, aber er gehört wenigstens mir.«
    »Anscheinend habe ich bei Matthieu eine Weile gebraucht, um das zu kapieren. Er hat damals von Anfang an erzählt, dass seine Ehe schon seit Jahren am Ende wäre und er sich scheiden ließe.«
    »Das behaupten sie immer. Die Einzige, die davon nichts weiß, ist die Ehefrau.«
    »Er meinte, ich hätte damals gut daran getan zu gehen. Er war noch bis vor einem Jahr mit seiner Frau zusammen.«
    »Und jetzt hat er sich getrennt?« Stevie klang überrascht. In seinem Alter ließ sich kaum noch jemand scheiden.
    »Nein, sie ist gestorben. Er ist bis zum bitteren Ende bei ihr geblieben. Sechsundvierzig Jahre in einer vermutlich lieblosen Ehe. Warum tut das jemand?«
    »Gewohnheit. Bequemlichkeit. Weiß der Himmel, warum die Männer bleiben.«
    »Während wir damals zusammenlebten, kam seine Tochter ums Leben. Und seine Frau drohte mit Selbstmord. Es gab ständig neue Entschuldigungen und Gründe, warum er bei ihr bleiben musste. Irgendwann habe ich dann aufgegeben. Er war mit ihr verheiratet – und mit Frankreich.«
    »Klingt so, als hättest du keine Chance gehabt.«
    »Hatte ich auch nicht. Das gibt er inzwischen zu.« Sie erwähnte Stevie gegenüber nichts von der Schwangerschaft und der Fehlgeburt. Aber sie nahm sich vor, irgendwann mit Anthony darüber zu sprechen. Sie war nicht sicher, ob er sich daran erinnerte – gesagt hatte er nie etwas –, aber seine Reaktion im Krankenhaus war eindeutig gewesen.
    »Als wir damals herkamen, um das Haus aufzulösen, wirktest du todunglücklich.«
    »Das war ich sicher auch.«
    »Du scheinst dich schon wieder an sehr viel zu erinnern«, bemerkte Stevie. Carole hatte während der letzten Tage große Fortschritte gemacht. Tatsächlich hatte der Junge mit dem Messer ihrem Gedächtnis auf die Sprünge geholfen.
    »Ja, nach und nach fällt mir alles wieder ein. Aber es sind eher die Gefühle, an die ich mich erinnere, als das, was wirklich passiert ist.«
    »Das ist zumindest ein Anfang.« Auch Mike Appelsohn war Carole eine große Hilfe gewesen – abgesehen von seinem Interview für die Presse. »Hoffentlich lassen sie dich bald ins Hotel zurück.«
    »Das hoffe ich auch.«
    Dann wünschten sie einander gute Nacht und legten auf.
    Carole konnte noch lange nicht wieder einschlafen und dachte darüber nach, wie glücklich sie sich schätzen musste, ihre Kinder und Stevie als Freundin zu haben. Außerdem hatte sie zwei Anschläge überlebt. Sie versuchte nicht an Matthieu oder den jungen Attentäter zu denken. Mit geschlossenen Augen lag sie im Bett, atmete tief und ruhig. Aber was sie auch tat, ständig sah sie dieses Messer in der Hand des Jungen vor sich, und dann schweiften ihre Gedanken zu Matthieu, bei dem sie sich sicher und beschützt fühlte. Nach all den Jahren war er für sie immer noch wie ein Zufluchtsort, an dem ihr nichts geschehen konnte. Sie wollte es nicht wahrhaben, aber tief in ihrem Herzen empfand sie so. Carole meinte, seine starken Arme zu spüren, während sie endlich einschlief.

13
    Die Polizei kam ins Krankenhaus, um Caroles Aussage aufzunehmen. Der Junge, den sie verhaftet hatten, war siebzehn Jahre alt und stammte aus Syrien. Er gehörte einer Fundamentalistengruppe an und hatte bereits drei weitere Anschläge verübt, zwei in Frankreich und einen in Spanien. Ansonsten wusste man nicht viel über ihn. Carole war die Einzige, die ihn mit dem Bombenattentat im Tunnel in Verbindung bringen konnte. Ihr fehlten zwar noch ganze Teile ihrer eigenen Vergangenheit, aber sie konnte sich genau daran erinnern, ihn in dem Wagen neben sich gesehen zu haben. Als er in der Pitié Salpêtrière vor ihr stand, war ihr schlagartig alles wieder eingefallen.
    Die Polizisten befragten sie fast drei Stunden lang und

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