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Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Titel: Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicia Englmann , Rola El-Halabi
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Die ganze Familie würde deshalb nach Köln ziehen müssen, nur meinetwegen. Alle Freundschaften müsse man aufgeben. Meine Schwester war natürlich auch alles andere als begeistert. Daher schlug ich mir diese Idee aus dem Kopf. Schade, sage ich heute.
    Je älter ich wurde, desto schwieriger wurde es, mich aus Papas Griff zu befreien. Ich hatte die sportlichen Erfolge, er war mein Manager, im Sport hätte es besser nicht laufen können. Er las mir die materiellen Wünsche von den Augen ab, aber er begann auch, seine Großzügigkeit gegen mich zu verwenden. Wenn ich ihn wegen etwas anderem zu kritisieren versuchte, sagte er: »Was willst du denn? Du hast doch alles!« Damit setzte er mich unter Druck. Er drehte mir oft das Wort im Mund herum und sagte Sachen zu mir wie: »Ach, so ist das. Jetzt, da du durch mich alles erreicht hast, jetzt, da du mit meiner Hilfe groß geworden bist, jetzt wendest du dich gegen mich?« Ich hatte das Gefühl, dass es kein Entkommen gab.

Zittern
    Ich bin Rola, die zittert. Vor jedem Kampf. Ich habe keine Angst, aber ich bin nervös, schrecklich nervös. Man glaubt das gar nicht, wenn man mich so sieht, aber es stimmt. Die letzten Minuten, bevor ich in den Ring steige, sind die schlimmsten. Es ist dann immer noch so wie bei meinem allerersten Kampf damals als 13-Jährige. Dabei ist es egal, wer die Gegnerin ist, die gleich im Ring auf mich wartet. Ich bin nervös, weil ich alles richtig machen, meine Leistung perfekt zeigen möchte.
    Dass die Gegnerin mich k. o. schlagen oder mir die Nase brechen könnte – das fürchte ich nicht. Vor Verletzungen hatte ich niemals Angst, weder am Anfang noch jetzt. Klar habe ich mir die Nase schon angebrochen, das gehört zum Boxen dazu. Einen Kreuzbandriss und einen anderen Bänderriss hatte ich auch, aber beide vom Volleyballspielen. Beim Boxen hole ich mir nur Wehwehchen, sonst nichts. Hier mal übertrainiert, da mal was überreizt, das war’s. Dass die Gegnerin mich zerlegen könnte? Diese Art von Angst würde mich schwach machen. Wer diese Art von Angst hat, ist blockiert und verliert.
    Ich zittere innerlich in den letzten Minuten vor dem Kampf. Weil ich Angst habe zu versagen, deshalb bin ich nervös. Weil ich fürchte, dass ich genau dann, wenn es ernst wird, nicht umsetzen kann, was ich so lange trainiert habe. Ich will da raus in den Ring, und ich will, dass es großartig wird. Ich will einen tollen Kampf, und natürlich will ich ihn gewinnen. Immer.

Alles für die Familie
    Die Urlaube, die Geschenke, die Autos – mein Vater musste für uns und unseren Lebensstandard hart arbeiten. Aus dem Libanon war er mit fast nichts gekommen, er musste sich hier alles neu aufbauen. Sobald er seine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung hatte, stieg er ins Sicherheitsgewerbe ein. Thomas Wiedemann, mein Trainer Tommy, war damals ebenfalls ein Mitarbeiter in der Sicherheitsfirma. Daher kannten sie sich, und daraus entstand eine lange Freundschaft.
    Der erste Großkunde meines Vaters war ein Millionär in Osnabrück, der ihn als Personenschützer einstellte. Daher lebte er zwei Jahre lang in Osnabrück und war nahezu im Dauereinsatz. Nur alle sechs Wochen konnte er für eine Woche nach Ulm kommen, dafür verdiente er aber ausgesprochen viel Geld. Für das, was er da in einem Monat bekam, müssen andere Väter sechs Monate lang arbeiten gehen. Ich war in dieser Phase so um die zwölf Jahre alt. Die Urlaube in dieser Zeit genossen wir alle sehr – bis in die Karibik ging es. Von dem, was mein Vater in dieser Zeit sparen konnte, machte er sich später als KFZ-Händler selbstständig. Gebrauchtwagen. Das war die Firma, bei der ich in der Buchhaltung half. Als Nächstes eröffneten wir in der Ulmer Innenstadt ein libanesisches Restaurant. Auch dort war ich trotz Schule und Sport voll eingebunden. Ich war sogar offiziell als Geschäftsführerin eingetragen. Wir hatten extra einen Koch aus dem Libanon angeworben, der aber leider kurzfristig kein Visum bekam. Zuerst wollte meine Mutter für ihn einspringen, doch sie bekam einen Bandscheibenvorfall, und wer stand dann wohl in der Küche? Genau, Rola. Wieder einmal musste die älteste Tochter alles übernehmen. Meine Mutter brachte mir bei, wie ich die libanesischen Vorspeisen, die Mezzeh, zubereiten musste. Bei uns zu Hause gab es fast ausschließlich libanesisches Essen – für mich ist es das beste Essen der arabischen Welt. Allein die vielen warmen und kalten Hauptspeisen sind ein Traum. Die gefüllten und

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