Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)
breitem Grinsen fragte: »Ach ja, wie kommst du eigentlich darauf, dass ich das mit deinem Auto war? Mit den Reifen und mit dem Kratzer?«
Da hatte ich ihn in der Falle. Denn niemand konnte das wissen außer der Polizei, meiner Mutter und dem Sponsor. Als ich ihm das klarmachte, wurde er auf einmal ganz klein und begann zu stottern. Wie er da so saß, tat er mir plötzlich leid. Ein kaputter, gebrochener Mann, der gar nicht mehr wusste, was er tat und sagte. Das war tatsächlich nicht mehr der Papa, den ich kannte. Aber er war in dem Moment auch kein Monster, sondern nur ein Häufchen Elend. Die Autorität, die er früher immer ausgestrahlt hatte, war ihm komplett verloren gegangen.
Etwa eine halbe Stunde lang sprachen wir an diesem Tag über immer dieselben Themen. Es hatte sich nichts geändert. Es kamen dieselben Argumente wie im vergangenen halben Jahr auch, dieselben Vorwürfe, dieselben Drohungen. Wir kamen kein Stück weiter. Zum Schluss grinste mein Vater wieder, aber diesmal war es kein freches, sondern ein gefährliches Grinsen, und sagte: »Du ... glaubst du überhaupt, dass du heil im Ring ankommst?« Das machte mir Angst, daher fragte ich: »Was meinst du?« – »Ja, glaubst du, du kommst in Berlin heil oben im Ring an? Ohne dass dir etwas passiert?« Ich versuchte ganz cool zu wirken und meinte nur: »Also, wenn ich Trottel nicht die Treppen hochstolpere, denke ich schon, dass ich da ankomme. Warum?« Da wurde sein Grinsen dreckig und irre wie in einem Horrorfilm, und er sagte: »Ach nichts. Ich wünsch dir alles Gute in Berlin.« Aus diesem Grinsen schaute der blanke Wahnsinn hervor und irrer Sadismus – die Freude daran, ein Opfer zu quälen. Ich spürte seinen Wahn, den unheimlichen, dunklen Schatten. Da packte ich meinen Schlüssel, stand auf und sagte: »Ich will dich nie wiedersehen.« Jetzt hatte ich zum ersten Mal wirklich Angst vor meinem Vater. Nie werde ich diesen Gesichtsausdruck vergessen können.
Als mich die Polizei wegen des zerkratzten Autos vernahm, erzählte ich von den Drohungen und erwähnte auch nochmals den Angriff auf Kosta im Dezember. Ich gab auch an, dass mein Vater gedroht hatte, mir in Hände und Füße zu schießen und dass ich nicht heil im Ring ankommen würde. Es war nicht so, dass man mir bei der Polizei nicht glaubte, aber es hieß, dass man nichts gegen ihn unternehmen könne, solange noch nichts passiert war. Ich drängte darauf, dass mein Vater wegen des Autos vernommen wurde, aber er ließ sich in der Sache von einem Anwalt vertreten, und daher würde es wohl dauern, bis es zu einem Gespräch mit der Polizei kommen würde. Mein Vater blieb also frei, unbehelligt, er konnte gehen, wohin er wollte, und tun, was ihm beliebte.
Bildteil
Auf dem Bild sieht man die Narbe an meiner Hand, aber ich wollte immer zurück in den Ring
Der Ring von Kosta. Dieses Bild schickte ich ihm noch am Abend des 1. Aprils 2011
Kostas Rosen im Krankenhaus
Die Vorbereitungen für den WM-Kampf gegen Loly Muñoz 2009
Und dann geht es endlich los
Oben sieht man meine blutige Nase, die mir beim Kampf zu schaffen machte. Dann das gespannte Warten auf die Verkündung des Ergebnisses – und dann: Gewonnen! Weltmeisterin!
Ich mache mich für den WM-Kampf gegen Mia St. John 2010 fertig
In voller Box-Aktion
Wieder Weltmeisterin! Freude und Erleichterung sind riesig
Mein lieber Hund Bronko
Meine Mama und ich
Ich mit meiner Schwester Katja, mit meiner besten Freundin Sarah und mit meinem kleinen Bruder Bassam
Beim Training mit Tommy
Ich ausnahmsweise mal im Abendkleid
Beißen
Ich bin Rola, die auf die Zähne beißt. Keine Drohung kann mich von diesem Weltmeisterschaftskampf abhalten, sonst hätte mein Vater gewonnen. Ich bin fit, ich kann den Kampf für mich entscheiden, und ich werde in diesen Ring steigen. Ich fliege nach Berlin. Er darf nicht siegen und muss sehen, dass ich da oben stehe, ich, Rola, die Boxerin, die nicht zurückschreckt, nicht vor den Schlägen meiner Gegnerin und nicht vor finsteren Schatten des Wahnsinns.
Aber ich weiß, er ist irgendwo da draußen, schleicht sich an mich, seine Beute, heran wie ein Raubtier in der Nacht. Er beobachtet mich wie ein Raubtier. »And the last known survivor stalks his prey in the night, and he’s watching us all with – the eye of the tiger.«
Kosta will nicht bei mir sein bei diesem Kampf, will nichts provozieren. Nach dem Kampf wird er noch mal versuchen, mit meinem Vater zu reden. Kosta ist in Ulm geblieben, während
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