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Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Titel: Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicia Englmann , Rola El-Halabi
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Handy. Er ging ran und sagte: »Ja, hallo, Firat.« Das war Firat Arslan, Boxweltmeister, der an diesem Abend auch in der Halle war. »Ja, nein, bitte, keiner darf reinkommen, nur du.« Ich wunderte mich erst, dass Firat meinen Vater anrief, dann bekam ich Angst. Dass Firat in die Kabine kommen und mein Vater dann völlig durchdrehen würde, weil sie Firat niemals allein in diese Kabine schicken würden. Dass sie irgendeinen Trick probieren würden und mein Vater dann alle niederschießen könnte.
    Im Körper hatte ich keine Schmerzen, nur das Brennen in den Schusswunden. Zu der Zeit hatte ich schon viel Blut verloren und war nicht mehr ganz bei mir. Die Löcher im Körper, die Patronenhülsen auf dem Boden, das viele Blut ... Ich begann, wirres Zeug zu reden. Bat ihn, mir zu helfen, und versprach, dass ich nicht verraten würde, was er getan hatte.
    Während mein Vater noch telefonierte, sah ich draußen einen Mann hinter einer Laterne, komplett maskiert und bewaffnet. Ich war erleichtert und hoffte, der Mann würde mir ein Zeichen geben, irgendeine Geste, aber er stand nur still da und sah zu uns herüber. Nichts passierte.
    Meine Hand begann zu pochen, so heftig, dass ich das Gefühl hatte, sie würde auf die dreifache Größe anschwellen wie bei einer Zeichentrickfigur. Es waren unglaubliche Schmerzen, pulsierend, rasend, brennend.
    Dann merkte ich, dass jemand anderer das Telefongespräch meines Vaters übernahm, jemand von der Polizei. Mein Vater sagte dann nur noch »Ja, okay, okay« und »Ja, kein Problem, kein Problem«. Dann legte er auf. Ich flehte ihn an: »Bitte, mach, was du willst, aber bitte zieh mir diesen Handschuh aus!« Er reagierte zunächst nicht, blieb still. Dann legte mein Vater das Handy weg, wandte sich mir zu und meinte: »Sag Bassam, dass ich ihn lieb habe.« Schweigend zog er mir den Handschuh aus. Das Tape, mit dem meine Hand umwickelt war, war nicht mehr weiß, sondern rot von meinem Blut.
    Dann klingelte das Handy wieder, es war schon das vierte Telefonat. Mein Vater sagte am Schluss, ganz krank und wirr, wie er da schon war: »Ja, und, ach ja, bringt einen Arzt mit. Ich habe meiner Tochter wehgetan.« Da fragte ich mich: »Wer ist dieser Mensch da?« Und begann endlich um Hilfe zu schreien.
    6 »Nur ein Mann und sein Überlebenswille. Er beobachtet und alle mit dem Auge des Tigers.« Aus »Eye Of The Tiger«, Song von Survivor (1982), aus dem Soundtrack zum Film Rocky .

Sterben
    Ich bin Rola, die stirbt. In meinem eigenen, warmen Blut liege ich auf dem Boden. Vier Löcher sind in meinem Körper. Mein Boxshirt ist rot. Das Blut läuft aus dem Handschuh, aus dem Boxstiefel, aus meinem Knie, immer weiter, immer mehr.
    Ich bin Rola, die beißt, singt, liebt, die feminin ist und deutsch, die taumelt, brennt, zittert, träumt, heult und schreit. Das ist mein Leben bis jetzt, das bin ich. Das Leben läuft nun aus mir heraus, während ich auf meinen Vater einrede. Den Mann, der hier sitzt und sich jetzt selbst umbringen will, den ich einmal als meinen lieben Papa kannte.
    Sterbe ich jetzt? Unter dem grausamen Neonlicht verendet in diesen Minuten mein Papa, und ich sehe ihm dabei zu. Er richtet sich nicht selbst mit der Pistole, aber er ist jetzt nicht mehr mein Papa. Der Mensch, der da sitzt, der Unmensch, ich kenne ihn nicht. Der Mann, der mein Vater war, ist in dem Moment gestorben, als dieser Mann, der jetzt da sitzt und heult, durch die Tür kam und die erste Kugel durch den Lauf dieser schwarzen Pistole gejagt hat. Der Mann, der einmal mein Vater war, war ein großzügiger Mensch, ein Familienoberhaupt. Es gibt ihn nicht mehr, jetzt in diesem Moment. Wie schon mein leiblicher Vater ist er einfach gegangen. Hat seine Aufgabe im Leben vergessen, die Aufgabe, Vater zu sein. Ich habe keine Ahnung, wer der da ist, der mir aufträgt: »Sag Bassam, dass ich ihn lieb habe.« Der mir jetzt den Handschuh aufschnürt, ganz vorsichtig, und ihn abnimmt.
    Die Pistole, die ganze Kabine dreht sich um sie, das Neonlicht fließt in mein Blut, mein Blut fließt in das Licht, aber die Pistole liegt da, so kalt und schwarz. Sie wird unendlich groß und wieder unendlich klein, Blut und Licht werden eines, ich drehe mich mit allem um diesen schwarzen Lauf, es wird dunkel, es wird hell. Ich hocke unter dem kalten Neonlicht auf dem Boden in meinem dunkelroten Blut.
    Der Mann hat die Pistole wieder in der Hand. Da sitzt er auf dem Stuhl hinter der Tür, das Monster. Der Mann, den ich immer Papa genannt habe,

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