Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)
Zuneigung, Freundlichkeit –, wird er es annehmen und mir bedingungslos zurückgeben. Wenn ich einen Hund schlage, wird er ein schlechter Hund, wenn ich meinen Hund liebe, wird er immer an meiner Seite sein und mich beschützen.
Kosta gegenüber, in dessen Gegenwart der Unfall passiert war, war Bronko eine Zeit lang skeptisch. Mir dagegen half Bronko dabei, wieder auf die Straße zu gehen, mich frei und ohne Angst außerhalb der Wohnung zu bewegen. Tag und Nacht ging ich mit Bronko Gassi, und die Furcht verschwand. Ohne Bronko hätte ich das nicht geschafft. Bronko – wieder eine Facebook-Bekanntschaft, die mein Leben veränderte. Der Hund hat mich an seiner Leine ins normale Alltagsleben zurückgezerrt.
Damit Bronko stubenrein wurde und genug Bewegung bekam, musste ich mehrmals am Tag mit ihm spazieren gehen. Da war es, das viele Laufen, das mir die Ärzte verordnet hatten, endlich setzte ich die Anweisung um. Es ging mir dadurch jeden Tag besser. Wenn uns ein anderer Hund begegnete, hatte ich auch vor diesem keine Furcht mehr. Heute kann ich eigentlich auf jeden Hund zugehen und ihn streicheln. Die Freude am Spazierengehen musste ich mir also zwei Mal erkämpfen – einmal gegen meinen Vater und einmal gegen die Angst.
Ganz normal wurde mein Leben natürlich nicht mit einem Schritt. Der Weg hin zur Normalität war weit, und er ist noch nicht zu Ende. Bronko spürt instinktiv, wenn es mir schlecht geht. Er hört am Klang meiner Stimme, wenn wieder einmal einer dieser Tage ist, an denen nichts passt und nichts geht. Er kommt dann zu mir, lässt sich kraulen, ich rede mit ihm, und wenn ich weinen muss, schleckt er meine Tränen ab. Ich kann sogar mit ihm zusammen auf dem Sofa DVDs schauen, wenn Kosta arbeitet. Selbst Dirty Dancing , diese alte Liebesschnulze.
Anfangs, als Bronko noch klein war, nahmen wir ihn mit in Kostas Café. Einen Welpen findet ja jeder süß und spielt mit ihm, aber ein großer Rottweiler gehört einfach nicht in eine Gaststätte, fanden wir. Wir merkten auch, dass Bronko nicht ausgelastet, sehr lebhaft war, viel Aufmerksamkeit von uns einforderte. Als wir einmal über Nacht eine Hündin bei uns zu Gast hatten, war er wie ausgewechselt. Er war ruhiger, beschäftigte sich mit der Hündin, turnte weniger um uns herum. Also beschlossen wir, uns noch einen zweiten Hund anzuschaffen. Für Kosta war klar: Das musste ein Dogo Argentino werden. Wir fuhren daher zu einigen Züchtern, aber vor den vielen riesigen Dogos, die da waren, hatte ich dann doch wieder Angst. Außerdem waren diese Hunde fast doppelt so groß wie unser Bronko, also ziemlich schlechte Spielgefährten.
Wieder half der Zufall. Eine Bekannte rief an, dass es Mischlingswelpen zu verschenken gebe. Staffordshire Terrier, Jack Russell Terrier, spanischer Jagdhund und noch einiges anderes, das für Halligalli steht, steckten in diesem Wurf mit drin. Wir entschieden uns für eine Hündin. Bella. Sie hält Bronko ordentlich auf Trab. Beide sind junge Hunde, aber während er dann doch eher gemütlich ist, gibt sie fast nie Ruhe. Dennoch sind sie ein Herz und eine Seele.
Sie toben so viel herum, dass es mir manchmal fast zu viel wird, gerade in der kleinen Wohnung. Rambazamba! Aber Action mochte ich ja schon immer. Jetzt ist bei uns ständig was los.
Kämpfen
Ich bin Rola, die kämpft. Ich will zurück ins Leben, das ist schwer genug, aber weil ich Rola bin, die weltmeisterlich kämpft, will ich nicht nur zurück in mein altes Leben. Das wäre kein Sieg. Mein neues Leben, um das ich kämpfe, ist ein anderes, ein besseres. Endlich mein richtiges Leben.
Treffer einstecken – das kann ich gut. Das habe ich beim Boxen gelernt. Sogar einen Treffer auf die Nasenspitze, bei dem der ganze Kopf elektrisiert wird, kann ich wegstecken. Der Schmerz dauert nur einen kurzen Moment, dann geht es weiter. Ich weiß auch, dass es viel schmerzhafter ist, im Training einen Treffer zu kassieren als im Kampf, weil dann der Körper voller Adrenalin ist, keine Schmerzen kennt und mein Gehirn nur ganz sachlich meldet: »Hier hast du einen Volltreffer bekommen, blöd gemacht, keine Deckung gehabt.« Im Kampf erwarte ich die Treffer, im Training nicht, daher tun sie mehr weh. Noch schlimmer wäre ein Volltreffer auf der Straße: wenn jemand käme und mir eine reinhauen würde, wenn ich gerade in Gedanken ganz woanders bin, mit allem rechne außer einem Schlag.
Genau so ist es im Leben. Ein Treffer tut dann besonders weh, wenn man nicht damit rechnet, dass
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