Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
oder wenigstens dafür, dass er schlau genug war, nicht gleich davonzulaufen.
    Er setzte sich ins Gras, spürte die sanfte Brise, die durch die Ginsterbüsche strich, und atmete die saubere frische Luft tief ein. Man konnte über die Goblins sagen, was man wollte, ihre Höhle hatte eindeutig etwas an sich, bei dem man gerne sagte: »An deiner Stelle würde ich noch einen Moment warten, ehe ich da reingehe.«
    »Ich möchte mit dir reden, Herr Hauptwachtmeister«, sagte er dann. »Von Bulle zu Bulle. Über die Vergangenheit und vielleicht auch über das, was noch auf uns zukommt.«
    »Und ich möchte Ihnen dafür danken, Herr Kommandeur, dass Sie mich für einen Polizisten halten.«
    »Dein Vater ist doch vor drei Jahren hier Polizist gewesen?«
    Volker starrte geradeaus. »Stimmt.«
    »Was ist damals mit den Goblins passiert, Volker?«
    Volker räusperte sich. »Na ja, mein Vater hat gesagt, Mutter und ich sollen im Haus bleiben. Er hat gesagt, wir sollen nicht rausschauen, aber das Hören konnte er uns nicht verbieten. Es wurde viel herumgebrüllt und was weiß ich nicht alles, und mein altes Mütterchen hat sich furchtbar aufgeregt. Später habe ich gehört, dass eine ganze Ladung Goblins aus dem Berg rausgeholt worden ist, aber Vater hat erst viel später darüber geredet. Ich glaube, das, was da passiert ist, hat ihn kaputtgemacht, doch, wirklich. Er hat gesagt, er hätte zugesehen, wie ein Haufen Männer, die meisten von ihnen Wildhüter und andere Grobiane, von der Höhle herunterkamen und Goblins hinter sich herschleiften. Ziemlich viele. Er hat gesagt, das Schlimmste war, dass die Goblins so hilflos waren, dass sie sich nicht wehrten. Als wüssten sie nicht, was sie tun sollten.«
    Mumm ließ sich von Volkers Gesichtsausdruck ein wenig erweichen. »Sprich weiter, mein Junge.«
    »Er hat mir gesagt, die Leute sind aus ihren Häusern gekommen und durcheinandergerannt, und dann hat er angefangen, Fragen zu stellen, und der Richter, hm, na ja, der hat wohl gesagt, das hat alles seines Richtigkeit, weil die doch nichts weiter sind als Ungeziefer, und dass man sie runter zu den Docks bringt, wo sie zur Abwechslung mal richtig arbeiten können und nicht immer nur andere Leute belästigen. Es ist alles in Ordnung gewesen, hat Vater gesagt. Man würde sie an einen sonnigen Ort bringen, weit weg von hier.«
    »Nur so aus Interesse, Volker: Woher hat er das wissen wollen?«
    »Mein Vater sagte, der Richter hat das ganz glaubhaft behauptet. Man würde sie nur irgendwo hinbringen, wo sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen können. Er sagte, dass er ihnen damit sogar einen Gefallen erweist. Schließlich würde sie ja niemand umbringen.«
    Mumm ließ sich absichtlich keine Regung anmerken. Dann seufzte er. »Wenn es ohne ihre Einwilligung geschah, dann war es eindeutig Sklaverei, und wenn ein Sklave nicht für seinen Lebensunterhalt arbeitet, stirbt er. Verstehst du das?«
    Volker starrte auf seine Stiefelspitzen. Wenn Blicke Schuhcreme auftragen könnten, wären seine Stiefel im Nu blank geputzt gewesen. »Nachdem er mir das erzählt hatte, sagte mir mein Vater, dass ich jetzt der Polizist sei und mich um meine Mutter kümmern solle. Er hat mir seinen Knüppel und seine Marke gegeben. Dann fingen seine Finger an zu zittern, und ein paar Tage später war er tot. Ich glaube, irgendetwas hat sich an ihn rangeschlichen, ist in seinen Kopf gekrochen oder so. Es hat ihn überwältigt.«
    »Hast du schon mal von Lord Vetinari gehört, Volker? Ich kann nicht behaupten, dass ich ihn allzu sehr mag, aber manchmal trifft er den Nagel auf den Kopf. In der Stadt hatten wir mal einen kleinen Aufruhr, wie es so schön heißt, und es stellte sich heraus, dass dabei ein Mann mit einem Hund eine gewisse Rolle spielte, ein halbtoter Köter, wenn man den Zeugen glauben will. Der Mann wollte, dass er nicht so an der Leine zog, und als der Hund knurrte, nahm er eine Axt vom Verkaufsstand des Metzgers gleich nebenan, warf den Hund auf den Boden und hackte ihm die Hinterbeine ab, einfach so. Wahrscheinlich würden die meisten Leute sagen: ›Was für ein widerlicher Kerl, aber es war ja sein Hund‹ oder dergleichen, aber Lord Vetinari rief mich zu sich und sagte: ›Jemanden, der einem Hund so etwas antut, sollte das Gesetz unbedingt im Auge behalten. Sein Haus sofort durchsuchen.‹ Der Mann wurde eine Woche später gehängt. Nicht wegen des Hundes, obwohl ich auch in dem Fall keine Träne vergossen hätte, sondern wegen der Sachen, die wir

Weitere Kostenlose Bücher