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steigen aus maschine brennt

steigen aus maschine brennt

Titel: steigen aus maschine brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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sagte Peter: «Was hast du gesehen, Bulle?»
    Der Bulle lehnte an der Bar, trank von seinem Bier und versuchte zwischendurch, ein Tuten zu erzeugen, indem er über den Hals der leeren Flasche blies.
    Peter sagte: «Was hast du gesehen?»
    Der Bulle stellte die Flasche hin und sah auf. «Fünf S 79», sagte er.
    Ich erinnere mich, daß ich ihn das sagen hörte, aber ich erinnere mich auch, daß unser Spiel aufregend war, und daß Fin nur noch ein Schub zum Gewinn fehlte. Wir sahen alle zu, wie er ihn verfehlte, und Peter sagte: «Fin, ich glaube, du verlierst.» Und Fin sagte: «Hol dich der Teufel!»
    Wir beendeten das Spiel, dann blickte ich auf und sah, daß der Bulle noch immer an der Bar lehnte und mit seiner Bierflasche Geräusche machte.
    «Was wurde denn aus den S 79?» fragte ich.
    Er hörte auf zu blasen und stellte die Flasche hin.
    «Ich hab sie abgeschossen.»
    Alle hörten es. In diesem Augenblick hielten elf Piloten in dem Zelt inne in dem, was sie gerade taten, und elf Köpfe flogen herum und sahen den Bullen an. Er nahm noch einen Zug aus seinem Bierglas und sagte ruhig: «Einmal zählte ich achtzehn Fallschirme in der Luft.»
    Einige Tage später startete er zu einem Streifenflug und kam nicht zurück.
    Kurz darauf erhielt Monkey eine Nachricht aus Athen. Darin hieß es, daß die Staffel nach Eleusis verlegt werden sollte und von dort aus Athen verteidigen und auch den über die Thermopylen zurückgehenden Truppen Deckung geben sollte.
    Katina sollte mit der Wagenkolonne fahren, und wir trugen dem Doktor auf, dafür zu sorgen, daß sie wohlbehalten hinkam. Sie hatten etwa einen Tag zu fahren. Wir flogen über die Berge nach Süden, vierzehn Mann, und um halb drei landeten wir in Eleusis. Es war ein schöner Flugplatz, mit Startbahnen und Hallen; und das beste von allem: Athen war mit dem Auto in fünfundzwanzig Minuten zu erreichen.
    An diesem Abend stand ich vor meinem Zelt, als es zu dunkeln anfing. Ich stand mit den Händen in den Taschen, sah der untergehenden Sonne nach und dachte an die Aufgabe, die wir bewältigen sollten. Je mehr ich darüber nachdachte, desto unmöglicher erschien sie mir. Ich sah auf und sah wieder die Berge. Sie waren hier noch näher, bedrängten uns von allen Seiten, standen Schulter an Schulter, hoch und nackt, mit ihren Köpfen in den Wolken. Sie schlossen uns ringsherum ein, außer im Süden, wo Piräus lag und das offene Meer. Ich wußte, daß in jeder Nacht, wenn es sehr dunkel war, wenn wir alle müde waren und in unseren Zelten schliefen, diese Berge vorrückten, sich lautlos etwas näher heranschoben, bis sie am Ende, an einem vorausbestimmten Tag, in einem einzigen großen Ansturm nach vorn kippen und uns ins Meer schieben würden.
    Fin kam aus seinem Zelt heraus.
    «Hast du die Berge gesehen?» fragte ich.
    «Sie sind voll von Göttern. Sie sind übel», antwortete er.
    «Ich wünschte, sie würden sich wenigstens nicht bewegen», sagte ich.
    Fin sah hinauf zu den mächtigen Felswänden des Parnis und des Pentelikon.
    «Sie sind voll von Göttern», sagte er. «Manchmal kann man mitten in der Nacht, wenn der Mond scheint, die Götter auf den Gipfeln sitzen sehen. Da war einer auf dem Kataphidi, als wir in Paramythia waren. Er war riesengroß, wie ein Haus, aber ohne Form und ganz schwarz.»
    «Hast du ihn gesehen?»
    «Natürlich habe ich ihn gesehen.»
    «Wann?» fragte ich. «Wann hast du ihn gesehen, Fin?»
    Fin sagte: «Laß uns nach Athen fahren. Laß uns hinfahren und uns die Athener Frauen ansehen.»
    Am nächsten Tag kamen die Lastwagen mit dem Bodenpersonal und dem Gepäck auf den Flugplatz gerumpelt, und im vorderen Sitz des ersten Fahrzeugs saß Katina, neben ihr der Doktor. Sie winkte uns zu, als sie heruntersprang, und sie lief lachend auf uns zu und rief unsere Namen in einer merkwürdigen, griechischen Aussprache. Sie trug noch immer dasselbe schmutzige Kattunkleid und noch immer einen Verband um den Kopf; aber die Sonne schien auf ihr Haar.
    Wir zeigten ihr das Zelt, das wir für sie bereitgemacht hatten, und wir zeigten ihr den kleinen baumwollenen Schlafanzug, den Fin auf irgendeine rätselhafte Art am Abend vorher in Athen besorgt hatte. Er war weiß, und auf der Vorderseite waren viele blaue Vögelchen aufgestickt, und wir fanden ihn alle sehr schön. Katina wollte ihn sofort anziehen, und es dauerte lange, bis wir ihr klargemacht hatten, daß er nur für die Nacht bestimmt war. Sechsmal mußte Fin eine schwierige Vorstellung wiederholen,

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