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Steilufer

Steilufer

Titel: Steilufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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Ordnung war. Aber heute Morgen war der Junge nicht mehr davon abzubringen und da Yann sowieso bei jedem Wetter segelt…«
    »Das kenne ich von meiner Frau. Aber ich bin eine echte Landratte, verstehen kann ich diese Leidenschaft nicht.«
    Der jungen Frau gelang ein kleines Lächeln.
    »Herr Kommissar, Sie können jetzt wirklich gehen! Es macht mir nichts aus, alleine zu sein, im Gegenteil. Und Napoléon ist ja auch noch da.«
    Der Bobtail hob aufmerksam seinen Kopf.
     
    Es schien Anna Floric ein echtes Bedürfnis, alleine zu sein, und so hatten sie sich verabschiedet und waren mit dem Auto nur ein kurzes Stück der kleinen Straße gefolgt, die von der ›Villa Floric‹ zurück zur Hauptsraße führte. Dann war Jansen in einen betonierten Weg eingebogen, an dessen Ende sich ein kleiner, unbefestigter Parkplatz befand, auf dem fünf oder sechs Autos Platz finden konnten, der heute aber verwaist war. Bei schönem Wetter sah das hier bestimmt ganz anders aus, denn ein Trampelpfad führte direkt hinunter an einen kleinen Strand. Jansen fuhr so weit nach vorne wie möglich und stellte den Motor ab. Eine ganze Weile saßen sie nur nebeneinander und starrten durch die Windschutzscheibe. Man hatte von hier eine wunderbare Aussicht über die Ostsee, die heute allerdings nur als graue, verregnete Ödnis vor ihnen lag.
    »Verrückte Geschichte!«, murmelte Angermüller.
    »Tscha.«
    »Frau Floric war sich ja nun absolut sicher, dass sie das Gesicht von diesem Said auf dem Bild erkannt hat.«
    »Da ist wohl eher der Wunsch der Vater des Gedanken! Er sieht ihm vielleicht verdammt ähnlich, das Kind gleicht ihm ja auch, aber du weißt, was für verrückte Zufälle es gibt!«, widersprach Jansen vehement den Überlegungen seines Kollegen.
    »Na ja, das ist auch wieder wahr.«
    Angermüller starrte angestrengt auf den Ausschnitt von Meer und Himmel, der sich vor ihnen ausbreitete. Ganz hinten, da wo der Horizont sein musste, der heute nicht klar erkennbar war, meinte er, einen kleinen, hellen Fleck in dem schmutzigen Grau zu entdecken. Jansen suchte weiter nach Argumenten, um Angermüller von der Unmöglichkeit zu überzeugen, dass der Tote mit Lionels Vater identisch sein könnte.
    »Außerdem ist die Frau natürlich traumatisiert! Wenn ein Mensch verschwindet, der nie gefunden wird, dann denkst du natürlich auch, er kann irgendwann wieder auftauchen und klammerst dich an jeden Strohhalm.«
    »Gibt es da wirklich keinen Zusammenhang? Vor Jahren verschwindet ein Mann spurlos und ausgerechnet hier in der Nähe der ›Villa Floric‹ wird jetzt einer gefunden, der dasselbe Gesicht hat, das aber offensichtlich jemand ausradieren wollte?«
    »Zufall, alles Zufall! Denk doch mal daran, Georg, wie oft wir schon mit ganz anderen verrückten Zufällen zu tun hatten.«
    »Mmh«, brummte Angermüller, aber überzeugt klang das nicht.
    »Und was ich noch gar nicht berücksichtigt habe: Das Alter des Toten! Der Rechtsmediziner sagte, er ist höchstens Mitte 20 – wenn ich mich recht erinnere, ist der Vater des Kindes von der Floric vor 12 Jahren verschwunden, also müsste er älter als 30 sein mittlerweile! Wir sollten sie noch einmal nach seinem genauen Alter fragen und du solltest dich bei deinem Freund Steffen erkundigen, ob er glaubt, dass jeder Irrtum ausgeschlossen ist bei der Altersbestimmung des Toten!«
    »Meinst du, wir sollten gleich noch mal zurückfahren?«
    »Klar, Georg! Es gibt nix Gutes, außer man tut es! Sacht meine Oma immer.«
     
    Anna Floric war ziemlich erstaunt und nicht unbedingt erfreut, als kaum eine halbe Stunde später wieder die beiden Kriminalbeamten vor ihr standen. Angermüller bereute fast, auf Jansen gehört zu haben und entschuldigte sich wortreich. Sie führte sie aus dem dunklen Flur in die Halle, wo sich Rezeption und Bar befanden.
    »Leider haben wir vorhin eine wichtige Frage vergessen: Wie alt war Lionels Vater, als er damals verschwunden ist?«
    »Er wäre in vier Wochen 26 Jahre alt geworden.«
    »Das heißt, er wäre jetzt 38 Jahre alt«, meinte Angermüller nachdenklich. Eine kurze Nachfrage bei Steffen hatte ergeben, dass er zu seiner Altersangabe des Toten von maximal 25 Jahren stand, »zumindest zu 95 Prozent! Du weißt, dass wir Rechtsmediziner uns nie auf eine hundertprozentige Sicherheit festnageln lassen, mein Lieber!«, hatte Steffen noch nachgeschoben.
    »Was unseren jetzigen Stand der Ermittlungen anbetrifft, handelt es sich bei dem Toten um einen jungen Mann von maximal 25 Jahren. Er

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