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Steilufer

Steilufer

Titel: Steilufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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ruhig zu, streichelte zärtlich ihren Arm und nickte hin und wieder nachdenklich. Er war nicht böse, aber ob er wirklich verstehen konnte, was in ihr vorging, das wusste sie nicht.
    Beim Frühstück heute Morgen war Lionel jedenfalls wieder bestens gelaunt. Dass Jakob keine Zeit für ihn hatte, war vergessen und er setzte seine ganze Überzeugungskraft und seinen Charme ein, Yann zu dem versprochenen Segeltörn zu überreden. Annas Unsicherheit, wie sie sich Yann gegenüber im Beisein von Lionel verhalten sollte, erwies sich als überflüssig. Für ihre Befürchtung, zu große Nähe und Vertrautheit zwischen ihnen beiden würde sofort Lionels Aufmerksamkeit wecken, gab es keinen Anlass. Yann war so freundlich und aufmerksam wie immer, doch sie hatte den Eindruck, er behandelte sie mit einer gewissen Distanz, ja Reserviertheit. Warum mussten diese ganzen Gefühlsdinge immer so kompliziert sein? Oder machte sie sich selbst nur immer das Leben so schwer? Yann war ihr wichtig, aber Lionel war ihr noch wichtiger. Sie nahm einen Schluck Milchkaffee. Er war kalt und schmeckte bitter. Sie fröstelte.
    »Sei froh, dass du ein Hund bist! C’est beaucoup plus simple!«
    Sie kraulte gedankenverloren das dichte Fell des Tieres, das nie allein sein konnte und ihr getreulich folgte, sobald Lionel nicht da war. Draußen war alles grau. Die Ostsee und der Himmel darüber – lichtlos, farblos bis zum Horizont. Auch der Wind schien jetzt eingeschlafen zu sein. Die Palmen auf der Terrasse standen mit einem Mal reglos, wie abgestorben. An den Fensterscheiben des Wintergartens perlten die ersten Regentropfen.
     
    Angermüller und Jansen stiegen schnell aus dem Auto und beeilten sich, unter den Schutz des etwas überstehenden Daches der Remise zu kommen. Jansen klopfte an die Tür. Schon seit geraumer Zeit ging bei völliger Windstille ein gleichmäßiger, kräftiger Landregen nieder. Die Tür wurde von einem Mann in einem weiten, weißen Gewand geöffnet. Es war Omar Chabi und auch heute schien er nicht im Geringsten bemüht, irgendeine Art von Freundlichkeit zu zeigen. Aus dem Flur ertönte laute, fremdartig klingende Musik, eine Mischung aus orientalischen Klängen und modernen Rhythmen. Als Jansen einen ›guten Tag‹ wünschte, nickte Omar Chabi wortlos.
    »Wir würden Ihnen und Ihren Kollegen gerne ein Bild zeigen und hören, ob Sie die Person darauf erkennen. Können wir kurz reinkommen?«
    Chabi schien Jansens Frage verstanden zu haben und ließ die beiden Beamten herein. Dann öffnete er die Tür zur Küche. Vor dem Herd, mit dem Rücken zur Tür, stand Hadi, rührte laut singend mit einem großen Holzlöffel in einem Topf und ließ dazu elegant die Hüften kreisen. Djaffar, der Chefkellner der ›Villa Floric‹, saß am Tisch und trommelte hingebungsvoll im Rhythmus der Musik, die aus einem Kassettengerät kam. Es roch kräftig nach Olivenöl und Lammfleisch. Omar Chabi winkte seinem Landsmann. Djaffar stoppte die Musik und man hörte nur noch Hadi laut singen, der nun in der plötzlichen Stille jäh verstummte und sich erstaunt umdrehte. Als er die beiden Beamten sah, grinste er verlegen.
    »Tach, die Herren! Wir wollten Sie nicht bei Ihrem Tanzvergnügen stören«, meinte Angermüller, der auch grinsen musste. »Wir haben nur eine kurze Frage an Sie.«
    »Guten Tag! Fouhad geht wieder gut. Große Freude!«, erklärte Hadi entschuldigend in seinem noch unvollkommenen Deutsch.
    »Aber das ist doch klar! Wir sollen Sie übrigens von Ihrem Kollegen grüßen, er freut sich auf Ihren Besuch!«
    »Wir dürfen ihn heute Nachmittag besuchen und Hadi hatte die Idee, ein Couscous für ihn zu kochen – das ist sein Lieblingsessen!«, mischte sich Djaffar ein.
    »Na, da drüber freut sich Ihr Kollege bestimmt! Nachdem er so lange fasten musste – gezwungenermaßen! Und das duftet ja sehr appetitlich!«
    »Ja, sehr lecker!«, bestätigte Hadi vom Herd her. »Voulez-vous goûter?«
    Omar Chabi sagte etwas in seinem harten Arabisch zu seinen Kollegen. Er wirkte ungeduldig. Angermüller holte die Abbildung der Gesichtsrekonstruktion aus der Innentasche seiner Jacke.
    »Wir wollen Sie nicht lange aufhalten, wir haben nur eine kurze Frage.« Er legte die Klarsichthülle mit dem Bild auf den Tisch. »Kennen Sie diese Person?«
    Auch Chabi hatte die Frage verstanden und alle drei beugten sich über das Computerbild. Ziemlich schnell war klar, dass sie damit nichts anfangen konnten.
    »Sagt Ihnen nichts, dieses Gesicht?«, fragte

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