Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steilufer

Steilufer

Titel: Steilufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
Vom Netzwerk:
Zusatz ›französisches Restaurant‹ schmücken zu dürfen.
    Nanu, wie war sie nur bei ihrer Weltküche gelandet? Hatte sie sich nicht um etwas ganz anderes kümmern wollen? Anna rief sich zur Ordnung – ach ja, der Muscadet! Und Yann! Bei dem Gedanken an ihn spürte sie wieder diese neue Art von Aufgeregtheit, eine durchaus angenehme Art von Aufgeregtheit. Es war ein Gefühl der Erwartung, der Gespanntheit, ein überwacher Zustand, wie sie ihn vor langer, langer Zeit einmal gekannt hatte. In ihrer Erinnerung stand Said plötzlich wieder vor ihr und mit ihm kam die Sorge um den verschwundenen Fouhad zurück. Heute Morgen hatte sie in der Zeitung diese Meldung über einen unbekannten Toten am Strand in der Nähe des Restaurants entdeckt und natürlich sofort an Fouhad gedacht. Aber Yann hatte sie beruhigt und gemeint, dann hätte die Polizei bestimmt diesen Toten erwähnt. Er schien sich ziemlich sicher, dass es sich dabei nicht um Fouhad handelte.
    Die Polizei tappte anscheinend im Dunkeln und die beiden Beamten, die gestern bei ihr gewesen waren, hatten nicht gerade ihr Vertrauen in diese Institution erweckt. Der jüngere, schmale schien ein Problem mit Ausländern zu haben und der andere war zwar ganz sympathisch und offensichtlich ein Gourmet, aber stellte man sich so den brillanten Kopf einer erfolgreich arbeitenden Mordkommission vor? So ruhig und gemütlich, wie er war, hatte er aber auch gar nichts von einem harten, gerissenen Bullen.
    Jack, Margoszata und die anderen aus der Küchenmannschaft trafen ein und rissen Anna aus ihren Gedanken. Man begrüßte sich und nahm an dem großen Tisch Platz, um kurz über das Programm des heutigen Abends zu sprechen. Kurz drauf klapperten Töpfe und Pfannen, Schneebesen schlugen in Metallschüsseln, Geschirr wurde bereitgestellt und man bereitete sich auf das Eintreffen der ersten Gäste vor. Anna war gerade dabei, Matte, dem Lehrling, zu zeigen, wie er die Doraden für den Ofen vorzubereiten hatte, da ertönten vom Hof laute Rufe und Hundegebell.
    »Maman! Maman!«
    »Anna!«
    Schnell lief Anna nach draußen. War den Kindern etwas zugestoßen? Mit hochroten Köpfen und verschwitzten Gesichtern kamen Lionel und Jakob angerannt, aufgeregt umkreist von dem laut bellenden Napoléon.
    »Maman! Weißt du was?«
    Lionel musste erst einmal innehalten, denn ihm blieb die Luft fast weg, ob von der Aufregung oder dem schnellen Lauf, ließ sich nicht feststellen. Auch Jakob stand schwer atmend neben ihm, die immer erstaunt wirkenden, großen Augen noch größer als sonst, und versuchte vergeblich, einen vollständigen Satz zustande zu bringen.
    »Du, Anna, da hinten. Wir haben da…«
    »Doucement! Ganz ruhig, ihr zwei! Napoléon, du bist jetzt auch mal still! Was haben denn meine tapferen Weltraumritter für eine tolle Entdeckung gemacht?«
    Endlich konnte Lionel seine Mitteilung loswerden:
    »Wir haben Fouhads Motorroller gefunden!«
    »Ja, in dem Wald an der Straße bei Bauer Madsen!«, fügte Jakob mit offensichtlichem Stolz hinzu.
    »Wirklich, Jungs?«, fragte Anna alarmiert.
    »Er ist gar nicht kaputt, nur ein bisschen dreckig!«
    »Da lagen viele Blätter und so drüber!«
    »Jetzt müssen wir bei der Polizei anrufen!«
    Der Eifer der Kinder war nicht zu bremsen und Anna suchte nach den Karten mit den Telefonnummern, die ihr die beiden Beamten dagelassen hatten. Sicherlich war dieser Fund eine wichtige Nachricht für die Polizei, aber war es auch eine gute Nachricht? In ihrem Kopf malte sie sich die verschiedensten Bedeutungen aus, die sie haben konnte und obwohl ja überhaupt nichts klar war, merkte Anna, wie sofort wieder die Sorge um Fouhad zurückkehrte. Gleichzeitig kroch eine Angst in ihr hoch, die sie trotz der sommerlichen Temperaturen frieren ließ.

6
    Die Geräusche um ihn herum – Kinderstimmen, Bootsmotoren, Wasserplätschern – vermischten sich zu einem beruhigenden, gleichmäßigen Rauschen, er fühlte seinen Körper angenehm schwer werden und tauchte ein in ein Meer aus purpurner Farbe.
    »Georg!«
    Die klare Stimme seiner Schwiegermutter Johanna riss Georg Angermüller aus einem kurzen, entspannten Schlummer.
    »Bitte! Du schnarchst wie ein Walross!«
    »Entschuldigung«, murmelte Georg etwas benommen und setzte sich auf seinem Handtuch auf. Das T-Shirt, das er zu seiner Badehose trug, klebte ihm am Körper und er hatte einen schalen Geschmack im Mund. Auch wenn es schon später Nachmittag war, die Sonne heizte immer noch mit großer Kraft. Vor etwa einer

Weitere Kostenlose Bücher