Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steilufer

Steilufer

Titel: Steilufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
Vom Netzwerk:
schwer, dachte Georg Angermüller, mit etwas gutem Willen kriegen wir alles wieder in den Griff. Und das Rätsel um den Mann vom Steilufer knacke ich auch noch.
    Die blaue Schot fiel ihm wieder ein und plötzlich kam ihm ein Gedanke. Er ging in sein Büro und rief bei der Kriminaltechnik an und gleich darauf war er im Fahrstuhl auf dem Weg in den ersten Stock. Er ließ sich die Sachen geben, die bei Priewe sichergestellt worden waren und tatsächlich, wie hatten sie das nur übersehen können: Spurensicher verpackt in einem kleinen Tütchen befand sich ein kleines Schlüsselbund mit einer orangeroten Boje als Anhänger. Jemand hatte mit einem schwarzen Filzschreiber drei Buchstaben darauf geschrieben, die zwar schon etwas verwischt, aber immer noch zu erkennen waren: LSV.

12
    Feierabendruhe lag über den Straßen um den Stadtpark, die Gehwege waren leer und nur ab und zu fuhr ein Auto vorbei. Für die meisten Menschen hatte das Wochenende mit dem Freitagabend bereits begonnen. Das unaufdringliche Geräusch eines Rasensprengers erklang aus manchem der grünen Gärten, hin und wieder hörte man leises Gläserklingen, Gesprächsfetzen, ein fernes Lachen. Von irgendwoher duftete es dezent nach Gegrilltem.
    Die weiße Villa leuchtete förmlich in der kräftigen Abendsonne. Sie war wohl um die 100 Jahre alt, aber hervorragend in Schuss. Über dem Souterrain lagen zwei Stockwerke mit großen Fenstern, Erkern und Balkons und auch unter dem Fachwerkgiebel schien es noch eine bewohnbare Dachetage zu geben. Der Garten war sehr gepflegt, wenn er auch etwas steril wirkte mit seinem kurz geschnittenen Rasen und den mit hellem Kies bestreuten Wegen. Ein Zaun aus weiß gestrichenen Metallstreben mit aufwendigen Jugendstilornamenten umschloss das Grundstück und auf einem der Pfosten neben der Eingangspforte war eine schwarze Granitplatte eingelassen auf der in großen, goldenen Buchstaben der Name ›Burmester‹ stand.
    »Nobel geht die Welt zugrunde!«, murmelte Angermüller und es war nicht auszumachen, ob dieser Spruch bewundernd oder kritisch gemeint war.
    »Wohnen deine Schwiegereltern nicht auch hier in der Gegend?«, fragte Jansen seinen Kollegen.
    »Da drüben, auf der anderen Seite vom Park, aber das Dittmersche Haus ist eine bescheidene Hütte gegen das hier!«
    Es hatte Angermüller einiger Überzeugungsarbeit bedurft, Claus Jansen nach ihrer Sitzung noch zu einem Besuch bei Burmester zu überreden. Irgendwo sah der zwar schon ein, dass die Rolle des alten Anwalts im Rahmen ihrer Ermittlungen einige Fragen aufwarf – aber mussten sie die ausgerechnet am Freitagabend klären? Erst als Angermüller ihm vorrechnete, dass ihm sicherlich noch genug Zeit bleiben würde, sich danach ins freitägliche Discogetümmel zu stürzen, hatte er seinen Widerstand zögernd aufgegeben.
    »Bei euch jungen Leuten läuft doch vor Mitternacht eh nix!«, hatte er dem um 10 Jahre jüngeren Kollegen vorgehalten, froh darüber, selbst nicht mehr auf Vergnügungen in den ersten Stunden eines Tages angewiesen zu sein.
    »Aber der frühe Vogel frisst den Wurm«, maulte Jansen noch ein wenig herum, doch da waren sie schon auf dem Weg zu ihrem Wagen, um nach St. Gertrud zu fahren.
     
    Die beiden Beamten betraten das Grundstück durch die unverschlossene Gartenpforte und stiegen die Stufen zur Haustür empor. Draußen war der Gong der Türklingel deutlich vernehmbar, aber niemand kam, um zu öffnen.
    »Keen tuhus. Ich werf mal einen Blick in den Garten«, meinte Jansen und sprang die Treppe hinunter, doch es dauerte nicht lange und er kam wieder zurück.
    »Nö, auch niemand. Da stehen Tisch und Stühle auf der Terrasse und auch ein Sonnenschirm, aber die Tür ist zu und auf mein Klopfen ist keiner gekommen.« Jansen rieb sich die Hände. »Denn können wir ja Feierabend machen.«
    »Tja.«
    Diese Perspektive war Angermüller gar nicht recht. Er fand die Verbindung des alten Burmester zu Maik Priewe eine zu wichtige Frage, um deren Klärung auf die lange Bank zu schieben. Andererseits wollte er dieses Wochenende nicht schon wieder seinem Dienst opfern, sondern sich wirklich der Familie widmen und mit den Mädels etwas unternehmen.
    »Guten Abend, die Herren! Zu wem möchten Sie?«
    Die Frage kam von einer Dame, die freundlich lächelnd in einem Rollstuhl saß, den ein junger Mann auf dem Gehweg am Zaun entlang schob. Ihr helles Haar war glatt und kinnlang, der Farbton schwankte zwischen blond und grau, sie trug eine türkisfarbene Bluse, die am

Weitere Kostenlose Bücher