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Stein und Flöte

Stein und Flöte

Titel: Stein und Flöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bemmann
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daran.«
    Jetzt wurde Lauscher wütend. »Du hast mich wohl absichtlich bis zum Schluß glauben lassen, daß ich verliere?« sagte er. Aber das brachte Arni nur erneut zum Lachen. »Hast du das nicht verdient, du Zauberkünstler?« sagte er. »Und wenn ich daran denke, was du nachher mit deiner Flöte angestellt hast, dann tut’s mir fast leid, daß ich dich schließlich doch noch habe gewinnen lassen.«
    »Wieso?« fragte Lauscher verblüfft. »Freut es dich nicht, daß die Horde in nächster Zeit niemandem etwas zuleide tun kann?«
    »Nicht, wenn es auf diese Weise geschieht«, sagte Arni. »Du wirst noch erleben, was dabei herauskommen wird.« Er lachte jetzt nicht mehr, sondern sah aus wie einer, der ein Verhängnis kommen sieht, das er nicht mehr aufhalten kann.
    »Was habe ich denn nun schon wieder falsch gemacht?« fragte Lauscher, aber da merkte er, daß niemand mehr neben ihm ritt. Nur das eintönige Rascheln der Hufe im Gras war jetzt wieder zu hören. Eine Stunde später erreichten sie die Wasserstelle. Sie tränkten ihre Pferde, aßen von ihren Vorräten und blieben über Nacht an diesem Platz.
    Über den Rest der Rückreise ist nichts weiter zu berichten, als daß mit jedem Tag Lauschers Begierde wuchs, den Falkenreiterteppich vor Narzias Füßen auszubreiten, sie über das seidige Gewebe auf sich zuschreiten zu sehen und das grünäugige Mädchen endlich in die Arme zu schließen. Diese Vorstellung malte er sich immer wieder von neuem aus, aber als es dann so weit war und er in Hönis Stube saß, ergab sich keine Gelegenheit für eine solch gefühlvolle Szene. Zunächst mußte er Arnis Stellvertreter berichten, wie der Khan die Pferde aufgenommen habe, und Lauscher konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß Höni sich entehrt vorgekommen wäre, wenn Hunli an diesen Steppengäulen etwas auszusetzen gehabt hätte. »Ich hoffe, du hast auch sonst bei Khan Hunli Ehre eingelegt«, sagte Arnis Stellvertreter, als hege er die Befürchtung, Lauscher könne durch unziemliches Benehmen das Ansehen von Arnis Leuten herabgesetzt haben.
    »Ich denke schon«, sagte Lauscher. »Wir haben miteinander Schach gespielt.« Bei diesen Worten blickte er Narzia an, die neben ihrem Vater saß, und sah ihr triumphierendes Lächeln. Sie schien schon zu wissen, wie das Spiel ausgegangen war, nicht jedoch ihr Vater.
    »Er hat dich behandelt wie einen Ebenbürtigen«, sagte Höni befriedigt. »Gegen Hunli im Schach zu verlieren, ist keine Schande.«
    »Das mag schon sein«, sagte Lauscher betont beiläufig und dachte daran, wo er sich jetzt befände, wenn dieser Fall eingetreten wäre. Und nach einer Pause setzte er hinzu: »Ich habe jedenfalls gewonnen.«
    »Gewonnen?« wiederholte Höni mit allen Anzeichen der Verwunderung. »Gegen Hunli? Das kann ich kaum glauben.«
    »Aber es ist so«, sagte Lauscher. »Sonst wäre ich nicht hier, sondern säße in einer von Hunlis Sklavenhütten.«
    »Ein hoher Einsatz!« sagte Höni mit Anerkennung. »Nun zeigt sich, daß du wahrhaftig Arnis Erbe bist. Kein anderer hat Hunli bisher schlagen können. Arnis Weisheit, die uns allen zuteil werden möge, war auf deiner Seite. Und was hat der Khan eingesetzt?«
    »Diesen Teppich«, sagte Lauscher und entrollte das kostbare Stück.
    »Der Falkenreiterteppich!« rief Höni. »Hunli muß seiner Sache sehr sicher gewesen sein.«
    »Das war sein Fehler«, sagte Lauscher und versuchte sich ein wenig in der Pose des lässigen Siegers. »Willst du mir erlauben, daß ich diesen Teppich deiner Tochter schenke?«
    Höni lächelte. »Du weißt schon sehr genau, was ihr Freude macht«, sagte er. »Ich habe nichts dagegen, wenn du ihn ihr gibst.«
    Nun legte Lauscher den Teppich wirklich unter Narzias Füße, wenn sie auch nicht darüber auf ihn zuschreiten konnte, da sie am Tisch saß. Als er sich neben ihr aufrichtete, sagte sie: »Komm näher, daß ich dir für dieses Geschenk danken kann!« Sie legte ihm ihre Hand in den Nacken, zog seinen Kopf zu sich herab und küßte ihn auf den Mund, rasch und etwas flüchtig und mit geschlossenen Lippen, aber Lauscher meinte dennoch, das Herz bleibe ihm stehen.
    Höni lachte behäbig und sagte: »Setz dich wieder zu uns, Lauscher! Du darfst nicht glauben, daß ich nicht längst bemerkt hätte, mit welchen Augen du meine Tochter anschaust. Während deiner Abwesenheit habe ich mit Narzia darüber gesprochen.«
    Lauscher blickte abwechselnd ihn und Narzia erwartungsvoll an, und als beide schwiegen, sagte er: »Ich

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