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Stein und Flöte

Stein und Flöte

Titel: Stein und Flöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bemmann
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geplant zu haben, und was du da sagst, klingt verlockend. Allerdings bezweifle ich, ob es im Sinne Arnis wäre, die Einheit der Horde zu zerbrechen. Er ist jedenfalls trotz allem bei der Horde und an der Seite seines Bruders geblieben, und du hast eben selbst gesagt, daß dies für die Horde nicht ohne Nutzen gewesen ist. Wenn ihr euch einig seid, dann solltet ihr Arnis Werk hier fortsetzen, statt euch davonzumachen. Wenn ihr das tut, was ihr euch vorgenommen habt, wird über kurz oder lang Feindschaft zwischen euch und der Horde entstehen. Hätte das Arni gewollt?«
    Höni hörte sich Belenikas Einwände unwillig und kopfschüttelnd an und sagte dann: »Wer weiß denn schon, was Arni wirklich gewollt hat? Arni ist tot, und wir müssen uns selber einen Weg suchen. Außerdem ist das alles schon so gut wie beschlossen. Ich kann es nicht mehr länger ertragen, diesem Khan zu dienen.«
    »Ach, so ist das?« sagte Belenika und schaute Höni ein wenig spöttisch in die Augen. »Ihr habt wohl auch darüber geredet, wer euch künftig führen soll? Sie haben dich wohl schon zu ihrem neuen Khan gewählt?«
    »Wo denkst du hin!« sagte Höni verlegen, doch als er dem Blick seiner Frau nicht ausweichen konnte, fügte er wie beiläufig hinzu: »Ein paar von den Männern haben dergleichen angedeutet, aber ich war der Meinung, daß man jetzt noch nicht darüber reden sollte.«
    »Wie auch immer«, stellte Belenika fest, »du wirst also Herr über diese Leute sein, die sich an Arni halten wollen, ohne genau zu wissen, was er eigentlich im Sinn gehabt hat.«
    »Ich habe dir doch gesagt …« brauste Höni auf, doch auf einen Blick seiner Frau hin brach er ab und sagte dann leise: »Kannst du denn nicht verstehen, daß mich diese Aufgabe lockt?«
    »Doch«, sagte Belenika, »das kann ich sehr gut. Ich weiß nur nicht, ob es recht ist, so zu handeln, denn ich bin sicher, daß Arni nicht so gehandelt hätte.«
    »Um darüber zu reden, ist es jetzt zu spät«, sagte Höni. »Es tut mir leid, daß unser Gespräch diese Wendung genommen hat. Eigentlich wollte ich es in eine andere Richtung lenken, und zwar ist mir der Gedanke dazu gekommen, als der Khan heute zu mir von dem Falken sprach, den er bei dir vermutet.«
    »Was hat euer Vorhaben mit dieser Sache zu tun?« fragte Belenika überrascht.
    Höni blickte eine Zeitlang vor sich hin auf den Boden, als suche er die richtigen Worte für das, was er vorbringen wollte. Dann sagte er: »Wenn es sich mit dem, was du im Geheimen treibst, so verhält, wie ich vermute, dann könntest du mir einen großen Dienst erweisen. Ich weiß zwar nicht genau, wie viele aus den Zelten uns folgen werden, aber es wird sicher nur ein Teil der Horde sein. Ich habe mir nun gedacht, daß es für uns von großem Vorteil sein könnte, die Hilfe des Großmagiers von Falkenor auf unserer Seite zu haben. Ich könnte mir denken, daß unser Vorhaben in seinem Sinne sein muß. Es käme nur darauf an, ihn davon zu verständigen und ihn um seinen Beistand zu bitten. Könntest du das tun?«
    »Du nimmst mich also schon in Dienst für eure Sache«, sagte Belenika, und als Höni sie weiterhin erwartungsvoll anblickte, fügte sie hinzu: »Die Frage ist nicht, ob ich das kann, sondern ob ich es darf.«
    »Wenn du so redest«, sagte Höni zornig, »dann beginne ich zu fürchten, daß der Khan mit seinem Verdacht doch recht haben könnte. Du bist meine Frau. Gibt es für dich eine Verpflichtung, die du höher achtest?«
    »Du zwingst mich zu einer Entscheidung, die ich lieber nicht treffen würde«, sagte Belenika. »Aber wenn du mich so fragst, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als zu dir zu halten.« Sie stand auf und ging hinüber zu ihrer Kammer, doch Höni folgte ihr und hielt sie zurück. »Das hat Zeit bis morgen«, sagte er. »Ich war lange unterwegs und habe mich darauf gefreut, heute nacht bei dir zu liegen.«
    Jetzt lächelte Belenika zum ersten Mal, seit dieses Gespräch begonnen hatte. »Bis zum Morgengrauen«, sagte sie. »Dann wirst du mich für eine Weile entbehren müssen. Komm!«
    Er sah die beiden, die sich offenbar wenigstens in dieser Sache einig waren, in einen angrenzenden Raum eintreten und fragte sich, ob Belenika klug daran getan hatte, sich diesem Höni zu fügen, der sie vor seinen Karren spannen wollte. Andererseits schien ihm, daß diese Magier in Falkenor nach allem, was er über sie erfahren hatte, gegen Hönis Pläne nichts einzuwenden haben würden. Sie waren offensichtlich friedliebende

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