Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stein und Flöte

Stein und Flöte

Titel: Stein und Flöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bemmann
Vom Netzwerk:
einen derart aus der Tiefe heraufkollernden Rülpser aus, daß die Katze vor Schreck in die Höhe sprang und selbst in den Trichter fiel. Wie sie da in dem Korn herumstrampelte, erschien Rübe so komisch, daß er wieder in dröhnendes Gelächter ausbrach. Er beruhigte sich erst, als der Müller seine Katze aus dem Trichter gefischt hatte, und dann sagte er: »Entschuldige, Männlein, ich muß wohl zu gut gefrühstückt haben. Du solltest auch sorgen, daß die Katze einem bei der Arbeit nicht dazwischenkommt.«
    »Wenn dich schon meine Katze stört, wirst du die dritte Aufgabe kaum schaffen«, sagte der Müller. »Willst du nicht aufgeben?«
    »Mit einem guten Frühstück im Bauch gibt ein Holzfäller nie auf«, sagte Rübe. »Was soll ich jetzt tun?«
    »Du mußt jetzt das Mühlrad in Gang setzen«, sagte der Müller.
    »Wenn’s weiter nichts ist«, sagte Rübe und wunderte sich, was daran schwer sein sollte. Er stieg die Treppe hinunter und ging hinaus vor die Tür, um das Wasser aus dem Mühlbach auf das Rad zu lenken. Doch das Rad wollte sich nicht drehen, denn der Müller hielt es heimlich mit dem kleinen Finger fest, und gegen diesen Zauber hätte es keiner auch nur eine Handbreit bewegen können.
    »Das Wetter war wohl recht trocken, weil der Bach so spärlich rinnt«, sagte Rübe. »Da muß ich ein bißchen nachhelfen.« Er kletterte hinaus auf die Wasserrinne, stellte sich breitbeinig hin, knöpfte seinen Hosenlatz auf und schlug sein Wasser auf das Mühlrad ab. Dabei lachte er so gewaltig, daß die ganze Mühle wackelte. Unwillkürlich zog der Müller seine Hand weg, und schon lief das Rad so schnell, wie es noch nie gelaufen war. »Ein Mann, der gut gefrühstückt hat, kommt nicht so schnell in Verlegenheit«, sagte Rübe und stieg in aller Ruhe von der Rinne herunter. »Du solltest auch deine Hand nicht an das Mühlrad halten, wenn das Wasser über die Schaufeln fließt; denn du könntest dir weh tun. Siehst du jetzt, daß ich zum Müllerburschen tauge?«
    »Mag sein«, sagte der Müller und ärgerte sich, daß er die Wette verloren hatte. »Aber dein Benehmen gefällt mir nicht.«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit«, sagte Rübe, »denn du hast nicht ein einziges Mal gelacht, obgleich Anlaß genug dazu gewesen wäre. Unter einem solchen Meister mag ich nicht arbeiten. Gib mit also das Messer, und wir sind quitt.«
    Da mußte ihm der Müller das Messer geben, denn er sah, daß seine Zauberei gegen die Fröhlichkeit dieses Mannes nichts auszurichten vermochte. Und als Rübe wieder zu Hause war, schnitt er mit dem schönen Messer den Speck, den er morgens zu seinem Mus aß.« Gut gefrühstückt ist schon die halbe Arbeit«, pflegte er dabei zu sagen, und dann lachte er, daß die Zapfen von den Fichten fielen.

    Die Holzfäller stießen sich gegenseitig an und lachten lange und ausgiebig, obwohl sie alle diese Geschichte wohl schon oft gehört hatten. Auch Barlo und Lauscher stimmten in ihr Gelächter ein, wenn Lauscher auch fürchtete, daß diese etwas anrüchige Art von Humor nicht jedermanns Sache sein dürfte. »Dieser Mann namens Rübe wäre einer, den wir brauchen könnten«, sagte er dann.
    »Wozu?« fragte der Vorarbeiter.
    Da erzählte Lauscher in Kürze, was Barlo im Sinn hatte und was für ein Plan in der Silbernen Harfe abgesprochen worden war. »Und wenn mich nicht alles täuscht«, setzte er hinzu, »dann war der Bärtige mit der Pelzjacke, der heute früh ans Feuer kam und nicht lachen wollte, einer von Gisas Knechten. Kann sein, daß er uns nachspionieren wollte, vielleicht wollte er aber auch ein paar von euch als Goldsucher nach Barleboog locken. Ihr habt ihn ja gar nicht erst zu Wort kommen lassen, und ich verstehe jetzt recht gut, warum ihr das so haltet, wenn einer nicht lachen kann. Kann sein, daß es sich in Barleboog als nützlich erweist, was wir bei euch gelernt haben. Und Rübe hätte ich da gern dabei.«
    Krautfaß lachte. »Da muß ich dich enttäuschen«, sagte er. »Rübe lebt nur noch in den Geschichten, die man von ihm erzählt, und das ist schon mehr, als man von manchem Mann sagen kann. Aber wenn ihr mit mir Vorlieb nehmen wollt, so bin ich dabei; denn das wäre eine Sache, die mir Spaß machen würde. Es soll keiner behaupten, daß Krautfaß einem Spaß aus dem Wege gegangen wäre.«
    Lauscher dankte ihm für dieses Angebot und sagte: »Das wird fast so sein, als hätten wir Rübe bei uns. Den Treffpunkt kennst du ja.«
    »Sicher«, erwiderte Krautfaß. »Zum

Weitere Kostenlose Bücher