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Stein und Flöte

Stein und Flöte

Titel: Stein und Flöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bemmann
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Stein auf sich hatte, und der Junge wußte es wohl auch nicht recht, denn sonst wäre er ihr nicht so leicht auf den Leim gegangen. Sie soll seinen Zauberstein beiseite geschafft und achtlos weggeworfen haben, um den Jungen mit ihren schönen Saphiren kirre zu machen. Aber wie das mit solchen Zauberdingen ist: Man kann mit ihnen nicht tun, was man will, und wegwerfen kann man sie schon gar nicht. Die Leute behaupten, der Stein habe sich selbständig gemacht und sei immer wieder zu seinem Besitzer zurückgekehrt, was Gisa auch dagegen unternahm. Und damit verlor sie ihre Macht über den Jungen. Eines Tages ritt sie mit ihm aus und kam dann auf einem abgehetzten Pferd zurückgejagt, ein blaues Mal auf der Stirn. Man munkelt, der Junge habe ihr einen ihrer blauen Steine in den Kopf gezaubert, und der niste jetzt dort wie ein unheilbares Geschwür, das ihr das Gehirn vergiftet. Seither setzt sie keinen Fuß mehr vor das Schloßtor und zeigt sich niemandem außer ihren zottigen Knechten. Und diese läßt sie alle Steinsucher zusammentreiben, damit sie ihr einen solchen Zauberstein aufspüren; denn sie meint, nur damit könne sie geheilt werden. Überall im Land läßt sie das Gerücht verbreiten, in Barleboog gäbe es haufenweise Gold zu finden. In Wirklichkeit aber treiben ihre Knechte diese Leute in die Berge, wo sie nach dem Zauberstein graben müssen, Tag und Nacht, bis sie tot umfallen. Willst du jetzt noch immer nach Barleboog, Flöter?«
    Barlo nickte, und ehe der Alte noch etwas sagen konnte, holte Lauscher seinen Beutel hervor und nahm den Stein heraus. »Ich hoffe, daß sie mir nichts anhaben kann, solange ich den Stein bei mir trage«, sagte er. »Denn jetzt weiß ich schon ein bißchen mehr als damals.«
    Der Steinsucher hob erstaunt den Kopf und schaute Lauscher ins Gesicht. »Du bist das also«, sagte er. Dann blickte er auf den Stein und sagte nach einer Weile: »Jetzt glaube ich, daß dieser Stein mehr Kraft besitzt als alle Saphire Gisas zusammen. Wenn ich diese blauen Dinger anschaue, wird mir jedesmal kalt, aber dein Stein wärmt mir das Herz.«
    »Mir auch«, sagte Lauscher.
    »Sei auf der Hut!« sagte Lauro. »Du bist noch sehr jung, und ich fürchte, du weißt noch lange nicht alles. Was habt ihr vor in Barleboog?«
    »Mein Herr will versuchen, ob man der Herrschaft Gisas nicht ein Ende setzen kann«, sagte Lauscher, »und es gibt schon Leute, die ihm dabei helfen wollen.«
    »Wenn das so ist«, sagte der Alte, »dann könnt ihr auch auf mich rechnen. Vielleicht braucht ihr einen, der sich in den Bergen auskennt, wo die zottigen Knechte die Steinsucher zur Arbeit treiben.«
    Barlo nahm dieses Angebot gern an, und Lauscher sagte: »Wir treffen uns zum Frühjahrsmarkt von Draglop in der Silbernen Harfe.«
    »Ich werde pünktlich zur Stelle sein«, sagte Lauro. »Aber bis dahin habe ich noch einiges zu tun.« Damit verabschiedete er sich, kletterte den Felsen hinunter und verschwand bald darauf jenseits der Bergwiese im Wald, nachdem er ihnen noch einmal zugewinkt hatte.
    In dem Bewußtsein, einen nützlichen Verbündeten gewonnen zu haben, kehrten Barlo und Lauscher am Abend zum Lagerplatz zurück. Die Holzfäller waren schon dabei, ihr Abendessen zu kochen, und auch ihre Gäste bekamen wieder eine Pfanne voll vorgesetzt. Nach dem Essen sagte der Vorarbeiter: »Heute früh habe ich euch eine Geschichte versprochen. Jetzt sollt ihr sie hören. He, Krautfaß, erzähl ihnen die Sache, wie Rübe Müllerbursche werden wollte! Das wird unseren Gästen gefallen.«
    Der Angesprochene war einer der beiden Holzfäller, die sich als Sänger hervorgetan hatten, ein älterer Mann von beträchtlichem Leibesumfang. Nicht daß er einen schwabbeligen Bauch gehabt hätte; alles an ihm war fest und kernig, und um seinen Leib spannte sich ein Gürtel wie ein Reif, den der Küfer fest um die Faßdauben geklopft hat. Sein graues Haar hing ihm wirr nach allen Seiten vom Kopf herunter wie Sauerkraut: man hätte keinen passenderen Namen für ihn finden können. Krautfaß setzte sich also zurecht, wischte sich mit dem Handrücken die letzten Musreste aus den Mundwinkeln und fragte: »Habt ihr noch nie von Rübe gehört?« Barlo und Lauscher mußten zugeben, daß ihnen noch nie etwas über diesen Rübe zu Ohren gekommen sei, wie berühmt er hierzulande auch sein mochte. »Dann ist es höchste Zeit, daß ihr ihn kennenlernt«, sagte Krautfaß und begann mit der

Geschichte von Rübe und dem Zaubermüller
    Rübe war ein

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