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Stein und Flöte

Stein und Flöte

Titel: Stein und Flöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bemmann
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sollen ins Haus gebracht werden, damit keiner die Aussagen des anderen beeinflussen kann.« Sobald der Knecht Warja und Rullos hineingeführt hatte, forderte Barlo den Großknecht auf, zu berichten, was er über die Verabredung gehört habe.
    Lujos blickte kurz hinüber zu Terlos und begann dann mit seiner Aussage. »Während ich mit Rullos im Stall beim Füttern war«, sagte er, »sah ich durch die offene Tür Wargos draußen vorübergehen. Er schien zornig zu sein, und gleich darauf hörte ich ihn laut fragen: ›Was hast du hier zu suchen, Terlos?‹ Terlos antwortete ihm, daß er ihn gesucht habe, um mit ihm zu sprechen. ›Dann sprich, aber mach’s kurz‹, sagte Wargos. Da dämpfte Terlos seine Stimme, aber ich konnte ihn noch gut verstehen, weil beide nah bei der Stalltür standen. Er sagte, was er Wargos mitzuteilen habe, vertrüge keine fremden Ohren und ob Wargos bei Einbruch der Dunkelheit bei der Viehweide auf ihn warten wolle. ›Was soll die Geheimniskrämerei?‹ sagte Wargos, doch Terlos drängte ihn und sagte, die Sache sei wichtig. ›Für wen?‹ fragte Wargos, und Terlos antwortete: ›Für dich.‹ Da sagte Wargos zu, und sie verabredeten als Treffpunkt die Stelle, wo der Weg aus dem Wald auf die Viehweide führt. Genau dort hat man Wargos dann am Morgen gefunden.«
    »Ist das alles, was du gehört hast?« fragte Barlo.
    »Ja, und ich meine, es genügt, um Terlos zu überführen«, sagte der Großknecht.
    »Das wird sich zeigen«, sagte Barlo. »Geh jetzt beiseite und verhalte dich still, wenn die anderen sprechen.« Dann forderte er den Knecht auf, Rullos aus dem Haus zu holen. Der Stallknecht wurde gebracht, und als er reden sollte, blickte er unsicher hinüber zu Lujos.
    »Schau mich an, wenn du sprichst«, sagte Barlo. »Lujos braucht dich jetzt nicht zu kümmern. Erzähle, was du gehört hast, als du mit ihm beim Füttern warst.«
    »Ich achtete zunächst nicht darauf, was draußen vorging«, sagte Rullos, »bis ich merkte, daß Lujos die Ohren spitzte. Da hörte ich, daß Wargos sich draußen mit Terlos unterhielt. Terlos sagte eben, daß er sich mit Wargos bei Einbruch der Dunkelheit draußen bei der Viehweide treffen wolle. Er habe dort nicht nur mit ihm zu reden, sondern müsse ihm auch etwas zeigen.«
    »Auch etwas zeigen?« wiederholte Barlo. »Davon war bisher nicht die Rede. Hat er gesagt, was dort zu sehen sei?«
    »Nein«, sagte Rullos. »Er sagte nur noch, daß es wichtig sei, weil es den Besitz von Wargos betreffe.«
    »Hast du das genau gehört?« fragte Barlo.
    »Ja«, sagte Rullos. »So waren seine Worte. Und dann vereinbarten sie als Treffpunkt die Stelle, wo man Wargos am Morgen gefunden hat.«
    »Hast du gehört, Lujos, was Rullos gesagt hat?« fragte Barlo, und als dieser nickte, fragte er ihn, ob er bestätigen könne, was sich zusätzlich zu seiner Aussage aus dem Bericht des Stallknechtes ergeben habe. Lujos blickte mürrisch zu Boden und sagte, das könne er nicht, und es sei ja wohl auch nicht zu verlangen, daß man sich jedes einzelne Wort merke. Eigentlich habe er ja nur zufällig etwas aufgeschnappt. »Was soll diese Wortklauberei?« setzte er noch hinzu. »Das Ganze sollte doch nur dazu dienen, Wargos im Dunkeln an diesen einsamen Platz zu locken.«
    »Ich will nur wissen, was du gehört hast, Lujos«, sagte Barlo, »und zwar so genau wie möglich. Eine Meinung bilde ich mir dann schon selbst.« Er forderte auch Rullos auf, beiseite zu treten, und ließ Warja zur Befragung herausbringen.
    »Ehe ich mir anhöre, was du in dieser Sache zu berichten hast«, sagte Barlo, »muß ich dir eine Frage stellen: Wie stehst du zu Terlos, der hier beschuldigt wird, deinen Vater erstochen zu haben?«
    Warja hob so heftig den Kopf, daß ihr Tuch zurückglitt und ihr Gesicht freigab. Man konnte ihrem breiten, vollippigen Mund ansehen, daß sie immer gern gelacht hatte, aber jetzt blitzten ihre Augen zornig. »Er hat meinen Vater nicht ermordet!« sagte sie entschieden.
    »Das wird erst die Verhandlung zeigen«, sagte Barlo. »Du hast aber meine Frage noch nicht beantwortet.«
    »Wenn ich allein zu entscheiden gehabt hätte«, sagte Warja, »wäre ich heute schon Terlos’ Frau.«
    »Also wirst du versuchen, ihn durch deine Aussage nicht zu belasten«, stellte Barlo fest. »Lujos hatte demnach mit seiner Werbung wenig Aussicht bei dir.«
    »Zu keiner Zeit hatte er irgendeine Aussicht«, sagte Warja mit Bestimmtheit. »Ich habe ihm keinerlei Anlaß dazu gegeben, aber mein Vater

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