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Stein und Flöte

Stein und Flöte

Titel: Stein und Flöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bemmann
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als du? Oder ist es nicht vielmehr so, daß du alles verschwiegen hast, woraus man erraten könnte, was dort oben tatsächlich vorgegangen ist? Du hast verschwiegen, daß mein Bruder Wargos etwas zeigen wollte – also wird es etwas zum Zeigen gegeben haben; du hast verschwiegen, daß es um Wargos’ Besitz gegangen sei, denn der Gedanke lag zu nahe, es könne etwas mit dem Raub seiner Kühe zu tun haben. Auch was man verschweigt, kann einen verraten, Lujos! Nehmen wir einmal an, die Dinge haben sich so zugetragen, wie Terlos gesagt hat. Du belauschst sein Gespräch mit Wargos, und als du hörst, welchen Treffpunkt Terlos vorschlägt, schöpfst du Verdacht, daß mein Bruder dir auf die Schliche gekommen sei. Als dein Herr bei Einbruch der Dunkelheit zum Waldrand hinaufsteigt, schleichst du ihm nach. Du siehst die beiden miteinander sprechen, aber du bist nicht nahe genug, um sie zu verstehen. Doch du beobachtest, wie Terlos deinen Herrn zum hohlen Baum führt und daß dieser den Beutel herausholt und einsteckt. Jetzt glaubst du, daß deine Heimtücke entdeckt ist. Es bleibt dir nur noch ein Ausweg: Du mußt deinen Herrn ermorden und Terlos die Schuld zuschieben. Sobald mein Bruder sich entfernt hat, schleichst du dich von hinten an Wargos heran, der vielleicht das Geld noch einmal zählt, und stichst ihn nieder. Dann nimmst du den Beutel an dich und gehst. War es nicht so?«
    »Nein!« sagte Lujos heiser. »Es war nicht so.« Dann wandte er sich an die Zuschauer und sagte: »Glaubt nicht, was Raudis sich da zusammenreimt, um ihren Bruder zu retten! Er ist der Mörder.«
    »Schweig!« sagte Barlo und wies ihn mit einer heftigen Handbewegung auf seinen Platz. »Noch immer steht hier Aussage gegen Aussage, Meinung gegen Meinung.«
    »Nicht ganz«, sagte Raudis. »Was Fredebar gesagt hat, war klug ausgedacht, aber er sprach von Menschen, die er nicht kennt, und rückte sie hin und her wie die Figuren auf einem Schachbrett. Ich aber weiß genau, von wem ich rede, und mein Herz sagt mir, daß Terlos keine Schuld hat.«
    »Dein Herz!« schrie Lujos. »Wer fragt hier schon danach, was dein Herz sagt!«
    »Du sicher nicht«, sagte Raudis, »denn du hast keines. Mich wundert, daß du es wagst, um Warja zu werben.«
    »Wundert dich das?« sagte Lujos wütend. »Du wirst sehen, daß ich sie bekomme, sobald die Schuld deines Bruders erwiesen ist.«
    »Bist du dir dessen so sicher, daß Warja dich nimmt?« fragte Raudis.
    »So sicher, als hätte sie mir schon ihr Wort gegeben«, sagte Lujos.
    »Wenn du dir so sicher warst, mit Warja auch den Besitz ihres Vaters zu gewinnen: Wozu brauchtest du dann das Geld?« fragte Raudis.
    »Man will doch Geschenke machen –«, sagte Lujos rasch, und dann merkte er, daß er dies nicht hätte sagen sollen.
    »Seine Schuld ist erwiesen«, sagte Raudis und kehrte ihm den Rücken zu. Lujos stand einen Augenblick bewegungslos, als habe er noch nicht begriffen. Dann brüllte er auf vor Wut, riß sein Messer heraus und sprang auf Raudis zu. Noch ehe einer dazwischentreten konnte, fuhr Raudis herum und blickte ihm ins Gesicht. Lujos erstarrte mitten in der Bewegung, und Raudis sagte tonlos: »Genauso hast du deinen Herrn umgebracht, Lujos; denn es ist deine Art, von hinten anzugreifen.«
    Barlo befahl jetzt den Knechten, Lujos zu ergreifen und zu fesseln. Dann fragte er ihn: »Gibst du die Tat zu, Lujos?«
    Lujos blickte ihm trotzig ins Gesicht und sagte: »Ist das jetzt noch nötig?« Doch dann nickte er.
    Da stand Barlo auf und sagte laut, daß alle es hören konnten: »Ich spreche jetzt das Urteil. Dieser Mann namens Lujos soll seinen gesamten Besitz verlieren und waffenlos in die Wälder gejagt werden. Er darf nichts bei sich tragen außer einem Laib Brot und einer Flasche Wasser. Wer ihn nach einer Frist von einem Tag je wieder hier im Tal von Barleboog antrifft, darf ihn straflos erschlagen, denn Lujos gilt als vogelfrei.« Terlos aber war selbst dabei, als man den Fremden am Abend ertappte, wie er das restliche Geld im hohlen Baum verstecken wollte.
    Ihr müßt entschuldigen, daß ich mich so lange mit dieser Mordgeschichte aufgehalten habe. Der alte Barlo hat mir diese Ereignisse selbst in aller Ausführlichkeit berichtet. Rechtsfälle fesseln mich auf ganz besondere Weise, und ich vergesse darüber leicht, was ich zunächst im Sinn hatte. Eigentlich wollte ich nur erzählen, auf welche Weise Fredebar seine künftige Frau kennengelernt hat. Damals bei der Verhandlung hatte es ja eher den

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