Steine der Macht - Band 4
mit einhundert Stundenkilometern in Richtung Wüste brauste. „Was ist, wenn die uns nachfahren?“, meinte Herbert mit gemischten Gefühlen.
„Keine Sorge, die Pick-ups der Polizei stehen hinter dem Gebäude im Schatten, und bis die ihr Vehikel startklar haben, sind wir sicher schon ein paar Kilometer weiter. Und wenn wir weiter Vollgas auf dieser schönen Straße fahren, dann können uns die eigentlich gar nicht mehr einholen.“
Nach über einhundert Kilometern Fahrt, auf der sie kein einziges Auto sahen, beruhigte sich auch Elisabeth wieder. Schließlich waren die beiden ja Autobahn Polizisten und daher gewohnt, dass eine Missachtung eines Stoppbefehls eine Verfolgung nach sich ziehen müsste. Und nachdem die ägyptischen Polizisten ja alle mit Schnellfeuergewehren herumliefen, hielten sie die Situation für nicht ganz ungefährlich.
Endlich kamen die Berge in Sicht und kurz danach erreichten sie das Tal der Hieroglyphen. Elisabeth und Herbert konnten sich kaum sattsehen an den künstlerischen Felszeichnungen und pharaonischen Zeichen, welche von den Expeditionen der Königin Hatschepsut und von Thutmosis III berichteten. Da waren Schiffe abgebildet, die Hatschepsut am Nil bauen ließ und die dann zerlegt durch die Wüste bis ans Rote Meer transportiert wurden. Mit über viertausend Mann stellte solch eine Expedition zur damaligen Zeit schon eine gewaltige Leistung dar.
Nach einer ausgiebigen Besichtigung fuhren die drei dann weiter bis an die Küste des Roten Meeres zur Stadt Quseir. Kurz davor war jedoch wieder ein Checkpoint. „Glaubst du, dass der Posten am vorigen Kontrollpunkt bei der gegenüberliegenden Station am Roten Meer angerufen hat?“, fragte Herbert. „Bei uns würde das so gehandhabt werden und dann …“
Wolf unterbrach ihn: „Wir sind aber hier in Ägypten und …“
Jetzt redete Elisabeth dazwischen: „Irgendwie gehts immer, das wolltest du doch sagen?“
„Abwarten, in fünf Minuten sind wir am Checkpoint, dann werden wir ja sehen.“
Als sie zur Polizeistation kamen, stand schon ein Uniformierter direkt vor dem Schranken. Er kam zur rechten Wagenseite, dorthin, wo Elisabeth saß.
„Jetzt haben sie uns!“, murmelte Herbert besorgt auf der Rückbank.
Der Officer kam näher, beugte sich zum Fenster herunter und fragte: „What’s your name?“ Elisabeth nannte erschrocken, mit leiser Stimme ihren Namen. Dann fragte der Polizist Wolf und Herbert dasselbe, er lächelte und sagte: „Welcome on the Red Sea, welcome to Quseir.“ Damit gab er den Weg frei und sie konnten weiterfahren. Wolf schaute zu Herbert zurück und meinte:
„Na ja, hab ich nicht recht gehabt? Irgendwie gehts doch wirklich immer.“
Und als sie nach wenigen Kilometern die Stadt erreichten und dort an der einzigen Tankstelle ohne Weiteres Benzin bekamen, das außerdem nur sechzehn Cent pro Liter kostete, war die Laune aller drei wieder bestens.
Nach einer langen Fahrt an der Küstenstraße erreichten sie am frühen Abend wieder das Sheraton Hotel in El Gouna.
Als sich Franz beim Abendessen zu ihnen setzte und Wolf ihm den Vorfall am Checkpoint erzählte, meinte dieser: „So etwas kann wirklich nur dir passieren, jeder andere wäre stehen geblieben und mit Sicherheit von der Polizei zurückgeschickt worden, aber du schaffst es immer wieder. Ich weiß nicht, warum, aber es ist nun einmal so. Übrigens, Dr. Khaled, der Archäologe, wollte noch mit dir sprechen, er hat nach dir gefragt, als ihr in Luxor wart. Ich habe ihm gesagt, dass ihr heute zurückgekommen seid und nach dem Abendessen immer noch eine Weile in der Bar sitzt. Er wird dann zu euch kommen.“
Herbert freute sich: „Da lernen wir dann einen waschechten Archäologen kennen, ich bin schon gespannt, was wir da zu hören bekommen werden.“
Als die drei dann bei einem Cocktail in der Bar saßen, kam Dr. Khaled. Wolf begrüßte ihn: „Salamu aleikum, Doktor“, worauf dieser antwortete: „Aleikum a Salamu.“ Er lächelte leicht und setzte sich zu ihnen. „Nachdem nun der ungeliebte Dr. Hamam endgültig aus seinem Amt als Antikenminister entfernt worden ist, kommt wieder etwas Bewegung in die archäologische Forschung. Von zwei Neuigkeiten kann ich Ihnen diesmal berichten. Am Gizeh-Plateau sind abermals ein paar Leute verschwunden, und zwar als sie einen Gang betraten, welcher erst vor Kurzem freigelegt wurde. Das Sonderbare daran ist, dass nur die ersten drei Männer verschwanden. Die dahinter Gehenden mussten mit ansehen, wie sich die
Weitere Kostenlose Bücher