Steine der Macht - Band 4
ihn an und teilte ihm mit, dass er sich die Pläne zur Einsicht abholen könnte.
„Ich selbst habe mich auch schon seit Jahren mit der Entstehung dieses Kirchleins beschäftigt und bin dabei einige Male auf die Tempelritter und deren Symbole gestoßen. Vielleicht können Sie ja mehr herausfinden?“, sagte er am Telefon hoffnungsvoll zu Wolf. Dieser ließ sich das nicht zweimal sagen und schon am selben Nachmittag traf er sich mit dem Mann in seinem Wohnhaus neben der Kirche. Als Wolf die Pläne kurz öffnete, konnte er sehen, dass unter dem Kellergewölbe der Kirche noch ein kleiner Raum dargestellt war. Der Zugang war im rechten hinteren Eck des Kellers eingezeichnet. Von dieser Stelle aus musste eine schmale Treppe nach unten führen. Darauf angesprochen, meinte der Besitzer: „Im Kellergewölbe selbst sieht man aber gar nichts. Ich selbst habe dort unten schon alles abgesucht. Da gibt es keinen Abgang und auch keine Türe oder Öffnung. Meiner Meinung ist bei den Renovierungsarbeiten, welche in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts durchgeführt wurden, ein Abgang in ein darunter liegendes Gewölbe zugemauert worden.“
„Mit einem Bodenradar ließe sich so etwas leicht feststellen“, antwortete Wolf. „Ich kenne eine Firma in der Nähe von Salzburg, die solche Geräte verleiht.“
„Bitte tun Sie das, ich lasse Ihnen vollkommen freie Hand. Auch mich würde es brennend interessieren, ob da tatsächlich die Tempelritter am Werk waren und möglicherweise ein Versteck aus der damaligen Zeit existiert.“
Wolf erinnerte sich vage an ein Erlebnis in unmittelbarer Nähe der Kirche, als er vor zwei Jahren mit einer Bekannten in der Nacht dorthin fuhr. Er wollte ihr den Isais-Weiher, welcher neben der Kirche lag, zeigen. Diese Bekannte besaß zuweilen etwas, was man als siebten Sinn bezeichnen könnte. Sie stand damals in jener kalten Winternacht ganz ruhig am Rande des Teiches, schloss ihre Augen und sagte nach einer Weile:
„Da gibt es einen unterirdischen Gang. Dieser verläuft unter der Kirche bis zum Teich und dann bergwärts. Ganz tief unten befindet sich eine Grotte, in der eine Quelle entspringt. Deren Wasser rinnt dann weiter in den Teich.“ Wolf schaute die junge Frau damals erstaunt an und dachte, dass sie wohl eine rege Fantasie haben würde. Nie im Leben würde er glauben, dass so nahe am Teich ein unterirdischer Gang gegraben wurde.
Nach all dem, was ihm nun der Besitzer der Kirche erzählt hatte, sah die Angelegenheit jedoch etwas anders aus.
Ja, er würde sich rasch so ein Bodenradar ausleihen und damit auf die Suche gehen.
Es dauerte nicht sehr lange, da hatte er bereits ein solches Gerät im Kofferraum seines Wagens und fuhr damit zu Linda.
„Schau, was ich da habe“, rief Wolf und zeigte der Lehrerin das Gerät.
„Was hast du damit vor? Gehst du neuerdings auf Schatzsuche? So etwas haben doch höchstens Archäologen oder Raubgräber“, antwortete die Lehrerin mit einem mitleidigen Ausdruck im Gesicht, als sie das Bodenradar erblickte.
Wolf klärte Linda in knappen Worten über sein Vorhaben auf und konnte sie schließlich davon überzeugen, dass es sich dabei um eine ernsthafte Suche handeln würde. Linda würde mitkommen, denn neugierig war sie von Natur aus.
Schon am nächsten Vormittag fuhren sie los. Das Wetter war nicht besonders gut und es regnete leicht. Der Untersberg war nebelverhangen und man konnte von der Straße aus sehen, wie die Seilbahngondel auf halber Strecke bereits in den Wolken verschwand. Der Besitzer der Kirche war gerade nicht anwesend, er hatte Wolf aber bereits am Vortag vorsorglich den Schlüssel zu dem als Garage benützten Gewölbe unter dem Gotteshaus gegeben. Wolf sperrte das Vorhängeschloss auf und knarrend öffnete er das hölzerne Tor.
Außer ein paar Getränkeboxen und einem Motorroller war das Gewölbe leer, was das Absuchen mit dem Radargerät erleichtern würde.
„Weißt du überhaupt, wie man mit so etwas umgeht?“, fragte Linda, als Wolf den Antennenrahmen des Gerätes zusammenschraubte und die Kabel anschloss.
„Ich habe es mir bei der Firma erklären lassen, er müsste ganz einfach zu bedienen sein. Würdest du mir dann helfen, den Rahmen zu tragen, schwer ist er zwar nicht, allerdings etwas unhandlich?“
„Freilich“, lachte Linda und schob zwei Kinderfahrräder auf die linke Seite des Kellers. Wolf schaltete das Bodenradar ein und sie suchten zuerst die rechte Seite ab. Da war aber nichts zu sehen. Sie schritten dann
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