Steine der Macht (German Edition)
Route zurückfahren sollten.
Mit Sicherheit würde der Hubschrauber bald vom Militär gesucht werden und dann wäre es nur eine Frage der Zeit, bis man sie entdecken würde. Außerdem konnten sie auf dem mit Schlamm bedeckten Boden mit ihrer Limousine unmöglich fahren.
Rasch weg von hier, das war jetzt die Devise. Aber wohin sollten sie fahren? Aufgrund seiner guten Ortskenntnisse hatte Raghab bereits die rettende Idee. Der Weg, den der Fischer meinte, war eine uralte Karawanenstraße durch die Felswüste und vielleicht für Pferde oder Kamele geeignet, nicht aber für Pkw. Es blieb ihnen aber keine andere Wahl.
Im Schritttempo ging es nun nach Süden. Es war aber schon absehbar, dass sie vor der Dämmerung unmöglich die nächste Straße, welche das Rote Meer mit dem Niltal verbindet, erreichen würden. Doch sie -hatten ein noch größeres Problem. Es war nicht das Wasser, welches dieses Mal knapp werden würde, nein, das Problem war der Treibstoff. Hier in den Bergen konnte man den Verbrauch nicht nach Kilometer Fahrtstrecke berechnen. Es waren die vielen Stunden der Wüstenfahrt im ersten Gang über Sand und Steine, welche den Tank zusehends leerer werden ließen. Auch Reservekanister hatten sie keinen mit, aber das war in Ägypten ohnehin verboten.
Bei Einbruch der Dunkelheit blieben sie an einer überhängenden Felswand stehen. An ein Weiterfahren war nicht mehr zu denken. Raghab machte Feuer aus ein paar spärlichen Holz- und Wurzelstücken, welche sie unterwegs aufgesammelt hatten. Die zwei Melonen, welche Raghab von zu Hause mitgenommen hatte, waren das Abendbrot. Linda holte aus ihrem Rucksack ein paar Müsliriegel heraus, sie hatte diesmal nicht nur das Trinkwasser dabei. Nachdem sie noch darüber diskutiert hatten, wie weit sie noch von der Straße entfernt waren und ob der Treibstoff ausreichen würde, legten sich Wolf und Linda die Wagensitze um und schliefen im Fahrzeug, während sich Raghab beim Lagerfeuer zur Ruhe begab.
Fröstelnd erwachten die drei am frühen Morgen. Die Temperaturen im Februar waren in der Nacht nahe dem Gefrierpunkt, aber im Wagen während der Fahrt würde es ohnehin rasch warm werden.
Frühstück gab es keines an diesem Tag. Raghab verrichtete leise murmelnd und nach Mekka geneigt sein Morgengebet. Mittlerweile sahen sich Linda und Wolf den schwarzen Stein aus dem Gang genauer an. Dieser war fast identisch mit jenem, den Wolf vor Jahren in der unterirdischen Kammer der Cheops-Pyramide gefunden hatte. Niemandem hatte er je davon berichtet. Er hatte diesem Stein bis jetzt auch keine besondere Bedeutung zugemessen. Er hatte die Form und Größe einer abgeflachten Orange, war dunkel, extrem hart und schwer. Was hatte dieser Stein wohl zu bedeuten? Konnte man ihn tatsächlich mit dem Verschwinden der Soldaten in Verbindung bringen? Die Sonne stieg höher und die Kühle der Nacht wurde schnell von einer sengenden Hitze abgelöst.
Wie weit würde es wirklich noch bis zur Verbindungsstraße sein? Zwei oder drei Stunden, vielleicht auch mehr? Aber für mehr würde das Benzin sicherlich nicht ausreichen. Und zu Fuß über Stock und Stein in dieser Wüste, da würden sie ohne Wasser nicht weit kommen. Raghab murmelte ein „Inshallah“ und Wolf versuchte so zu fahren, dass möglichst die direkte Route nach Süden eingehalten werden konnte. Nach zwei Stunden erreichten sie eine Stelle, an der Hieroglyphen aus der Pharaonenzeit an den Felswänden zu sehen waren.
„Wir sind auf der alten Pharaonenstraße“, sagte Wolf, der diese Wege ja schon seit Jahren suchte. Hier war er schon einmal gewesen. Es waren die Pfade, welche schon seit den Zeiten der Pharaonin Hatschepsut vom Nil über den Weg der Brunnen durch das Gebirge bis an das Rote Meer führten. Von hier aus konnte es nicht mehr weit bis zur Asphaltstraße sein. Die Tankanzeige stand bereits auf null, als sie von Weitem das Horn eines Trucks vernahmen.
Sie erreichten die Straße mit den letzten Tropfen Benzin und warteten nun auf einen Pkw, von dem sie etwas Treibstoff erbitten wollten. Lkw fuhren zwar mehrere vorbei, doch mit dem Dieseltreibstoff der Lastwagen konnten sie nichts anfangen. Es dauerte eine geraume Weile, da kam ein alter Pick-Up und blieb auch sofort stehen, als Raghab dem Fahrer zuwinkte. Mit einem kleinen Stück Schlauch saugte der freundliche Araber Benzin aus seinem Tank. Mit einer leeren Wasserflasche wurde umgefüllt. Die Menge sollte für die einhundert Kilometer bis zur Stadt Quseir am Roten Meer
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