Steine der Macht (German Edition)
verstecken konnten. Falls die Soldaten wieder zurückkommen würden, war für sie der Pkw an diesem Punkt nicht zu sehen. Sie erreichten nach kurzer Zeit die Stelle an der Kuppe am Ende des Tales, wo sie ihr Fahrzeug stehen ließen. Von dort ging es über steile Geröllhalden zu Fuß weiter. Dunkle Wolken schoben sich langsam über die Berge und auch ein starker Wind war mittlerweile aufgekommen. Der Sand kratzte Wolf und Linda bereits in den Augen. Raghab hatte sich sein Kopftuch um das Gesicht geschlungen und war in seinem blauen Gewand nun von einem waschechten Tuareg nicht mehr zu unterscheiden. Seine Djelabeija, sein Umhang, flatterte im Wüstenwind und er sah aus wie Moses vor der Überquerung des Roten Meeres. Sie kamen nach kurzem Anstieg auf einen kleinen Bergkamm und von dort konnten sie die Staubfahne des Geländewagens erkennen, mit welchem die Soldaten schon fast an der Rückseite des gesprengten Berges beim mittlerweile gut sicht-baren Steinportal angelangt waren. Der Jeep wurde langsamer und Wolf meinte, mit dem Feldstecher direkt vor dem alten Eingang in den Berg einen grünlichen Dunst am Boden zu erkennen. Die Soldaten fuhren geradewegs darauf zu und im nächsten Augenblick war das Fahrzeug mitsamt den Insassen verschwunden. Wolf konnte kaum glauben, was er da soeben gesehen hatte. Er reichte Linda das Fernglas und danach konnte sich auch Raghab davon überzeugen, dass da eine Fahrzeugspur abrupt aufhörte und von den Soldaten und ihren Jeep nichts mehr zu sehen war.
Dunkle Wolken zogen vom Westen über die bizarren, rötlich schimmernden Berggipfel und das Spiel von Licht und Schatten machte das Gesehene nur noch unwirklicher. „Glaubst du an Dschinns?“, fragte Wolf Raghab auf Arabisch. Raghab nickte nur und murmelte ganz verstört einige Sätze, in denen er Allah pries und um Schutz anflehte. Sie waren jetzt nur noch zweihundert Meter von dem Steinportal entfernt. Sie stiegen höher auf den Bergkamm hinauf und sahen von der Ferne zwei Geländewagen quer durch das Wadi auf der anderen Seite ebenfalls auf das Portal zukommen. Die Fahrzeuge waren noch etwa drei Kilometer entfernt und würden bestimmt noch eine geraume Weile bis hierher benötigen.
Wolf und Linda überlegten, ob sie zum Portal gehen sollten, aber waren doch dort erst die Soldaten mit dem Jeep verschwunden.
Die Entscheidung wurde ihnen jedoch prompt im nächsten Moment abgenommen, als sie den donnernden Lärm der Rotoren eines Helikopters vernahmen. Ein Militärhubschrauber tauchte bedrohlich hinter einem Bergkamm auf. Vermutlich waren die Soldaten im Jeep in Funkkontakt mit der Militärbasis gewesen und als nach dem Verschwinden kein Kontakt mehr zu ihnen bestand, schickte man kurzerhand einen Helikopter zur letzten bekannten Position. Wolf hatte die Geografie dieses Gebietes im Kopf und wusste, dass der nächstgelegene Wüstenflugplatz des ägyptischen Militärs nur maximal fünfzig Kilometer Luftlinie entfernt war. Der Hubschrauber konnte aber wegen der Enge des Bergtales nicht direkt beim Portal landen. Deshalb drehte er mit einer steilen Linkskurve ab, um draußen im flachen Teil des Wadis niederzugehen. Langsam, wegen des starken Windes, kam die Maschine in einer Entfernung von etwa einem Kilometer herunter. In einer riesigen Staubwolke, welche rasch vom immer stärker werdenden Wind weggeblasen wurde, setzte der Hubschrauber auf und man sah einige Soldaten herausspringen. Nun war guter Rat teuer. Einerseits waren die drei froh, dass ihr Wagen nicht vom Helikopter aus entdeckt worden war, andererseits würden die Soldaten in wenigen Minuten hier sein. Auch von der gegenüberliegenden Seite kamen die zwei Geländewagen immer näher, was die aufgewirbelten Sandwolken jetzt auch ohne Fernglas zeigten.
Wolf, Linda und Raghab waren mittlerweile bis auf fünfzig Meter an das Steinportal, vor dem der grüne Nebel wie eine ganz dünne Wolke nur wenige Zentimeter über dem Boden lag, herangekommen.
In diesem Moment erhellten Blitze den dunklen Himmel, ein ohrenbetäubendes Donnern folgte und es begann augenblicklich, wolkenbruchartig zu regnen. Binnen Minuten schoss das Wasser von überall her die Felsen herunter, um einem reißenden Wildbach gleich in die Wadis zu fließen.
Es waren erstaunlich große Mengen Wasser, die da zusammenkamen, und binnen kürzester Zeit hatte die erste, meterhohe Flutwelle den Helikopter der Soldaten im Wadi erreicht. Die Wucht der Wassermassen war derart groß, dass sich die Maschine mit noch
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