Steine der Macht (German Edition)
laufenden Rotoren zur Seite neigte und kippte. Sie konnten noch erkennen, wie die davorstehenden Soldaten vom reißenden Wasser mitgerissen und fortgespült wurden. Auf der anderen Seite des Berges sahen sie, wie einer der beiden Landrover durch die heranschießenden Fluten umstürzte. Es war apokalyptisch, die -Wassermassen nahmen blitzartig zu. Die drei Abenteurer mussten sich sofort in Sicherheit bringen, um nicht ebenfalls hi-nuntergespült zu werden. Als einzige Zuflucht blieb jetzt nur noch der alte Eingang in den Berg. Der grüne Nebel war urplötzlich verschwunden.
Kapitel XVII – Der Stein des Osiris
Seit der Regen begonnen hatte, war keine Spur mehr vom grünen Dunst am Boden zu sehen. So rasch sie konnten, liefen die drei jetzt auf das Portal zu. Ohne zu zögern, überschritten sie die Schwelle. Es war ein roh behauener Gang, leicht nach unten führend, reichte er etwa zwanzig Meter tief in den Berg hinein. Wolf schaltete seine kleine Taschenlampe, die er immer bei sich trug, ein. Auch Linda hatte ihre Lampe aus dem Rucksack geholt.
Sie leuchteten damit die Wände ab, aber keine Spur von Hieroglyphen, rein gar nichts. Sie mussten nicht weit gehen, bis sie das Ende des Ganges erreichten. Dort erblickten sie ein erhabenes Relief von Osiris, dem Totengott der alten Ägypter, in die Felswand gemeißelt. Rechts daneben war eine eingravierte Kartusche der löwenköpfigen Kriegsgöttin Sechmet zu sehen. Linda, welche etwas zitternd ihre Taschenlampe in der Hand hielt, wusste nicht so recht, ob sie staunen oder sich einfach nur fürchten sollte.
Direkt vor dem Osiris-Relief stand ein fast metergroßer Felswürfel und darauf lag ein kleiner, schwarzer Stein in Form einer abgeflachten Orange. Wolf war fasziniert, hatte er doch vor Jahren schon so einen Stein in der unterirdischen Kammer der Cheops-Pyramide gefunden. Doch es blieb ihm nicht viel Zeit, um darüber nachzudenken. Da der Gang leicht abschüssig in das Bergesinnere verlief, sammelte sich das vom Eingang hereinfließende Wasser und begann bereits zu steigen.
Der Würfel war bis zur Hälfte im schlammigen Nass verschwunden. Zahlreiche Käfer, Insekten und Reste von verdorrten Pflanzen wurden hereingeschwemmt. Wolf glaubte, sogar einen Skorpion gesehen zu haben. „Wir müssen hier raus, rasch!“ Raghab war bereits im knietiefen Wasser ohne Lampe im Dunkeln in Richtung Eingang gelaufen. Linda bekam jetzt einen Anflug von Panik, denn wenn sie etwas gar nicht mochte, dann waren es enge, unterirdische Gänge, aber dass hier auch noch Wasser hereinfloss, das war eindeutig zu viel für sie. Die schmutzigen Fluten, welche sie zuvor gesehen hatte und von welchen auch der Helikopter und die Landrover mitgerissen worden waren, bedeuteten eine lebensbedrohende Gefahr für alle drei. Doch glück-licherweise schossen die Regenmassen, welche vom Berg herunterkamen, zum Großteil wie ein Wasserfall über den Portaleingang hinweg.
Trotzdem stieg der Pegel im Gang stetig, wenn auch langsam. Sie beeilten sich, Raghab, der bereits draußen wartete, zu folgen. Wieder im Freien angekommen, blendete sie aber das Sonnenlicht, welches zwischen den langsam abziehenden Wolkenfeldern hervorkam. So plötzlich, wie das Unwetter gekommen war, verschwand es auch wieder. „Nur alle fünfzehn bis zwanzig Jahre einmal“, so hatte Raghab damals vor einigen Jahren an der Quelle erzählt, „regnet es in der Wüste, und dann wird es gefährlich in den Wadis.“ Nun hatten Wolf und Linda dieses seltene Naturschauspiel zu sehen bekommen und es war wie eine Fügung genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Raghabs Djelabeja war nun zweifarbig, der obere Teil war blau und der untere hatte eine schmutzig, braune Farbe angenommen. Aber sie waren erleichtert, als sie sahen, dass ihnen jetzt keine Gefahr mehr drohte.
Rasch stiegen sie wieder den Bergrücken hinauf. Hoffentlich hatte der Wolkenbruch ihren Wagen nicht hinuntergeschwemmt. Sie waren erleichtert, nach einigen Minuten ihr Fahrzeug unversehrt hinter einem Felsen zu sehen. Unten im Wadi sah es hingegen fürchterlich aus. Alles war von Schlamm und Schutt bedeckt. Keine Spur mehr vom Helikopter und den Soldaten. Auch von den zwei Landrovern und ihren Besatzungen war nichts mehr zu sehen. Vermutlich waren sie durch die Wucht der Wassermassen mitgerissen und kilometerweit abgetrieben worden.
Sofort starteten sie ihren Wagen, der auch ohne Weiteres ansprang. Raghab versuchte Wolf zu erklären, dass sie eine andere
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