Steine der Macht (German Edition)
natürlich 1943, von unserer Wehrmacht Massengräber im Wald von Katyn entdeckt und geöffnet wurden. Es waren insgesamt über fünfzehntausend Leute, die dort von den Russen erschossen und verscharrt wurden. Das war ebenfalls in Polen, genauso wie Auschwitz, Treblinka und Sobibor.
Da vorne am Eingang stand doch Dokumentationszentrum, aber das hier gleicht einem Anklagezentrum, warum ist so etwas nicht dokumentiert?“
„Vielleicht weil es sich bei diesen Opfern eben um polnische Menschen handelte und außerdem waren dafür schließlich auch nicht die Deutschen, sondern die Sowjets verantwortlich“, sagte Wolf.
„Gibt es heutzutage wieder viele von diesen Juden im Reich?“
„Reich gibt es keines mehr und von den Juden hört man nicht mehr viel. Wir haben es jetzt mit etwas anderem zu tun, den radikalen Islamisten, welche sich bereits in großer Zahl in Europa eingenistet haben. Terroranschläge mit vielen Toten gehen bereits auf das Konto dieser Leute“, antwortete Linda, welche bemerkte, dass Kammler die Zornesröte ins Gesicht stieg.
Der General atmete schwer durch und sagte: „Ich war stets ein großer Bewunderer von Prinz Eugen und auch vom albanischen Fürsten Skanderbeg, die beiden hatten uns ja schon vor Jahrhunderten vor den Islamisten bewahrt. Wie, um Himmels willen, kommt es, dass sich heute, wie Sie sagen, viele solcher Leute im Reichsgebiet befinden?“
„Wie schon gesagt, wir haben heute kein Reichsgebiet mehr, es gibt ein geeintes Europa, die Europäische Union, und es herrschen heute sehr liberale Einwanderungsgesetze in den einzelnen Mitgliedsstaaten. Es ist nur zu hoffen, dass wir nicht zusehen müssen, wie solche radikalen Elemente unsere abendländische Zivilisation bedrohen. Die Zerstörung der Türme des World Trade Centers in New York mit Tausenden Opfern geht auf das Konto der radikalen Islamisten. Und auch in Europa, in Madrid, waren bei einem fürchterlichen Anschlag vor einigen Jahren fast zweihundert Menschen getötet worden. Die einzelnen Regierungen versuchen zwar durch gezielte Überwachung solche Terror-Anschläge zu verhindern, in Sicherheit kann sich heute aber niemand mehr wiegen.“
„Wenn ich Ihnen so zuhöre, muss ich annehmen, dass von der deutschen Zucht und Ordnung nicht mehr viel übrig geblieben ist.“
„Dafür haben wir aber heute eine Freiheit, welche in Ihrer Zeit nicht für jedermann verfügbar war. Die Leute sind heutzutage schon daran gewöhnt und können sich etwas anderes gar nicht mehr vorstellen, aber wahrscheinlich haben wir sogar zu viel Freiheit und das wird uns auf längere Sicht auch nicht guttun“, erwiderte Wolf.
Inzwischen waren sie bei der Mautstelle der Pano-ramastraße angelangt und Wolf sah im Rückspiegel, dass die beiden Gäste im Angesicht des geschlossenen Schrankens nervös wurden. In ihrer Erinnerung war ein Schranken wohl immer mit einem Posten besetzt, der jeden, der hier durchfahren wollte, genau zu kontrollieren hatte. Und erst recht hier oben im absoluten Führersperrbezirk. Wolf versuchte, die beiden zu beschwichtigen, sah aber, dass Weber bereits die Hand an einer unter der Jacke verborgenen Pistole hatte. Er stoppte sein Fahrzeug am Mauthäuschen. Linda gab einen Geldschein durch das Fenster und die Frau an der Kasse reichte ihr die Quittung und ein Prospekt der Straße herüber. Der Schranken ging auf und sie fuhren weiter. Sichtlich erleichtert fragte der General, wohin es nun weiterginge. „Wir fahren jetzt zu dem geheimen, unterirdischen Gewölbe Hitlers, von dem ich Ihnen bereits an der Felswand erzählt habe“, sagte Wolf und bog auch schon nach rechts in den Wald auf einen gesperrten Forstweg ein. Nach einigen hundert Metern erreichten sie eine kleine Holzhütte, wo sie den Wagen stehen ließen. Sie wanderten zuerst eine alte, asphaltierte Straße von Hitler entlang, um dann ein Stück in den Jungwald hineinzugehen. Dann standen sie auch schon vor dem halb verfallenen Eingang zu dem unterirdischen Bauwerk.
„Hier war früher eine schöne Wiese“, sagte Kammler, „und ein großes Bienenhaus stand auch hier, ich erinnere mich gut.“
„Wollen wir in das Gewölbe hinuntergehen?“, fragte Wolf, „wir haben genug Lampen für jeden dabei und außerdem ist es unten nicht völlig dunkel wegen der halb zugewachsenen Lichtschächte.“
„Auf keinen Fall“, sagte der General, „auf Führerbefehl waren alle seine geheimen Bauwerke, wenn sie nicht zerstört wurden, mit Gelbkreuz-Phiolen zu bestücken.
Weitere Kostenlose Bücher